Liebe Freunde und Verwandte,
herzliche Grüße zum Weihnachtsfest aus Äthiopien! Sowie die besten Wünsche, Frieden, Gesundheit und Erfolg im Neuen Jahr!
Hier in Addis Abeba geht es Gott sei Dank friedlich weiter und so sind wir immer wieder überrascht von den rasanten baulichen Veränderungen. Der Bau der etwa 30km langen Stadt-Hochbahn in der Nähe unseres Hauses macht große Fortschritte – mit dem Verkehrsstau wegen der Bauarbeiten müssen wir uns noch gedulden, vielleicht noch ein Jahr lang, wer weiß …
Am Stadtrand wachsen die Wohnsiedlungen in rasantem Tempo. Wo vor einem Jahr noch unbebautes Land war, stehen nun die Wohnblöcke zu Hunderten, scheint es. Bei der Einwohnerzahl von etwa 10 Millionen kein Wunder, aber ungewohnt. Bis vor kurzem wohnten die Leute lieber in ebenerdigen, kleinen Häusern, in einfacher Bauweise aus Lehm und mit Wellblechdach.
So ändert sich das Stadtbild beträchtlich und damit sicherlich auch die Gesellschaft.
Im Juli gab es eine landesweite Lohnerhöhung von bis zu 46%. Die Lebenshaltungskosten schnellen gleichermaßen in die Höhe. Zimmermieten in Stadtnähe übersteigen oft den Monatslohn einer durchschnittlichen Familie, die Schere zwischen Arm und Reich weitet sich.
Probleme gab es vorige Woche auch bei der Benzinversorgung: wegen Preis-Uneinheit waren landesweit zahlreiche Tankstellen gesperrt. Die Leute, die dringend ihren Tank füllen mussten, hatten stundenweise an den wenigen offenen Tankstellen auszuharren. Da merke ich immer wieder, dass es gar nicht selbstverständlich ist, dass man die Dinge für den täglichen Bedarf – Wasser, Strom, Treibstoff, ein funktionierendes Telefon, usw. – ständig zur Verfügung hat.
Wir Comboni-Schwestern machen weiter mit unseren sechs Außenstationen, in denen wir fast überall eine Krankenstation und eine Schule oder Vorschule/Kindergarten betreiben. Als unser Schwerpunktgebiet sind wir dabei, unsere Niederlassung in Mandura zu verstärken. Im Juni ging es los mit dem lang geplanten Bau der Grundschule. Inzwischen stehen die Außenwände und das Dachgerüst. Vorgestern hat mir Sr. Nora Camacho, die Schuldirektorin, mit Freude berichtet, sie habe den Schülern zum ersten Mal den Rohbau gezeigt: wo die Klassenzimmer sein werden, die Bibliothek, der Sportplatz usw. Die Schüler und Schülerinnen haben alles mit großer Neugier inspiziert und sie freuen sich schon sehr auf die neue Schule.
Seit diesem Jahr haben die Schwestern in Mandura ein Ansteigen von Unterernährung unter den Kindern festgestellt. Die Eltern, die durch Feldarbeit den Familienunterhalt zu sichern versuchen, sind zu sehr von ihrer Arbeit eingenommen und die Kinder werden vernachlässigt. Also müssen die Krankenstationen und die Schule einspringen: es gibt nun nicht nur eine Schulmahlzeit zu Mittag, sondern auch ein einfaches Frühstück. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass die Schüler und Schülerinnen nun ganz von sich aus pünktlich erscheinen, denn wer sitzt schon gerne mit leerem Magen in der Schulbank …
In Hawassa wurde gestern das Jubiläumsjahr „50 Jahre Comboni-Missionare und Comboni-Schwestern in Äthiopien“ feierlich eröffnet. Wir blicken dankbar zurück auf vieles was in diesen 50 Jahren gewachsen ist an christlichen Werten und sozialer Entwicklung.
In unserem Frauenförderzentrum in Hawassa kommt der neue Kurs für Hauswirtschaft und Hotellerie gut an. Und in der höheren Schule (Secondary School) ist die Schülerzahl auf 700 gestiegen, allein die Schulabgänger und Schulabgängerinnen waren im Juli fast 150, alle mit gutem Erfolg.
Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise, die auch bei uns bemerkbar ist, versuchen wir also zu schauen, dass wir unsere Aktivitäten zugunsten der armen Bevölkerung weiterhin in nachhaltiger Weise finanzieren können. Dazu sind wir für jede Spende sehr dankbar.
Ich möchte mich bei allen Freunden und Wohltätern ganz herzlich bedanken für’s Mitdenken, für’s Gebet und für jede finanzielle Unterstützung.
Nochmals die besten Wünsche und in herzlicher Verbundenheit,
Sr. Gertrud Höggerl
Comboni Sisters, Addis Abeba