Im Dezember und in der Adventszeit ist es für mich oft schwierig, Zeit für die Weihnachts- und Neujahreswünsche zu finden, nicht jedoch in der Gebetserinnerung. Bei uns ist es jedes Jahr üblich, dass in diesem Monat viele Taufen, Erstkommunion und Firmung stattfinden, denn dann beginnen die Sommerferien, die bis zum Karneval dauern und dann das neue Schuljahr beginnt. Und für diese kirchlichen Ereignisse werden viele Treffen und Einkehrtage vorbereitet und gehalten. Dazu kommt noch die gut vorbereitete Advents- oder Weihnachtsnovene, welche in vielen Familien und Gruppen würdig gefeiert wird. In meiner kleinen Pfarrei, wo ich seit einem halben Jahr Pfarrer geworden bin, haben wir 2 Schulen, die auch am Jahresende ihren Abschluss feiern wollen. Die schönen kirchlichen Feiertage krönen dann das Jahresende. Dafür tritt Anfang Januar etwas Ruhe ein. In diesen vielen und verschiedenen Begegnungen erreicht die Frohbotschaft ihren Höhepunkt, wo Gott und Mensch einander begegnen. Gott hat es verstanden und uns vorgemacht, das Leben der Menschen zu teilen, ja ihnen nahe zu sein. Vor allem in dieser Zeit mache ich die Erfahrung, dass unsere Kirche am Leben bleibt, indem sie am Lebensgeschehen der armen Menschen teilnimmt.
Zu Beginn an meiner neuen Arbeitsstelle, musste ich die Flussgemeinden am Rio Madeira aufgeben. Die physischen Strapazen waren nicht einfach und ich habe es eingesehen, dass jüngere Kräfte nötig waren, so besuche ich die Gemeinden nur selten, um vor allem die sozialen Projekte weiter zu unterstützen, d.h. wo es Strom gibt, die Brunnentiefbohrungen zu unterstützen. Ich habe es miterlebt, wie das dreckige und verseuchte Flusswasser getrunken wurde. Wo die Familien jetzt klares und sauberes Trinkwasser haben, hat sich die Gesundheit der Menschen am Fluss deutlich gebessert, kein Wunder, denn etwa neunzig Prozent des Abflusswassers der Halbmillionenstadt Porto Velho fließt direkt in den Fluss.
Eine ähnliche Situation hatten wir vor kurzem hier am Stadtrand, wo sich etliche Familien niedergelassen hatten. Die Verantwortlichen der Kommune meinten, dass diese Landlosen nicht lange dort bleiben würden, denn ohne Wasser kann niemand überleben. Ohne Strom ist es kein Problem, aber ohne Wasser … So haben wir uns als Kirche für diese Menschen eingesetzt. Inzwischen habe ich zwei Tiefbrunnen bohren lassen und die Familien konnten mit großer Freude diese Feiertage mit gutem und frischem Wasser feiern. Andere haben mitgeholfen, ihre Holzhütten aufzubauen. Kein Wunder, dass wir bei den Politikern nicht gerade gute Ansprechpartner sind.
Mir geht es sehr gut. Vor allem was die Gesundheit betrifft, bin ich täglich Gott dafür dankbar. In dieser sehr feuchtheißen Amazonas-Urwaldgegend ist die Gesundheit das größte Geschenk Gottes und was die verschiedenen tropischen Früchte betrifft, bin ich im Paradies, was ich eher nicht verdiene, jedoch gerne annehme.
Pater Robert Sottara