Gemeint ist nicht die Wiedervereinigung Deutschlands vor 30 Jahren, sondern die der Comboni-Missionare vor 40 Jahren. Was war der Grund für die Teilung 1923 und wie kam es zur Wiedervereinigung? Dazu der folgende Beitrag:

Anlass der Teilung war der Erste Weltkrieg. Die von Comboni gegründete Gemeinschaft bestand vor dem Krieg je zur Hälfte aus Mitgliedern aus dem deutschen Sprachraum und aus Italien, hier vor allem aus der Region um Verona, Padua und Treviso. Diese grenzte an Gebiete, die zu Österreich gehörten, deren Bevölkerung aber Italienisch sprach. Es gab dort eine starke Stimmung, die den Anschluss dieser Gebiete an Italien forderte.
1914 begann der Erste Weltkrieg. Das Missionsgebiet Sudan war englische Kolonie. Deutschland und Österreich waren Kriegsgegner Englands. Dann trat auch Italien in den Krieg gegen Deutschland und Österreich ein. Dass das nicht ohne Folgen für das Zusammenleben der Mitbrüder blieb, kann man verstehen. Dazu kam noch, dass von den Kolonialbehörden zahlreiche österreichische und deutsche Mitbrüder interniert oder des Landes verwiesen wurden und selbst Jahre nach dem Krieg keine neuen ins Land einreisen durften. Das veranlasste die römische Missionsbehörde, für sie ein anderes Arbeitsfeld zu suchen. Sie fand es in Südafrika. Um des Friedens willen teilte sie die Gemeinschaft auch in zwei selbstständige Kongregationen.

Wiedervereinigung
Mit den Jahren war in beiden Gemeinschaften eine neue Generation von Mitbrüdern herangewachsen. Die Verletzungen von damals waren verheilt. Einen letzten Anstoß gaben das Konzil und auch das Ende der Kolonialzeit.
Unabhängig davon gab es in den 50er- und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts Neugründungen beider Kongregationen in Spanien, zunächst ohne dass beide voneinander wussten. Doch bald kam es zu einer guten Zusammenarbeit, und man besann sich auf die gemeinsamen Wurzeln. Auf der folgenden Seite findet sich ein Bericht von Pater Alois Weiß, der diese Begegnung in Spanien hautnah erlebt hat.
Nach mehr als einem Jahrzehnt Vorlaufzeit mit mehreren Umfragen unter den Mitbrüdern beider Gemeinschaften kam es zur offiziellen Wiedervereinigung am 22. Juni 1979.
Gleichzeitig wurden die Ordensregeln nach den Maßgaben des Konzils grundlegend überarbeitet. Die Kongregation gab sich dabei auch einen neuen Namen: Nicht mehr „Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu“ (Missionari filii sacratissimi cordis“ – MFSC), sondern „Comboni-Missionare vom Herzen Jesu“ (Missionari comboniani cordis Jesu“ – MCCJ).

Konsequenzen
Die Gemeinschaft als Ganzes und die einzelnen Hausgemeinschaften wurden im vollen Sinn international und auch multikulturell. Reine deutsche, italienische oder spanische Hausgemeinschaften sind in Afrika oder Lateinamerika selten geworden.
Afrikaner und Lateinamerikaner etc. sehen in ihren Seelsorgern keine mexikanischen oder deutschen, sondern katholische Missionare. Das Zusammenleben mit Mitbrüdern anderer Länder macht sensibler und aufgeschlossener für die Kultur und religiöse Tradition des Gastlandes.
Nach dem Abschluss des gemeinsamen Generalkapitels am 22. Juni 1979 trafen sich die Mitglieder der Generalkapitel beider Kongregationen mit Papst Johannes-Paul II.

P. Reinhold Baumann