Liebe Freunde,

das letzte Mal habe ich zu Pfingsten geschrieben. Mitte Juni war ich ja dann fast sechs Wochen daheim in Deutschland auf Heimaturlaub, um mit vielen von Euch nicht nur den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien zu feiern, sondern allen voran die Priesterweihe und Primiz meines jüngeren Bruders Christian. Er wurde am Samstag, dem 28. Juni 2014 im Dom zu Bamberg ausgeweiht und hielt seine Erste Heilige Messe am darauffolgenden Sonntag in unserem Heimatdorf Mandlau. Es war gewiss der intensivste Moment meines Urlaubs. Viele freiwillige Helfer und nicht zuletzt die Göttliche Vorsehung haben dazu beigetragen, dass diese Tage als ein echtes Fest des Glaubens vernommen werden konnten. Ein Moment, der sich unauslöschlich ins Gedächtnis eingeprägt hat. Persönlich hatte ich den Eindruck, etwas „Himmel auf Erden“ erlebt haben zu dürfen.

Mit diesem Himmel war aber dann ziemlich schnell Schluss, als ich Ende Juli in den Südsudan zurückkehrte. Es war der Höhepunkt der Regenzeit mit all seinen Negativerscheinungen: schlechte Straßen, viele Moskitos (Stechfliegen) und häufige Malaria. Ich hatte selbst gleich zweimal Malaria, eine davon war ziemlich heftig. Ungewöhnlich viele Kinder starben sogar daran, da oft keine geeigneten Medikamente zur Verfügung standen oder die Eltern zu lange warteten, bis sie ärztliche Hilfe aufsuchten. Eine unserer Nonnen, eine ausgebildete Krankenschwester, hatte deswegen in den letzten Monaten ziemlich viel zu tun. Viele Kranke bevorzugen es, von ihr behandelt zu werden, da in der örtlichen Krankenstation oft mit unzureichender Ernsthaftigkeit „gearbeitet“ wird. Des Weiteren haben wir versucht, etwas medizinische Hilfe auch in einigen Außenstationen anzubieten, wo die Situation in der Regel noch miserabler ist als in Tali.

In den Medien wurde ja auch viel über Ebola berichtet. Der Südsudan scheint davon noch nicht direkt betroffen zu sein. Es sind aber Vorsichtsmaßnahmen durch Kontrollen am Flughafen in Juba getroffen worden. Eines Tages geschah es sogar, dass ein Hubschrauber nach Tali kam. Der Pilot flog den Ort zweimal an, da er sich nicht sicher war, am Zielort angekommen zu sein oder nicht. Er wurde auf Anordnung des Präsidenten geschickt, da Gerüchte kursieren, dass ein Patient in der örtlichen Krankenstation an Ebola verstorben wäre. Wir hatten den Leichnam bereits beerdigt. Er musste wieder ausgegraben werden, um Untersuchungen an ihm vornehmen zu können. Von den Untersuchungsergebnissen haben wir nichts gehört. Ein Ebolafall war es bestimmt nicht, da keine weiteren Maßnahmen von Seiten der Regierung getroffen wurden.

Am Christkönigssonntag haben wir zum ersten Mal das Patrozinium gefeiert. Seit diesem Jahr heißt unsere Pfarrei in Tali nicht mehr „Our Lady of Fatima“, sondern „Christ the King“. Sie wurde umbenannt, da der Name „Unsere Liebe Frau zu Fatima“ die alte Mission etwa 7km außerhalb Talis meint, wo in den 1950er Jahren die Missionsarbeit begann und derzeit eine Außenstation/Kapelle steht. Zu Beginn der 60er Jahre wurden die Missionare des Landes verwiesen. Die Ruine der alten Kirche steht jedoch bis heute noch. Wir hoffen, sie 2015 renovieren zu können, solange es genügend finanzielle Hilfen gibt und die politische Situation es zulässt.

Im Allgemeinen ist die politische Situation im Land noch ziemlich angespannt. Während der Regenzeit (Mai-November) ist es aufgrund der vielen Sümpfe und unpassierbaren Straßen fast unmöglich, Krieg zu führen. Deshalb waren die letzten Monate eher ruhiger. Es gab zwar Verhandlungen zwischen den sich bekriegenden Parteien, zu einem Friedensabkommen ist es bisher jedoch nicht gekommen.

Einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung unserer Pastoralarbeit wird hoffentlich das Fahrzeug leisten können, das von meinem ältesten Bruder Alexander gekauft und in beispielloser Hingabe so hergerichtet worden ist, dass es ins Land eingeführt werden darf. Es ist ein Mercedes Unimog, der wahrscheinlich noch vor Weihnachten in Tali ankommt. Den Transport bezahlt dankenswerterweise Missio Bozen (Südtirol).

Im Namen meiner zwei Comboni-Mitbrüder P. Albino und P. Martin, im Namen unserer vier Ordensschwestern Sr. Anastasia, Sr. Chiara, Sr. Mary und Sr. Vittoria und im Namen unserer Gemeinde in Tali danke ich Allen für die Unterstützung unserer Missionsarbeit und wünsche Euch ein Gesegnetes Weihnachtsfest und einen erfolgreichen Start ins Neue Jahr 2015.

In Verbundenheit,
P. Markus Körber