Was bedeutet es, zum ersten Mal in einem völlig anderen Kulturkreis zu leben und zu arbeiten? Das haben wir Maren Bawidamann gefragt, die ein Jahr als Missionarin auf Zeit in Uganda war.

Maren, wie bist du auf das Freiwilligen-Angebot der Comboni-Missi­onare aufmerksam geworden?
Durch Bekannte, die auch einen solchen Dienst als Missionar auf Zeit (MaZ) gemacht hatten. Durch ihre Erzählungen konnte ich mir besser vorstellen, worauf ich mich einlasse.

Wie wurdest du auf Deinen Einsatz vorbereitet?
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart veranstaltet die Vorbereitungsseminare. Außerdem hatte ich Treffen und ein zusätzliches Seminar mit den Comboni-Missionaren. Bei den Treffen und Seminaren erhielten wir wichtige Informationen zu unseren „neuen Ländern“ und setzten uns individuell mit den jeweiligen Gegebenheiten und unseren Erwartungen auseinander.

Eine Vorschulklasse von 60 Kindern zu beaufsichtigen ist keine leichte Aufgabe. Foto: privat

Was waren deine Aufgaben und wie konntest du dich selbst einbringen?
Meine Aufgaben waren sehr vielfältig und wurden vor Ort mit meinen Begleitpersonen besprochen. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, in vielen verschiedenen Bereichen mitzuarbeiten: Meine Hauptaufgabe (dreimal pro Woche) war der Unterricht in der Nursery School, also dem Kindergarten. Dort findet schon richtiger Unterricht statt, anders als bei uns. Außerdem war ich oft bei den pastoralen Besuchen von der Comboni-Schwester Carmen im „Village“ (Dorf) dabei, die die Menschen durch Projekte unterstützt. Einmal pro Woche war ich auch in dem Projekt von Schwester Rosaria, die die „Women Cooperative“ (Frauenkooperative) leitet. Dieses Projekt ermöglicht es Frauen, mit der Herstellung von Schmuck und Schuluniformen Geld zu verdienen und somit ihre Familien zu versorgen.
In den Ferien der „Nursery School“ habe ich auch auf dem Feld mitgearbeitet und die verschiedenen Obst- und Gemüsesorten gegossen. Spaß gemacht hat auch das Backen in der Küche der Schwestern, wo ich gelernt habe, wie ein typisch ugandisches flaches Brot namens „Chapati“ hergestellt wird.

Wie war die Betreuung vor Ort beziehungsweise die soziale Einbindung?
Die meiste Zeit war ich mit den Schwestern unterwegs, bei denen ich auch gewohnt habe. Sie haben mich herzlich in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Ich wurde aber auch Teil der „Apostolic Community“, in der alle Missionare vor Ort zusammenkommen (Schwestern, Brüder, Priester und Laien-Missionare). Diese nenne ich auch gerne „Matany Family“, da sie wie eine Familie für mich waren.

Sr. Carmen war bei Fragen und Problemen immer ansprechbar. Foto: privat

Gab es eine besonders wichtige Person für dich in deiner Zeit in Uganda?
Ja, Schwester Carmen hat mich während der Zeit in Matany in Gesprächen und im Gebet begleitet. Ich bin sehr dankbar, dass sie für mich da war.

Was hast du aus dem Einsatz für dich mitgenommen?
Sehr vieles… Aber ich denke, meine wichtigste und schönste Erfahrung war, dass Gott immer an meiner Seite war. Ich lernte, ihm mehr zu vertrauen und durfte erleben, dass er uns versorgt und unsere Gebete (er-)hört. Kurz vor meiner Abreise aus Uganda wurde mir klar, dass ich an Gott „dranbleiben“ muss, auch und besonders, wenn ich wieder zurück nach Deutschland gehe. Ich muss an ihm dranbleiben wie die Weintraube an der Rebe. Denn ohne Gott kann ich nichts Gutes bewirken.

Gab es große Herausforderungen, vor denen du im Alltag gestanden bist, welche war die größte?
Ja, da gab es immer wieder etwas, was ganz natürlich ist. Meine größte Herausforderung war es, zu sehen, dass die Lehrer in der „Nursery School“ teilweise immer noch die Kinder schlagen. Ich weiß und bekam es selbst zu spüren, dass es nicht einfach ist, 60 Kinder allein in einer Klasse unter Kontrolle zu halten. Trotzdem war und bin ich der Meinung, dass das Schlagen mit dem Stock nicht der richtige Weg ist, den Kindern Disziplin und Verantwortungsbewusstsein beizubringen. Das auszuhalten war nicht einfach, aber ich weiß, dass Schläge im Unterricht auch hier in Deutschland früher an der Tagesordnung waren.

Wie lief es mit der Verständigung, vor allem mit den Kindern?
Am Anfang war es für mich ein wenig herausfordernd, sie zu verstehen und selbst die richtigen Worte zu finden. Doch mit der Zeit konnten wir uns gut auf Englisch unterhalten.

Was hast Du nun vor und was ist für Dich anders nach Deinem Aufenthalt in Uganda?
Beruflich möchte ich mein Wissen bezüglich katholischer Religion und Pädagogik erweitern. Daher habe ich mich dafür entschieden, ein Studium in Benediktbeuern, bei Bad Tölz, zu beginnen. Der Studiengang nennt sich „Religions- pädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit“.
In meinem Einsatz in Karamoja, einer der ärmsten Gegenden Ugandas, habe ich ein einfaches und trotzdem privilegiertes Leben geführt. Ich hatte bei den Schwestern beispiels- weise fließendes Wasser und Strom im Haus, das viele in dieser Region nicht haben. Mir ist bewusst geworden, dass wir nicht viel brauchen zum Leben. Außer Gott, denn er versorgt uns und Menschen, durch die er wirkt.

Interview: Ulrike Lindner