Eigentlich wären sie noch in Uganda – aber Corona hat Valesca Auer und Regina Braunmiller im März vorzeitig zur Rückkehr nach Deutschland gezwungen. Hier Auszüge ihrer letzten Rundbriefe:

Zurück nach Deutschland
Eigentlich wollte meine Familie (Regina) mich am 9. März besuchen kommen, doch wegen des Coronavirus fiel dies leider ins Wasser.
Eine Woche später kam am Nachmittag Father Stan (unser Betreuer hier in Alenga) zu Besuch und teilte uns mit, er habe einen Anruf aus Deutschland bekommen: Wir müssten aufgrund der Entwicklung der Corona-Krise in zwei Tagen zurück nach Deutschland!
Im ersten Moment waren wir, glaube ich, noch in einer Schockstarre, doch dann, als Father Stan meinte, er würde uns jetzt allein lassen, damit wir das Ganze verarbeiten könnten, brachen die Gefühle über uns herein. Wir beschlossen, hinters Haus zu gehen und noch kurz den schönen Sonnenuntergang zu betrachten. Danach gingen wir wie üblich in den abendlichen Rosenkranz, doch dieses Mal schwirrten mir nur so die Gedanken und Gefühle im Kopf herum.

Im ersten Augenblick waren wir noch in einer Schockstarre.

Abschied von Uganda

Es schien einfach alles unwirklich und es war doch so real. Wie sollten wir uns von den Leuten so schnell verabschieden? Koffer packen? Die Wohnung sauber hinterlassen?
Wir beschlossen, dass wir unsere Koffer noch am selben Abend packen würden, damit wir den Dienstag für Verabschiedungen und einen letzten Arbeitstag Zeit hätten. So packten wir bis in die Nacht um 2 Uhr. Am 18. März ging es dann zurück nach Deutschland.

Es tut weh
Es tut weh. Sehr sogar. Und oft kann ich es gar nicht fassen, dass dieses Jahr jetzt schon, nach 7 Monaten, endgültig vorbei sein soll. Manchmal denke ich, ich sei nur für einen kurzen „Urlaub“ in Deutschland und dann geht es sicher wieder zurück nach Uganda. Nach Alenga, in meine zweite Heimat, zu meiner zweiten Familie.
Auch wenn es manchmal ziemlich schwierig ist und es auch nicht immer klappen will, versuche ich „einfach“ dankbar zu sein, für die Zeit, die ich dort verbringen durfte. Denn das bin ich wirklich. DANKBAR. Für ALLES.
Trotzdem fühlt sich diese Zeit nicht als „abgeschlossen“ für uns an, denn wir hatten in den kommenden Monaten noch so viel vor. Regina und ich hatten eine ganze Check-Liste mit über 20 Punkten an unserer Küchenwand hängen, an der wir gerade einmal einen einzigen abhaken konnten.

Was sie noch in Uganda erlebten, schreiben Valesca und Regina hier:

Afrikanische Hochzeit
Am 21. Dezember waren Regina und ich auf unserer ersten traditionell afrikanischen Hochzeit eingeladen. Die Trauung fand natürlich – typisch afrikanisch – schon mal fast zwei Stunden später statt, als eigentlich vorgesehen war. Dafür war sie aber kurz und knackig. Eindrucksvoll war die Geschenkeübergabe an das Brautpaar. Denn diese bekamen, neben einigen eingepackten Geschenken, Feuerholz und schätzungsweise an die zehn Ziegen, sieben Schafe und etliche Hühner.
Die Gäste haben dem Brautpaar die Geschenke nicht einfach in die Hand gedrückt, sondern sie sind samt der Geschenke auf das Paar zugetanzt, welches auch tanzte. Umso ausgelassener und länger war dann das Fest hinterher. Dafür waren auf dem Schulhof der Primary School Zelte aufgebaut und Stühle gestellt worden für die, wie ich schätze, ca. 300 Gäste. Es gab auch einen Catering-Service, der für die ganzen Gäste Reis, Pocho, Bohnen, Ziegen- und Rindfleisch sowie Innereien gekocht hat. Regina hatte dabei das „Glück“, irgendwie so ein ganz komisches Stück einer Innerei zu erwischen (genau zuordnen konnte ich es nicht, ich vermute aber, es war ein Stück Dünn- oder Dickdarm). Das zu essen, hat sie ziemlich viel Überwindung gekostet. Aber wir haben schon oft festgestellt, dass hier einfach alles vom Tier verwendet und nichts weggeschmissen wird.

Von Selicas Oma (Mitte) gab es für Valesca und Regina (von links) zum Abschied ein Huhn als Geschenk.

Ein geschenktes Huhn
Am 23. Dezember besuchten wir zwei unserer Schüler in ihrem Dorf, Isaac und Selica. Der Weg war länger, als gedacht, aber schließlich sind wir angekommen und wurden dann herzlich von Selica, Isaacs beiden Geschwistern und ihren Nachbarn begrüßt. Isaac und Selica sind Cousin und Cousine, aber aufgewachsen wie Geschwister. Im Laufe des Tages haben wir von ihrer Großmutter erfahren, dass Isaac und seine Geschwister, genauso wie Selica, Waisenkinder sind und alle vier Kinder gemeinsam bei ihrer Großmutter aufwachsen.
Das ist ja etwas, das mich noch bis heute ziemlich bewegt und das mir immer wieder in den Kopf kommt.
Als es am Abend langsam hieß, sich zu verabschieden, haben Regina und ich zu unserer Überraschung einfach ein Huhn von der Großmutter geschenkt bekommen. Sie meinte, wir sollen es am ersten Weihnachtsfeiertag für uns kochen.

Sesam-Ernte
Anfang bzw. Mitte November wird hier in Uganda auch immer Sesam geerntet und anschließend für zwei bis drei Wochen in der Sonne getrocknet. Nach dem Trocknen muss der Sesam natürlich auch sortiert werden. Dabei durften Regina und ich auch helfen. Ich kann Euch sagen, das ist gar nicht so einfach, wie es auf dem Bild vielleicht aussieht.

Zwischenseminar
Vom 1. bis zum 6. Februar tauschten wir uns mit den anderen überwiegend gleichaltrigen Uganda-Freiwilligen über Schwierigkeiten, aber auch Erfahrungen aus.
Was Valesca und ich auf dem Zwischenseminar feststellen durften, war, dass wir hier in Alenga ziemlich abgeschieden und ländlich leben. Die nächsten „größeren“ Städte liegen schon ein paar Autostunden entfernt. Wir waren so ziemlich die einzigen Freiwilligen auf dem Seminar, die selbst kochten und sich selbst versorgen mussten. Doch wir haben auch festgestellt, dass es genau das ist, was unser Jahr hier so besonders und einzigartig macht. Und wir genießen es auch, dass wir hier im Großen und Ganzen ein vergleichsweise völlig anderes Leben leben dürfen, als wir in Deutschland jemals führen könnten. Natürlich vermisst man manchmal das Toastbrot zum Frühstück oder das schon fertig gekochte Essen der Mama auf dem Tisch, doch im nächsten Moment freut man sich dann doch wieder darüber, hier sein eigenes Leben führen zu dürfen und für alles, was man tut (und isst), selbst verantwortlich zu sein.

Spenden für Projekt in Alenga
Auch wenn wir nicht mehr vor Ort sein können, möchten wir gern noch unser Projekt in Alenga starten und dafür Spenden sammeln.
Zum einen ist das die Renovierung und der Ausbau von Küche und Lagerhaus, um die Versorgung von inzwischen 100 Schülern zu gewährleisten. Außerdem die Anschaffung von einigen Krankenbetten für das Health Center.

Spenden bitte an Comboni-Missionare mit Vermerk:
(637) Cath. Parish Alenga/Uganda,
Valesca Auer, Regina Braunmiller.

Und wir sagen jetzt schon einmal ein herzliches „Vergelts Gott“. Vielen Dank!

Regina Braunmiller und Valesca Auer

Hier lesen Sie die ausführlichen Rundbriefe von Valesca und Regina. Außerdem stellen sie hier Projekte vor, für die sie um Spenden bitten.