Hallo ihr Lieben zu Hause,
5 Monate sind nun vergangen und Arua darf ich als mein Neues Zuhause nennen. Ich fühle mich heimisch und die Arbeit mit den Menschen bereitet mir große Freude.
Weihnachten, Neujahr, die Reise nach Kenia – ja, in den letzten Wochen hat sich viel ereignet.
Dieses Weihnachtsfest wird mir in ewiger Erinnerung bleiben:
Heiligabend waren wir bei Sherry eingeladen – die Leute aus der „Bibel-Study“. Wir sangen gemeinsam Weihnachtslieder, auch „Stille Nacht“ in deutsch und ich fühlte mich dabei mit meiner Familie sehr verbunden. Anschließend gab es reichlich zu Essen – die Weihnachtsplätzchen, die wir am 23. Dezember gebacken haben, Sherrys selbstgemachtes Ice-Cream, Pizza, …
Mitternacht fuhren wir nach Arivu zur Christmette. Die Kirche war nun „feierlich“ mit bunten Girlanden und Luftballons geschmückt. Die Leute hatten keine tollen Mäntel oder neue Kleider an, sowie es doch oft bei uns in Deutschland der Brauch ist – aber sie strahlten so eine Zuversicht und Freude aus, die ewig in meinem Herzen bleiben wird.
Die Menschen sangen mit voller Begeisterung die Weihnachtslieder und freuten sich über die Geburt unseres Heilands.
Am 1. Weihnachtsfeiertag war ich bei einer Familie zum Mittagessen eingeladen. Rund 30 Leute saßen bei heißen Temperaturen im Freien und aßen Injassa, Fleisch, Reis, Kartoffeln, Gemüse,… – typischen „afrikanischen Weihnachtsschmaus“. Die Leute tanzten, sangen…. Weihnachten bei heißen 35 Grad, unvorstellbar, aber wahr.
Am 2. Feiertag luden Susanna und ich Freunde und Bekannte zu uns nach Hause ein. Ich feierte dieses Jahr meinen Geburtstag vor, da ich ab Montag wieder arbeiten musste. (Bin ja nicht abergläubisch!) Es gab deutsche und spanische Küche, sowie Schokoladenkuchen, Ice-Cream,…
An Silvester erlebten wir ein großes Feuerwerk bei milden Temperaturen in Arua. Die Leute tanzten auf der Straße und waren ausgelassen. Es war schön, mit meinen Freunden hier Neujahr zu feiern.
Ich dachte viel darüber nach, was das neue Jahr wohl Neues bringen wird. Auf alle Fälle dürfen wir uns alle sicher und geborgen in Gottes Hand fühlen.
Gleich zu Beginn des neuen Jahres startete meine große Reise nach Kenia. Zuerst 8 Stunden mit dem Bus von Arua nach Kampala. Und am nächsten Tag von Kampala nach Eldoret. Anschließend fuhr ich 2 Stunden mit dem Matatu nach Kitale (für unglaubliche 2 Euro) und dort holte mich Hubert Grabmann, ein Comboni-Priester, ab.
Gemeinsam mit Barbara, Armin und Dominik (ebenso Missionare auf Zeit) ging die Reise nun weiter nach Kacheliba, in der Hubert seit 3 Jahren als Missionar arbeitet. Kacheliba liegt in Westpokot und ist Halbwüste. Die Landschaft ist wunderschön – sehr trocken, doch zwischen den vielen Dornenbüschen blüht die Wüstenrose. Die Wurzel dieser Pflanze hat so einen großen Wasserspeicher, sodass sie in der Trockenzeit blüht. Durch die starken Erosionen während der Regenzeit gibt es überall Risse und Flussbetten in der Gegend.
Eine ganze Woche verbrachten wir dort zusammen und durften soviele neue Dinge erleben. Es war eine unbeschreibliche, tolle Erfahrung für mich. Die Pokot sind Halbnomaden und sind echte Überlebenskünstler, ich bewundere ihre Gelassenheit und Zuversicht. Sie denken nicht daran was könnte nächstes Jahr oder in zehn Jahren geschehen. Nein, das HIER UND JETZT ZÄHLT! Wir fuhren auch nach Amakuriat und besuchten die Comboni-Gemeinschaft, die Secondary-School, sowie die Nursery-School.
AFRICA PUR! Ja, so beschrieben wir die Woche bei Hubert – und die für uns alle unvergesslich bleiben wird. Lieber Hubert, vielen Dank dafür.
Anschließend fuhren wir gemeinsam nach Nairobi zum Zwischenseminar. 14 deutsche Missionare auf Zeit“, die in Kenia oder Uganda arbeiten, tauschten ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus. Wir hatten einander wirklich so viel zu erzählen und es war eine lustige und interessante Woche. Gemeinsames Morgengebet und Messe in DEUTSCHER SPRACHE!!!
Wir besuchten in „Kariobangi“ am Ostrand von Nairobi den Slum „Korogocho“. Standen vor der kilometerlangen Müllhalde, die stetig brennt. Diesen beisenden Geruch von verbrannten Plastik, spürte ich noch lange Zeit in meiner Nase. Junge Menschen auf der Straße schnüffeln Klebstoff als Droge,…
Nairobi – zum einen diese Armut und auf der anderen Seite Reichtum. Es fällt einem schwer, diese Ungerechtigkeit und dieses große Elend mit ansehen zu müssen.
Die beiden Wochen vergingen wie im Fluge und seit Mittwoch bin ich wieder in Arua zurück. Nun gibt es genügend Arbeit: im Health Center, nächste Woche beginnt der Kindergarten wieder und am kommenden Wochenende habe ich mit meiner Jugend einen „Workshop“ geplant. Habe einen Referenten eingeladen, der über Heirat und Familie sprechen wird.
Von zu Hause höre ich eher keine guten Nachrichten. Viele gute Bekannten sind in den vergangenen Wochen gestorben und das macht mich sehr traurig und nachdenklich…
Meine Mami und meine Freundin Doris werden mich in 3 Wochen besuchen. Da freue ich mich schon riesig darauf.
Eure Steffi aus Arua