Comboni-Missionar Bruder Elio Croce stammt aus dem Fassatal im Trentino/Italien und ist seit 1971 in Uganda tätig. Während seines letzten Heimaturlaubs gab er uns ein Interview:
Bruder Elio, wie wurden Sie Comboni-Missionar?
Als ich ungefähr 13 Jahre alt war, erzählte mir ein Freund von seiner Ausbildung, die er gerade bei den Comboni-Missionaren machte, denn er wollte anschließend als Missionar nach Afrika gehen. Das fand ich aufregend, und so führte mich mein Weg nach der Ausbildung bei den Comboni-Missionaren 1971 nach Uganda. Ursprünglich wollte ich in den Sudan, aber die Vorsehung schickte mich an das St. Joseph Krankenhaus in Kitgum, wo ich dann 14 Jahre als Techniker arbeitete. Irgendwann fragte mich jemand, ob ich nicht mal wechseln wolle, und so ging ich 1985 als technischer Leiter an das St. Mary’s Krankenhaus in Lacor, das 1959 von den Comboni-Missionaren gegründet wurde. Dort bin ich also nun schon seit über 30 Jahren und habe dort mit dem Ärzteehepaar Corti zusammen gearbeitet, die das Krankenhaus zu dem gemacht haben, was es heute ist.
Was verbindet Sie mit dem Ehepaar Corti?
Dr. Piero Corti und seine Frau Dr. Lucille Teasdale-Corti begannen zusammen 1961 im Lacor Krankenhaus zu praktizieren. Sie haben unermüdlich gearbeitet, Lucille Corti als Chirurgin und ihr Mann Piero Corti war vor allem für die Krankenhaus-Verwaltung und Beschaffung von Geldern zuständig.
Das Krankenhaus hatte schwere Zeiten zu überstehen. In den siebziger Jahren unter Idi Amins Truppen, dann der zwei Jahrzehnte dauernde Bürgerkrieg – immer wieder wurde das Krankenhaus von marodierenden Truppen heimgesucht, Patienten und Angestellte wurden bedroht. Dennoch blieben die Cortis, und Dr. Lucille Corti operierte im Akkord nicht nur zivile Patienten, sondern auch verletzte Soldaten und Rebellen. Dabei infizierte sie sich in den achtziger Jahren mit dem HIV-Virus, an dem sie 1996 starb. Piero Corti starb 2003.
Die Cortis haben aus einem kleinen Krankenhaus mit 40 Betten ein großes Ausbildungs-Krankenhaus mit über 450 Betten und verschiedenen Abteilungen gemacht. Das Krankenhaus trägt sich nicht selbst, etwa 20 Prozent kommen von den Patienten. Die restlichen Kosten von heute insgesamt fünf Millionen Euro pro Jahr kommen von verschiedenen Organisationen. Der größte Teil über die Corti-Stiftung, der Rest von mehreren anderen internationalen Hilfsorganisationen.
Wie haben Sie die Zeiten des Bürgerkriegs in Uganda erlebt?
Ich tat das, was getan werden musste. Mit meinen Mitarbeitern war ich dafür zuständig, dass alle technischen Anlagen funktionierten. Elektrizität, Sanitäranlagen, das gehört auch dazu. Und natürlich die medizinischen Geräte. Durch die ständige Erweiterung des Krankenhauses wurden auch neue Unterkünfte für das Personal und Bettenhäuser für die Kranken gebraucht, die in zunehmender Zahl kamen. Heute hat die Technikabteilung 45 Mitarbeiter, darunter Klempner, Schreiner, Maurer – aber auch Fahrer werden gebraucht.
Während des Bürgerkriegs kamen viele Menschen, vor allem Kinder, aus Angst vor den Soldaten und Söldnern abends zum Krankenhaus, um in Sicherheit schlafen zu können. Es gab Nächte, da kampierten mehr als 10.000 Menschen auf dem Gelände des Krankenhauses.
Hatten Sie keine Angst, dass Ihnen etwas passiert?
Angst hatte ich eigentlich nicht. Viele der späteren Anführer kannten mich schon vor ihrer Zeit als Soldaten. Das hat mich wohl geschützt und auch das Lacor Krankenhaus. Dennoch starben von 1995 bis 2003 dreizehn Comboni-Missionare.
Zum Bürgerkrieg kam im Herbst 2000 noch der Ausbruch von Ebola in Gulu. Das Krankenhaus wurde zum Behandlungszentrum der Patienten. Entscheidend war die Isolierung der hoch ansteckenden Patienten. Ich holte mit dem Jeep damals die Infizierten in den Dörfern ab und brachte sie ins Krankenhaus. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr, die auch von den Leichen ausging, organisierte ich auch die Beerdigungen. Innerhalb von vier Monaten starben über 200 Menschen, darunter auch 13 Krankenschwestern – und pfleger. Dr. Matthew Lukwiya, der Chefarzt, war der Letzte, der starb. Sie alle sind für mich Märtyrer der Nächstenliebe.
Wie wurden Sie Leiter des St. Jude Waisenhauses?
Das Waisenhaus wurde mir quasi von der Gründerin Bernadette Akwero vererbt und ist wohl meine eigentliche Berufung und Herzensangelegenheit. Wir betreuen ca. 100 Kinder von 0 – 18 Jahren, die in familienähnlichen Gruppen zusammenleben. Davon sind 40 Kinder schwerbehindert. Viele der Kinder sind Aids-Waisen, auch ehemalige Kindersoldaten, aber ein Schwerpunkt sind Kinder mit Behinderungen, die zuhause bei ihren Familien keine Chance haben, teilweise einfach ausgesetzt werden. Wir fahren etwa fünfmal im Monat in unserem Gebiet die Dörfer an, um Frauen mit behinderten Kindern Hilfe zu leisten und holen Kinder ab, die von ihren Familien abgelehnt werden. Bei uns bekommen sie Aufmerksamkeit, Liebe, werden medizinisch betreut und erhalten von Anfang an auch eine schulische Ausbildung.
Das ist nur möglich durch Hilfen und Unterstützung verschiedenster Art. Eine amerikanische Ärztin spendet jedes Jahr einen großen Betrag, so konnten wir die Primary School bauen. Eine italienische Stiftung ermöglicht uns, die Schulgebühren für ein Jahr zu zahlen. Eine Neurologin kommt jedes Jahr drei Monate und macht für unsere Kinder Therapiepläne. All das hilft uns sehr. Außerdem kommen viele Freiwillige für ein paar Wochen oder Monate aus Italien, aber auch aus Deutschland, um uns zu unterstützen.
Im Waisenhaus haben wir eine Krankenschwester und einen Physiotherapeuten. Außerdem helfen Sozialarbeiter und Frauen in den einzelnen Gruppen mit.
Letztes Jahr konnten wir das dreißigjährige Bestehen des Waisenhauses feiern. Unsere Vision ist es, hier vor allem behinderte Kinder zu unterstützen, da sie keine Sozialleistungen erhalten.
Ulrike Lindner
So können Sie Bruder Elio und das Waisenhaus unterstützen:
Verwendungszweck „Bruder Elio“
Comboni Missionare KöR
Kreissparkasse Ostalb
IBAN DE66 6145 0050 0110 6170 15
BIC OASPDE6AXXX