Vor 80 Jahren wurde Pater Josef Hornauer am 5. April 1945 aus dem Konzentrationslager Dachau entlassen.
Auf unbestimmte Zeit
So lautete der Vermerk im Schutzhaftbefehl, als Pater Josef Hornauer 1939 verhaftet wurde und ins Konzentrationslager kam, zunächst nach Sachsenhausen, dann Oranienburg und schließlich am 14. Dezember 1940 nach Dachau.
Josef Hornauer wurde am 3. April 1913 im kleinen Weiler Wutzldorf in der Oberpfalz geboren. 1929 trat er mit 16 Jahren vom Gymnasium in Regensburg ins Missionshaus Milland bei Brixen ein. Dort legte er am 25. Dezember 1935 die ewigen Gelübde ab und wurde am 29. Juni 1936 im Dom von Brixen zum Priester geweiht.
Auch für den Feind beten
Nach dem Abschluss seines Studiums kam Pater Hornauer zunächst als Lehrer ins Seminar nach Unterpremstätten bei Graz. Nach der von den Nationalsozialisten erzwungenen Schließung des Seminars war er in Messendorf in der Nähe von Graz. Dort wurde er am 8. November 1939 aufgrund einer Bemerkung im Religionsunterricht verhaftet. Er unterrichtete in einer Schule in der Nähe von Graz, wo gerade das Thema christliche Nächstenliebe behandelt wurde. Pater Hornauer schrieb dazu in seinen Aufzeichnungen: „Auf die Frage eines Buben, ob man auch Chamberlain [Anm.d.Red.: englischer Premierminister 1937-1940] lieben müsse, sagte ich unter anderem, dass es unchristlich wäre, wenn einer sagen würde, für Chamberlain dürfe man nicht beten.“ Daraufhin wurde er angezeigt und verhaftet. Im Schutzhaftbefehl stand: „Der Schutzhäftling Hornauer gefährdet die Sicherheit des deutschen Reiches, indem er versucht, die Jugend den Ideen der nationalsozialistischen Weltanschauung zu entfremden, ihre Erziehung gefährdet und sich als Volksschädling übelster Sorte erwiesen hat.“
Über die Zeit im KZ schrieb Pater Hornauer auf Bitten seines Ordensoberen nach seiner Entlassung den gleichnamigen Bericht, den er am 21. Mai 1945 fertigstellte.
„Fünf Jahre hinter Stacheldraht“
Über die Zeit im KZ schrieb Pater Hornauer auf Bitten seines Ordensoberen nach seiner Entlassung den gleichnamigen Bericht, den er am 21. Mai 1945 fertigstellte. Er beschreibt darin das Lager und die Abläufe in Dachau, angefangen bei den verschiedenen Gebäuden, über das Personal, die verschiedenen Häftlingsgruppen, die zu verrichtenden Arbeiten bis hin zu seiner überraschenden Entlassung am 5. April 1945.
Während des Krieges waren insgesamt etwa 2500 katholische Priester aus verschiedenen Ländern in Dachau in Haft, von denen 1000 diese Zeit nicht überlebten.
Missionar in Südafrika
Bis Oktober 1948 war Pater Hornauer anschließend Rektor von Mellatz. Im Dezember 1948 reiste er mit der ersten großen Gruppe von Missionaren, die nach dem Krieg ausreisen durften, nach Südafrika.
Obwohl er als Folge seiner Haft gesundheitlich angeschlagen war, begann hier für ihn eine erfolgreiche und erfüllte Missionsarbeit. P. Josef war einer der wenigen Missionare, der neben Englisch und Afrikaans die afrikanischen Sprachen Zulu, Sepedi und Shangaan beherrschte.
Er starb am 19. Juli 1972 mit 59 Jahren bei einem nicht selbst verschuldeten Autounfall in der Nähe von Glen Cowie und wurde in Maria Trost begraben. Noch nie waren so viele Menschen zu einem Begräbnis in Maria Trost gekommen. Ein Zeichen, wie beliebt und geschätzt P. Hornauer bei den Afrikanern war. Er drängte sich nie in den Vordergrund, weshalb es nur wenige Fotos von ihm gibt, die ihn immer mit einem ernsten Gesicht zeigen.
Reinhold Baumann/Ulrike Lindner