Im August startete die Missionsprokura der Comboni-Missionare in Ellwangen eine Spendenaktion, um Menschen, die von der Corona-Pandemie betroffen sind, helfen zu können. Sie hat ein großes Echo gefunden. Hier einige Berichte, wie bisher geholfen wurde:
Zu den Ländern, die am heftigsten betroffen sind, gehört Peru. Das kann man an der „Übersterblichkeit“ am besten ablesen. Gemeint ist damit, wieviel Menschen in einem bestimmten Zeitraum mehr gestorben sind als im Durchschnitt der letzten Jahre. In Deutschland betrug sie in den letzten Monaten etwa zehn bis 15 Prozent. In Peru waren es zeitweise bis zu dreimal mehr als normal, also 300 Prozent.
Statistiken sind kalte Zahlen. Etwas anderes ist, unmittelbar der Not zu begegnen. So kommen in die Missionsprokura neben den Überweisungen der Spender auch viele Briefe von Schwestern und Mitbrüdern mit der Bitte, Geld zu schicken, um helfen können.
Pater Alois Weiß schreibt, um ein Beispiel zu nennen, von der Familie seines peruanischen Mitbruders Javier Ruiz, eines Scholastikers, der bei ihm ein seelsorgliches Praktikum macht. „Sechs seiner Angehörigen sind an Covid 19 gestorben. Neun weitere haben sich angesteckt, drei davon schwer. Sein mit 50 Jahren verstorbener Cousin Johnny hinterlässt seine Frau mit drei Kindern, fünf, acht und 16 Jahre alt. Die Tochter kann nicht mehr weiterstudieren. Die Frau eines Onkels befindet sich auf der Intensivstation. Deren drei Kinder, 18 bis 23 Jahre alt, verkaufen Haushaltsgeräte, um das Geld für die Sauerstoffflasche zusammenzubringen.“
Weiter schreibt Pater Weiß: „Eine Frau, die Geld geliehen hatte anlässlich der langen Krankheit und dann dem Tod ihres Sohnes, hat sich dann selbst angesteckt, und nun auch ihre Nichte, die für sie sorgte. Die Frau ist inzwischen wieder gesund geworden, aber ihre 18jährige Nichte ist an Covid 19 gestorben, ganz allein.“
Er schließt mit: „Meine Frage und auch meine Bitte ist nun, ob ihr uns erneut etwas von dem Covid-Geld schicken könnt. Wie viel auch immer, es ist uns ‚lieb und teuer‘“!
Pater Juan Goicochea berichtet aus seiner Pfarrei in Chorrillos, einer Vorstadt Limas in Peru mit 300.000 Einwohnern.
In Peru werden die weltweit meisten Toten umgerechnet auf die Bevölkerung registriert. Das liegt vor allem daran, dass bereits bestehende strukturelle Probleme des Landes nun zum Tragen kommen.
Vor allem das Gesundheitssystem ist auf die Tragweite einer Pandemie nicht vorbereitet. Da es viel zu wenig Krankenhausbetten gibt, sterben fast alle Patienten mit schwerem Verlauf. Preise für Medikamente und Sauerstoffflaschen haben sich vervielfacht und sind für die meist arme Bevölkerung unerschwinglich.
Seit Beginn der Pandemie versorgt Pater Juan mit vielen Freiwilligen Bedürftige, vor allem Familien und alte Menschen, mit Lebensmittelpaketen. Inzwischen konnten dank der Spenden auch einige Sauerstoffflaschen von der Pfarrei gekauft werden. Sie werden an Haushalte mit Covid-Patienten verliehen, die nicht mehr ins Krankenhaus kommen. Sogar eine kleine Notfallapotheke konnte eingerichtet werden.
P. Reinhold Baumann