Der Autor dieser Zeilen wurde gebeten, über die Wiedervereinigung der Comboni-Missionare zu schreiben und Überlegungen zum Jahresthema 2019 über die „kulturelle Vielfalt“ anzufügen. Meine persönliche Erfahrung:
Ich bin mit 78 Jahren der jüngste aus der deutschsprachigen Provinz stammende Missionar in Peru. Ohne Wiedervereinigung würde es mich treffen, in unserem geliebten Peru das Licht auszumachen. Ich war auch der letzte deutsche Comboni-Missionar, der 1980 Spanien verlassen hat. Damals war ich glücklich und zufrieden, weil ich mich von einer blühenden Ordensprovinz verabschieden durfte.

„Pfingstwunder“ in Peru
Auch in Peru sehe ich heute eine Provinz, die sich einer erfrischenden Vielfalt erfreut. An der Provinzversammlung dieses Jahr nahmen Comboni- Missionare aus 13 Ländern von vier Kontinenten teil, um über das Thema „Sie verständigten sich mit der Sprache der Liebe“ zu reflektieren, wobei das Pfingstwunder als Leitbild diente.
Spanien, wo ich von 1966 bis 1980 war, erlebte die Wiedervereinigung als wichtiger Protagonist. In den 50er-Jahren kamen – zunächst ohne voneinander zu wissen – italienische und deutsche Comboni-Missionare in Spanien an, um Niederlassungen zu gründen. Die Italiener eröffneten Niederlassungen in San Sebastian, Corella, Madrid, Barcelona, Moncada bei Valencia, Granada und Santiago. Die Deutschen hatten weniger Personal und beschränkten sich auf Palencia und Saldaña.

Die beiden Generaloberen Pater Georg Klose und Pater Tarcisio Agostoni stoßen an, nachdem sie in Josefstal zusammen einen Baum gepflanzt hatten.

Es begann in Spanien
Da ergab es sich, dass den Italienern im nur 30 Kilometer von Saldaña entfernten Sahagun ein Haus angeboten wurde. Der Obere der Italiener, Pater Enrico Faré, hielt es für angebracht, vor einer Entscheidung den Hausoberen von Saldaña, Pater Franz Xaver Kieferle, zu besuchen, um das Angebot mit ihm zu besprechen. Gemeinsam besuchten sie das Haus, eine alte und für unsere Zwecke nutzlose Burgruine. Doch beide kehrten glücklich zurück voll Freude, sich unter so eigenartigen Umständen getroffen zu haben. Zwischen beiden entwickelte sich eine herzliche Freundschaft. Von da an waren die deutschen Mitbrüder stets willkommene Gäste im Haus der Italiener in Madrid.
Beide Kongregationen eröffneten Seminare und andere Ausbildungshäuser für junge Spanier. Ende der 60er-Jahre beschlossen dann beide Gruppen, die beiden Noviziate und Scholastikate in Moncada zusammenzulegen. Das Thema Wiedervereinigung wurde zu einem wichtigen Thema bei den Generalkapiteln beider Kongregationen (1969 und 1973). 1975 trafen sich die Generalkapitel beider Kongregationen in Ellwangen und beschlossen, bei einem gemeinsamen Kapitel 1979 die Wiedervereinigung zu vollziehen.

Allen Widerständen zum Trotz
Es gab schon auch Widerstände und Hindernisse. Auf beiden Seiten gab es Mitbrüder, die die Trennung noch persönlich miterlebt hatten und nicht ohne weiteres einverstanden waren. Sie hegten Zweifel am Gelingen. Doch es war natürlich im Sinn von Daniel Comboni. In einer Welt, die riesige Schritte in Richtung Globalisierung tut, mit Millionen von Migranten, müssen wir uns als Missionsfamilie der Herausforderung kultureller Vielfalt stellen und Beziehungen zu Menschen anderer Völker und Kulturen knüpfen, und zwar auf der Grundlage gegenseitiger Achtung und Wertschätzung. Das sind Voraussetzungen für den Aufbau einer neuen Menschheit.

Pater Alois Weiss – Fotos: Foto Zirlik, Ellwangen.