Liebe Verwandte, Freunde und Wohltäter,
Auch in diesem Jahr schreibe ich Euch meinen Weihnachts- und Jahresdankbrief während meiner Exerzitien. Diese Tage der Ruhe haben mich wieder daran erinnert, wie wichtig der Atem ist. Still werden – Hektik ablegen – den Atem spüren. Atem – dieser lebensspendende Strom – die meist unbewusste Lebenserhaltung.
Der Atem und das Atmenhaben mit Leben zu tun, sind die Kraft, die Leben erhält und steuert. Dieser Lebenshauch, der Geist Gottes, aus dem alles Leben entstanden ist und entsteht, gab mir an vielen Tagen meines Lebens Halt und Stütze. Doch zu gewissen Zeiten habe ich diesen auch hinterfragt, manchmal habe ich auch an ihm gezweifelt. Ich habe Gefühle, lache, weine, bin glücklich und traurig.
Seit Urzeiten machen sich Menschen Gedanken über diese große Quelle des Lebensatems, die uns Gott schenkt. Jedes Jahr auf’s Neue feiern wir Weihnachten: die Erinnerung an die Geburt von Jesus, dem kleinen, großen Wunder von Bethlehem. Auch Jesus, Gottes Sohn, brauchte den Atem, um überhaupt auf der Erde leben zu können. Denn das Atmen ist die unsichtbare, menschliche Verbindung zu Gott. Alle Menschen sind mit dieser Quelle in Verbindung. Keiner wird vergessen, jeder wird durch den Atem beschenkt. Gott ist nicht weit entfernt von uns. Er ist bei uns im wahrsten Sinne bis ans Ende unserer Tage und sicherlich noch darüber hinaus.
Gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit suchen wir Momente der Stille, Momente des Nachdenkens, Momente des ruhigen Atmens, vielleicht sogar Momente des Neubeginns. Ich atme – Du atmest und gemeinsam atmen wir in Gott.
Immer wieder, wenn ich an der Entbindungsstation vorbei komme, kann ich das Schreien von Neugeborenen hören. Es ist ein befreiendes und lebenserfüllendes Ein- und Ausatmen dieses Lebenshauches. Das Wunder eines neuen Lebens und der Schrei nach dem Schöpfer.
In diesem Jahr gab es im Krankenhaus zum ersten Mal seit dessen Bestehen mehr als 1.000 Geburten, wovon ca. 1/4 der Babys durch einen Kaiserschnitt zur Welt kamen.
Die Hepatitis E Epidemie, die im November letzten Jahres diagnostiziert wurde, ist am Abklingen. Über 1480 Personen waren davon infiziert. Dem kleinen Waisenjungen, dessen Mutter im Kindbett an Hepatitis E verstarb, geht es gut. Dr. Deus hat ihn adoptiert.
Im Laufe des Jhres gab es auch einige Personalwechsel. Mit Dr. John Bosco Nsubuga haben wir einen kompetenten Frauenarzt bekommen, der gleichzeitig unser Chefarzt ist.
Das Ambulanzfahrzeug mit Fahrer, das uns die Ministerin Karamojas und First Lady Ugandas bis auf Weiteres zur Verfügung gestellt hat, ist immer noch bei uns und wird oft bei Notfällen gerufen.
Mit Hilfe von Dr. Friedrich Ullrich, der uns schon zweimal als Chirurg ausgeholfen hat, haben wir nun ein modernes Carestream-Gerät, mit dessen Technik elektronische Röntgenbilder auf den Bildschirmen auf den verschiedenen Stationen sichtbar sind.
Bereits im Juli hat unsere technische Abteilung ein Transformatorenhaus gebaut. Mit Hilfe von Fachleuten aus Österreich wurde ein solider Transformator mit Stabilisator für den schwankenden Strom in September installiert. Eigentlich sollte das Krankenhaus mittlerweile an das staatliche Stromnetz angeschlossen sein, doch mangelt es noch an einiem geeigneten Zähler.
Die Erweiterung des Verwaltungsgebäudes geht gut voran. Zu Weihnachten ist Umzug in mein neues Büro. Auch gibt es Platz für die Personalverwaltung sowie unsere Informatiker und die Datenerfassung.
Während einer Tagung von UCMB (Uganda Catholic Medical Bureau) wurder unser Krankenhaus wieder mit 97% für Berichterstattung bewertet, worauf wir alle sehr stolz sind.
Weihnachten, das Fest mit der Botschaft des Friedens ist gerade in dieser Zeit so notwendig. Vom Atmen schrieb ich eingangs, vom lebensspendenden Hauch. Wir brauchen diese uns umfassende Liebe Gottes, die uns leben lässt.
Wir dürfen unsere Sorgen und Belastungen, wie beim Ausatmen an den abgeben, der uns versteht und so annimmt wie wir sind. Jesu Geburt hat die Welt verändert und gibt uns Hoffnung und Zuversicht. Mit Euren Spenden und Eurem Gebet habt ihr und geholfen, einen langen Atem zu haben und an der Seite der Kranken und Armen zu bleiben.
So wünsche ich Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und viel Gutes für das neue Jahr.
Euer Bruder Günther