Zur Weihnacht und zum Neuen Jahr!

Wieder einmal ist bald Weihnachten, hier in Johannesburg blühen noch die letzten Jakarandabäume und in Soweto beginnt jetzt schon bald die festliche Zeit, wo lange Schulferien sind, wo Feste gefeiert werden, denn es ist Sommer. Wie geht es Euch?

Für uns Comboni geht mit diesem Jahr auch die Zeit in Soweto zu Ende. Unser Erzbischof hat uns gebeten, am Ende des Jahres nach Orange Farm zu gehen. Soweto hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt, besonders der Fußball hat dazu beigetragen. Ein neues Bussystem wurde entwickelt, Straßen gebaut und Parks wurden angelegt. So werden die drei Gemeinden hier an einheimische Priester übergeben und wir ziehen in ärmere Gegenden. Für mich wieder ein Umzug, mit 78 Jahren. Und es fällt mir dieses Mal ein bisschen schwer!

Aber wir Comboni schauen zufrieden auf diese Jahre hier in Soweto. Als vor 6 Jahren der Bischof uns bat, hierherzukommen, kamen wir gerne, weil wir auch in der Stadt anwesend sein wollten, denn viele vom Land ziehen in die Stadt. Und während in Südafrika nur ca. 6,5% der Bevölkerung katholisch sind, sind es in Soweto ca. doppelt so viele und die Gemeinden sind voller Leben. So hatte ich z.B. vor ca. 32 Wochen Firmung in der Gemeinde und es war gut, dass gerade an diesem Tag Diakon Klaus Jürgen mit einer Gruppe von meiner Heimatdiözese zu uns kamen. Es war ein Gottesdienst voller Leben. Am Schluss musste unser Jugendchor noch 9 Lieder als Zugabe singen, weil dies auch unserem Erzbischof so gefiel. Und wenn Weiße hier nach Soweto zum Gottesdienst kommen, so erleben die Leute Südafrika als Regenbogennation und freuen sich darüber.

Sicher werde ich die vielen Tage in Soweto vermissen, wo wir Feste wirklich gefeiert haben, so wie die Erstkommunion letzte Woche. Oder am Samstag vorher die Hochzeit unseres Vorsitzenden (eine Hochzeit wird hier 2 Tage lang gefeiert, am ersten Tag bei der Braut und dann beim Bräutigam, wo immer die ganze Nachbarschaft eingeladen ist!), bald wird unser Jugendchor wieder ein Konzert geben und so war die Zeit hier immer angefüllt mit Leben (es ist ja eine kleine Gemeinde wo nur ca. 350 Leute in die Kirche passen, aber vielleicht war es meinem Alter angepasst!). Wir 3 Comboni-Missionare hatten alle eine gute Beziehung zu den Gemeinden, hatten versucht, lokale Leute in Verantwortung zu bringen und hatten viel Jugend in den Gemeinden.

Hier in der Stadt haben wir aber auch viel Stress bei Leuten erfahren, keine Arbeit bei den Erwachsenen und bei Jugendlichen mit ihren oft zerrütteten Familien. Erst letzte Woche hat mein Oberministrant gestanden, aus meinem Auto das Navi gestohlen zu haben. Die Mutter hat geweint, weil sie nun wusste, dass ihr Sohn drogenabhängig ist.

Gestern kam ein jugendlicher Dieb in unser Haus und in unsere Zimmer. Die Köchin war nur wenige Minuten weg, um Wäsche aufzuhängen, dann fehlten zwei Handys. Aber wir haben gute Nachbarn, die es sahen und auch redeten. Es wurde ein langer Abend, mit Polizei zu einigen Eltern, wirklich die Unterwelt von Soweto zu erfahren! Auch zu sehen, wie die Mütter (in armen Häusern und auch in einem sehr reichen Haus!) weinten, weil ihre Kinder drogenabhängig sind und dann tagelang nicht nach Hause kommen. Heute Vormittag ging es weiter, aber mit dem Einsatz von Leuten aus der Gemeinde, sie redeten auch mit den Jungs, gingen zu den Nigerianern nach Johannesburg, wo die Handys schon verkauft waren, aber sie kamen zurück und versprachen sogar, morgen zum Gottesdienst zu kommen, wo mein Mitbruder die ganze Gemeinde aufrufen will, sie zu segnen und für sie zu beten!

Nun kommt Weihnachten und rechtzeitig kam der monatelange Streik der Post zu Ende, sodass es möglich ist, noch einen kleinen Weihnachtsgruß zu schicken.

Mit besten Wünschen aus dem Süden Afrikas, eine wunderschöne Weihnacht und ein gesegnetes gutes Neues Jahr.

Euer Benno