In kontinente ist schon öfter über die Polikliniken von Pater Josef Schmidpeter in Arequipa berichtet worden. Inzwischen ist eine weitere im Bau, diesmal in der Hauptstadt Lima.

Jeder weiß es: Unter den Dingen, die für Menschen aller Lebenslagen besonders wichtig sind, und für die sie unter Umständen alles aufs Spiel setzen, gehört die Gesundheit. „Hauptsache gesund“ ist eine gängige Floskel. Das gilt für wohlhabende ebenso wie für arme Länder.
In einem wohlhabenden Land mit einem guten Gesundheitssystem, in dem so gut wie alle Menschen krankenversichert sind, können Ärzte zwar auch nicht alle gesund machen, aber jeder findet die notwendige Hilfe. In einem Land wie Peru ist das nicht selbstverständlich. Die meisten Leute sind nicht krankenversichert. Medikamente müssen sie meist zur Gänze selber bezahlen. In vielen Fällen können die Leute nicht beurteilen, ob eine Behandlung oder eine Operation notwendig oder reine Geldmache ist. Das kann natürlich in Ländern wie bei uns auch passieren, aber allein die Krankenkassen mit ihren Experten würden den gröbsten Missbrauch verhindern.

Was ist eine Poliklinik?
Da wollen die Polikliniken von Pater Schmidpeter helfen. Sie treffen einen ganz wunden Punkt in der Gesellschaft und bieten Hilfe an. Eine Poliklinik ist ein Zentrum für ambulante Behandlung, in etwa vergleichbar mit einem Ärztehaus, nur eben mit einer zentralen Koordination. Neben einigen wenigen fest angestellten Ärzten arbeiten dort stundenweise zu einem sozialen Tarif zahlreiche Ärztinnen und Ärzte aller möglichen Spezialisierungen. Kranke können sich um einem moderaten Preis untersuchen und behandeln lassen. Für besonders Arme übernimmt die Klinik selbst die Bezahlung. Ärzte, die bestimmte ethische Maßstäbe nicht einhalten oder korrupt sind, werden gar nicht genommen oder müssen wieder gehen. Dasselbe gilt für das gesamte medizinische Personal. Die technische Ausstattung, angefangen vom Labor bis zum Computertomographen ist auf ei­nem hohen Niveau. Wenn Menschen mit ihrer Krankheit oder mit einem kranken Kind kommen, können sie sicher sein, dass sie eine professionelle und preisgünstige Behandlung bekommen, auch wenn sie aus noch so armen Verhältnissen kommen.

Beginn vor 17 Jahren
Vor 17 Jahren hat Pater Schmidpeter in Arequipa in einem der Diözese gehörenden Haus begonnen. Bald kam eine weitere Poliklinik dazu in einem Haus, das von den Schwestern des Klosters der Heiligen Katharina zur Verfügung gestellt wurde. Es ist der so genannte „Palacio viejo“. Weil der Ansturm so groß war und die Diözese ihr Haus anderweilig brauchte, wurde im Armenviertel Alto Selva Alegre ein Grundstück erworben und ein neues großes Zentrum erbaut, das vor vier Jahren eröffnet wurde (kontinente berichtete davon). Diese beiden Zentren behandeln täglich durchschnittlich 2500 Personen.

Baustellenbegehung in Lima

Träger der Einrichtungen ist der 2001 gegründete Verein „Policlinicos Social Alemán Espiritu Santo“. Möglich und finanziert wurden die Bauten durch Spenden, mehrere große und sehr viele kleine. Dazu kommen immer mehr die, wenn auch moderaten, Beiträge der Patienten. Diese Polikliniken wollen auch ein Beweis dafür sein, dass in einem Land wie Peru eine kostendeckende Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau bei moderaten Preisen möglich ist. Übrigens: Das 2014 fertig gestellte Zentrum Alto Selva Alegre wird Ende 2018 schuldenfrei sein.

Das Altenheim
Neben diesen beiden Ärztezentren gibt es in Arequipa auch noch ein kleines Altenheim. Bewohner sind alte und kranke Menschen, meist ohne Angehörige, die zum Teil mittellos unter Brücken oder auf der Straße gelebt und überlebt haben. Das Heim wird von den Erträgen der beiden Zentren finanziert. Es handelt sich dabei zwar nur um wenige Personen im Vergleich zu den Tausenden, die in den medizinischen Zentren behandelt werden. Doch auch jede Bewohnerin und jeder Bewohner ist eine Person in ihrer Not. Vor allem aber soll das Altenheim für die Behörden und die Bevölkerung überhaupt ein Anstoß sein, sich um die vielen alten und oft auch kranken Menschen besser anzunehmen.

Ausblick vom Dach der Baustelle über das Armenviertel

Jetzt in der Hauptstadt Lima
Seit Ende 2017 ist auch in der Hauptstadt Lima mit ihren mehr als elf Millionen Einwohnern eine neue Poliklinik im Bau, im Stadtteil El Agustino, auch dies eines der armen Viertel der Stadt. Ende 2018 wird sie den Betrieb aufnehmen und etwa 1,6 Millionen Euro kosten plus einer weiteren Million für die technische Ausstattung. Etwa tausend Patienten täglich können dort dann behandeln werden.
Im April und Mai war Pater Schmidpeter einige Wochen in Deutschland, um sich etwas zu erholen und Freunde zu besuchen. Er ist immerhin schon 82 Jahre alt.

P. Reinhold Baumann