Eine verheiratete Schwester von Lorenz Unfried hatte den Nachnamen Bischof. Als Lorenz 1969 zum Bischof ernannt wurde, rief er bei seiner Schwester an. Diese meldete sich mit: „Hier Bischof.“ Darauf er: „Was heißt hier Bischof? Ich bin jetzt Bischof“.

Eine unerwartete Wahl
Die Überraschung war groß bei seinen Verwandten und auch bei seinen Mitbrüdern, dass dieser eher unangepasste und oft sehr direkte Pater Lorenz Unfried zum Bischof ernannt wurde. Zunächst zum Weihbischof der zweitgrößten Stadt Perus, Arequipa. Es waren die 68er-Jahre, die Zeit nach dem Konzil. Viele in der Kirche taten sich schwer mit dem Neuen, andere drängten mit Ungeduld auf einen Wandel. Einige der damals Verantwortlichen in der Kirche dachten wohl, der damals 50-jährige deutsche Missionar in Cerro de Pasco wäre der Richtige für die neu entstandenen Armenviertel rund um Arequipa. Sie irrten sich nicht. Die Kongregation gab ihm einen weiteren jungen Mitbruder mit, Pater Rolf Dörr. Später kamen weitere nach, unter anderen Pater Herbert Gimpl, und Arequipa wurde neben den Diözesen Huánuco und Tarma ein weiterer Schwerpunkt der Comboni-Missionare in Peru.

Bischof Lorenz Unfried

Der Koffer war gepackt
Lorenz Unfried stammte aus Ornbau in Mittelfranken, geboren am 13. September 1918. Nach Seminar und Gymnasium in Ellwangen trat er 1936 ins Noviziat in Bamberg ein. Sein Studium wurde unterbrochen durch Krieg und russische Gefangenchaft von 1940 bis 1948. Wieder zurück im Studienhaus in Bamberg habe er es fast nicht mehr ausgehalten in der Enge der Gemeinschaft, bekannte er später. Schließlich hatte er acht Jahre Krieg und Gefangenschaft hinter sich. Es hat auch nicht viel gefehlt, und er wäre entlassen worden. „Der Koffer war schon gepackt.“

So einen vergisst man nicht
1950 wurde er zum Priester geweiht und ein knappes Jahr später ging er nach Peru. Dort blieb er bis zu seinem Tod am 29. November 1988. Die ersten Jahre arbeitete er als Wanderseelsorger in meist verlassenen Indiodörfern im Hochland im weiten Umkreis von Huánuco. Acht Jahre später wurde er leitender Pfarrer in der 4000 Meter hoch gelegenen Minenstadt Cerro de Pasco und wieder acht Jahre später wurde er Weihbischof in Arequipa. 1980 schließlich wurde er Nachfolger von Bischof Anton Kühner in Tarma bis zu seinem Tod nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren. Einen Mitbruder wie ihn vergisst man nicht so schnell.

P. Reinhold Baumann  Fotos: Comboni-Archiv