… Den Jahreswechsel möchte ich zum Anlass nehmen, um mich wieder einmal mit meinen Neuigkeiten zu melden.
Das Jahr 2012 war für mich gekennzeichnet von verschiedenen Ereignissen. Zunächst konnten wir Ende Juni in der Stadt Hawassa das Schuljahr in unserem berufsbildenden Kolleg wieder gut abschließen. Etwa 90 junge Frauen haben ihr Zertifikat für Bibliotheksangestellte bzw. Buchhalterinnen bekommen. Sie sind sehr dankbar dafür, dass sie nun eine bessere Chance auf eine Anstellung haben, sowie mit ihrem Gehalt auch auskommen und vielleicht ihre Familie unterstützen können.
Danach hieß es für mich wieder einmal umsiedeln und zwar in die Hauptstadt Addis Abeba, wo ich schon einmal gewohnt habe, als ich die Sprache Amharisch gelernt hatte. Diesmal ist es wegen meiner neuen Arbeit: ab Februar 2013 soll ich die Aufgabe der Provinzverwalterin übernehmen und bis dahin von Schwester Puri, der bisherigen Ökonomin, lernen, wie man das macht.
Von Mitte Juli bis Mitte Oktober konnte ich dann für meinen Heimaturlaub nach Österreich fahren. Da gab es viel Programm, angefangen von einem „Äthiopien-Fest“, das die Solidaritätsgruppe Manoj zusammen mit der Marktgemeinde Pöls veranstaltet hat. Ich bin sehr dankbar für die vielen Begegnungen! Und ich habe auch das schöne Wetter genießen können, das nach den steirischen Unwettern im Juli dann doch noch hervorkam. In der Hauptstadt Addis Abeba ist es nämlich von Juli bis August ziemlich kühl, bedingt durch die Regenzeit und die Lage auf der Hochebene von etwa 2400m Höhenlage.
Mit neuer Energie konnte ich Mitte Oktober wieder nach Äthiopien zurückkehren. Wie ich Addis Abeba nach meinem Urlaub angefunden habe? So etwa wie eine große Baustelle – und der Bauboom geht weiter! Auch verschiedene Straßen werden umgegraben, anscheinend wegen Kanalisationsarbeiten. Ich war ganz erstaunt über die vielen hohen Gebäude, die in der Innenstadt nach und nach entstehen. Teilweise sind sie noch leer, aber es ist geplant, dass Büros und Geschäfte dort Platz finden sollen. Auch große und höhere Wohnblocks scheinen inzwischen bezugsfertig zu sein, wo früher einfache Baracken gestanden hatten. Und das geht jetzt Zug um Zug, Straßenviertel um Straßenviertel.
Was den Regierungswechsel durch den plötzlichen Tod des Premierministers betrifft, ist Gott sei Dank alles friedlich und ohne großes Aufsehen verlaufen. Ich war sogar positiv überrascht von einer Meldung in den Medien, dass der neue Premierminister Desalegn vor kurzem seine Bereitschaft bekundet hat, einmal nach Eritrea zu fahren, um mit der dortigen Regierung Verhandlungen aufzunehmen. Seit dem Jahr 2000 gab es kein Treffen zwischen den beiden Staatsführern. Mir ist es ein großes Anliegen, dass sich auch in Eritrea die bekanntlich schwierige Situation endlich einmal bessern wird.
In Addis Abeba wohne ich im Provinzhaus, also in unserer Zentrale in Äthiopien. Wir sind hier zurzeit eine relativ große Gemeinschaft: 9 Schwestern aus 6 Nationen (4 aus Italien, und je 1 aus Äthiopien, Spanien, Ägypten, Uganda und ich aus Österreich), im Alter zwischen 27 und 80. Zwei junge Schwestern sind nämlich auch hier für einen Sprachkurs. Oft ist da auch ein Kommen und Gehen: von Schwestern aus den verschiedenen Niederlassungen, manchmal von Missionsgruppen, vor allem aus Italien, die kommen, um sich Projekte anzuschauen, oder Laien, die uns eine zeitlang bei unserer missionarischen Arbeit mithelfen möchten.
Im November fuhren wir nach Hawassa zur Priesterweihe von 4 jungen äthiopischen Comboni-Missionaren, die bald in verschiedene Länder Afrikas und Lateinamerikas ausreisen werden.
Inzwischen lerne ich unser Computerprogramm für die Buchhaltung und stelle mich ein auf Verschiedenes, das mich in meiner neuen Aufgabe erwartet. Die Aufgabenbereiche liegen vor allem in der Buchhaltung, im Augenmerk auf die bürokratischen Belange. Letztere werden von einem äthiopischen Mitarbeiter erledigt – wie z.B. die jährlichen Visa-Verlängerungen für uns ausländischen Schwestern. Dazu kommt die Betreuung von Projekt-Anträgen an verschiedene Hilfsorganisationen und Wohltäter.
Für das Neue Jahr ist uns die Missionsstation in Mandura im entlegenen und benachteiligten westlichen Tiefland des Landes ein großes Anliegen für Projekte. Und zwar brauchen wir dort Unterstützung für unsere Krankenstation, weil wir von der dortigen sehr armen Bevölkerung nur einen ganz geringen Beitrag bekommen. Und es ist auch der Bau einer neuen Grundschule – 1. bis 4. Schulstufe – geplant, weil dort noch immer etwa 3.000 Kinder nicht in die Schule gehen können.
Und weiterhin liegen mir auch unsere Schulen in Hawassa am Herzen.
Ich möchte nochmals allen herzlich danken, die durch ihr Interesse oder durch Spenden unsere Projekte in Äthiopien unterstützen. Herzlichen Dank für alles!
Nochmals wünsche ich allen frohe Feiertage und viel Freude und Erfolg im Neuen Jahr 2013!
In herzlicher Verbundenheit,
Sr. Gertrud Höggerl