Patricia Blank aus Tettnang, die seit August zuammen mit Fiona Trittler aus Oberkochen in Alenga, Uganda ist, schreibt über ihre Eindrücke der ersten drei Monate.
Drei Monate bin ich nun schon in Uganda. 88 Tage, die jetzt schon nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken sind. Weil sie so schön, so erfahrungsreif und so anders waren als alles, was ich bisher erlebt habe. Weil sie meinen Blickwinkel auf Deutschland und auf die Welt schon verändet haben. Weil sie mich verändert haben.
Wow, hast Du Mut
Los gings früh morgens am 17. August. Am Flughafen hatte ich einen ganz schönen Kloß im Hals. Jemand sagte: „Wow, du hast aber Mut, für ein ganzes Jahr so wegzugehen. Das würde ich mir nicht trauen.“ Doch dann befand ich mich schon an einem anderen Ende der Welt, in der Nacht, vollbepackt und aufgeregt am Flughafen von Entebbe.
Unser Mentor Father Stan ist mit seiner herzlichen und verrückten Art eine Klasse für sich. Stundenlang haben wir uns schon mit ihm über Gott und die Welt (wortwörtlich) unterhalten, aber auch diskutiert, denn sein klarer Blick macht ihn zu einem tollen Gesprächspartner. Nach fünf Tagen in Kampala ging es weiter nach Alenga. Kampala war zwar alles andere als europäisch und doch, dass aus Teerstraßen rote Sandwege wurden und Betonhäuser Lehmhütten mit Strohdächern wichen, war nochmal etwas anderes.
Sehr herzlich wurden wir von den drei Sisters begrüßt. Sie sind wie unsere Mütter hier, zu denen wir mit jedem kleinen oder größeren Anliegen kommen können. Am begeistertsten wurden wie aber von Mouri, einem zwölfjährigen Mädchen, begrüßt, das in den Ferien bei den Sisters wohnt. Wir helfen ihr bei so ziemlich allen täglichen Aufgaben. Das war eine tolle Gelegenheit, das Leben der Menschen hier und ihren Alltag kennenzulernen. Angefangen beim Erdnüsse ausschälen und rösten, Fisch ausnehmen und Flüssigseife herstellen bis hin zu Cassava „aus dem Busch“ ernten und Feuerholz auf dem Kopf transportieren.
Mitleben
„Mitleben, Mitbeten, Mitarbeiten“ ist das Motto von uns Missionarinnen auf Zeit. Der erste Monat stand ganz unter dem Aspekt des Mitlebens. Ganz praktisch leben Fiona und ich in unserer eigenen kleinen „WG“ auf dem Konvent der Sisters, in der wir alles haben, was man so braucht: Küche (mit Gasherd!), Dusche, Toilette (sogar europäisch), Esszimmer und für jeden von uns ein eigenes Zimmer. Dass dies hier keinesfalls Standard ist und wir luxuriös leben, wurde uns im Lauf der Zeit immer bewusster. So kochen die Sisters, wie eigentlich alle Einheimischen, draußen über dem offenen Feuer. Auch sonst unterscheidet sich das Leben hier sehr von Deutschland: Wäsche selber waschen, Müll verbrennen, Wasser holen, eiskalte Dusche, tagelanger Stromausfall, kein Supermarkt weit und breit. Aber an all das bin ich mittlerweile so gewöhnt, dass ich es mir gar nicht anders vorstellen kann (Okay, abgesehen von den ersten zehn Sekunden unter der kalten Dusche). Woche für Woche merke ich, wie die Erfahrungen hier meinen Blick auf die Welt verändern, wie sie mich so vieles an der deutschen Lebensweise (Konsum und Stress, um nur zwei Aspekte zu nennen) in Frage stellen lassen, so vieles, was immer selbstverständlich war.
Mitarbeiten
Das begann am 17. September. Seitdem arbeite ich Montag- bis Freitagvormittag und zweimal in der Woche auch am Nachmittag im Health-Center und hier genauer in der Geburtenstation. Dort findet auch Schwangerschaftsvor- und nachsorge statt. Meine Aufgaben sind von den Wochentagen abhängig, denn jeder Wochentag hat einen anderen Schwerpunkt. Den Donnerstag erkennt man am unglaublich lauten Babygeschrei, denn da ist Impftag.
Mitbeten
Das Mitbeten, mag sich auf den ersten Blick aus deutscher Sicht etwas trocken anhören. Doch das täuscht. Denn Glaube ist hier alles, nur nicht trocken und langweilig. Im Gegenteil. Am Sonntagsgottesdienst wird so viel gesungen, gejubelt und getanzt, dass er zu meinem kleinen Wochenhighlight wurde. Es ist schön zu sehen und zu spüren, dass Glaube hier Lebensfreude ist.
Mittendrin statt nur dabei
Mitleben, Mitbeten, Mitarbeiten. Alle drei haben meine Zeit hier bisher geprägt und lassen sich zusammenfassen unter dem MaZ-Motto: „Mittendrin statt nur dabei“. Es bedeutet für mich nicht nur als Besucher, erst recht nicht als Beobachter, nein, als Teil von etwas Größerem hier zu sein.
An meinem vierten Tag in Uganda, noch in Kampala, hab ich in mein Tagebuch geschrieben: „Würde man mich fragen, was bisher das Beste an Uganda, an meinem Freiwilligendienst ist, würde ich antworten: Die Menschen. In meinem Leben habe ich noch nie so offene und herzliche, aber gleichzeitig auch so unglaublich humorvolle Menschen getroffen.“ Jetzt, nach drei Monaten, würde ich hinzufügen: „Noch nie hab ich Menschen getroffen, die vor Lebensfreude so sprühen, die so tief und voller Vertrauen an Gott glauben, wie die Menschen hier.“
Ich bin so dankbar, dass Gott, dass das Leben mir die Chance gegeben hat, hierher zu kommen.
Patricia Blank
Weitere Bilder und Berichte von Patricia und Fiona finden Sie hier. Außerdem Informationen für alle, die sich für einen Einsatz als Missionar auf Zeit interessieren.