Vor vier Jahren haben die Comboni-Missionare ihr Haus in Mellatz verkauft – auch, um hier bleiben zu können. Im „Daniele Comboni-EineWeltHaus” wurden für 60 Menschen 40 Wohnungen geschaffen.

So rollten vor vier Jahren beim Missionshaus Mellatz die Bagger an. Wo die Missionsgemeinschaft im Jahr 1959 ein Noviziat eröffnet hatte, sollten künftig Menschen verschiedener Religionen, Kulturen und Generationen leben. Die noch ansässigen drei Comboni-Patres bleiben als Mieter, fördern den persönlichen und spirituellen Austausch, und die Gottesdienstgemeinde kann sich weiterhin dort treffen.
Inzwischen ist der Umbau weitgehend abgeschlossen. Die Gemeinschaft wächst langsam zusammen – obwohl die Pandemie das Konzept des Hauses zunächst ausbremste. Vor einigen Jahren war es nicht sicher, ob die Combonis ihren Standort Mellatz halten können angesichts der sinkenden Zahl an Ordensmitgliedern und der hohen Gebäudekosten. Neue Perspektiven entstanden durch den Verkauf.
Mit den neuen Eigentümern, den Familien Rief und Zanker, entwickelte Pater Dr. Werner Nidetzky, Hausoberer der Mellatzer Gemeinschaft, eine Idee, wie die Patres auch zukünftig ihre missionarische Arbeit im Westallgäu fortsetzen und die Gottesdienstgemeinde ihr Zentrum behalten können: In beiden Flügeln des Gebäudes sind Wohnungen entstanden.

Bunt gemischte Mieterschaft
Die Mieterschaft sei „bunt gemischt“, sagt Mitinhaber Paul Rief. Familien mit Kindern, Singles, Paare, Menschen verschiedener Herkunft. Ein Jude, ein Muslim und die Comboni-Patres leben hier, auch ein Entwicklungshelfer mit seiner Frau aus Myanmar. Als Gemeinschaft zusammenwachsen konnten sie zunächst kaum: Als 2020 der Südflügel fertiggestellt war, bescherte ihnen die Pandemie den Rückzug ins Private. Inzwischen beginnt man, einander näherzukommen. Kürzlich luden die Eigentümer die Hausbewohner zu einem Treffen, 40 Frauen und Männer nahmen teil. Die Vermieter sind zufrieden mit der Entwicklung.
Die Gottesdienstgemeinde wich während des Umbaus zeitweise in die Lindenberger Johanneskirche aus, später gab es in Mellatz Gottesdienste mit Anmeldung. Heute finden in der Kapelle des Missionshauses wegen der gebotenen Abstände 50 Gläubige Platz – früher drängten sich hier bis zu 200 Menschen. Das wird nach Einschätzung von Josef Heine, Vorsitzender des 400 Mitglieder zählenden Förderkreises, vorerst so bleiben: „Corona ist noch nicht ausgestanden.“ Bald soll der Austausch bei Tee und Kaffee nach Sonntagsgottesdiensten wiederbelebt werden. Die Mieterinnen und Mieter sind dazu eingeladen.
Die Bauphase und die Umstellungen haben die Patres viel Kraft gekostet. Im Herbst 2021 erkrankte Hausoberer Pater Nidetzky. Nach einer Operation lebt er derzeit im Comboni-Haus in Ellwangen. Seine Abwesenheit stellt die Gemeinde vor Herausforderungen. Drei Gruppen wechseln sich mit der Gottesdienstgestaltung ab. „Das hat sich gut eingependelt. Und unser Spektrum hat sich erweitert“, sagt Josef Heine. Jeden Sonntag um 9.30 Uhr und mittwochs um 19 Uhr finden Gottesdienste statt.

Schwerpunkt Spiritualität
Noch vor Weihnachten hofft Pater Werner nach Mellatz zurückzukommen. Er will den spirituellen Schwerpunkt im „Daniele Comboni-EineWeltHaus“ beleben und plant Kurse. Auch Josef Heine möchte Veranstaltungen anbieten, bei denen Menschen persönliche und spirituelle Erfahrungen austauschen können. „Wir wollen hier weiterhin einen Ort haben, wo man sich um das Thema Spiritualität kümmert und wo es zweitrangig ist, ob jemand Muslim, Jude oder konfessionslos ist.“

Ingrid Grohe, gekürzte Fassung des Originalartikels vom 24.8.2022, mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung
Fotos in Galerie: Josef Scheuerer