Liebe Freunde!
Jetzt bin ich schon fast fünf Monate in Nairobi, Kenia und habe mich an vieles gewöhnt: An die einfache Unterkunft, dass es nicht immer Strom und Fließwasser gibt, die Wäsche mit der Hand zu waschen, das einfache und gute, aber oft eintönige Essen. Aber an den Lärm, den Müll, die schlechte Luft, das Elend, den Dreck, die verwahrlosten Kinder auf den Straßen, Menschen mit Klebstoffdosen unter der Nase,.. daran kann ich mich einfach NICHT gewöhnen.
In letzter Zeit geht es mir nicht so gut, da das Leben in Nairobi für mich eine große Herausforderung, Anstrengung und Belastung bedeutet und ich ziemlich zum Kämpfen habe. Da ich daheim viel in der Natur war und mich regelmäßig draußen bewegte, ist es eine große Umstellung, dass in Kariobangi praktisch gar keine Natur vorhanden ist und es keinen Ort zum Auftanken für mich gibt. Deshalb schätze ich die Stärke und Gelassenheit der Menschen in diesen Slums, die trotz dieser Umstände nicht aufgeben und auf Gott vertrauen.
Vor einiger Zeit haben wir einen jüngeren Mann im Cheshire Home aufgenommen, dessen rechter Arm von einem großen Geschwür befallen war. Dieses Geschwür war so groß und schwer, dass er kaum noch liegen und schlafen und nur mit Mühe gehen konnte. Ich bezahlte ihm die Operation, wobei der Arm amputiert werden musste. Nun schauen wir, dass er sein Leben wieder aufbauen und so gut wie möglich auf seinen eigenen Füßen stehen kann. Daneben hat er auch noch zwei Kinder zu versorgen.
Anfang Jänner war ich in Kacheliba, in Westpokot. Dort habe ich mit Steffi, Armin und Dominik (alle Missionare auf Zeit) P. Hubert Grabmann besucht, der deutscher Comboni-Missionar ist und bei den Pokot lebt. Diese Menschen leben meist in runden Lehmhütten mit Strohdächern und sind Halbnomaden. Die Gegend, in der sie wohnen ist sehr trocken und dürr, denn es ist eine Halbwüste. Trotzdem ist die Landschaft wunderschön und überall blühen Wüstenblumen und es gibt viele trockene Flussbette.
Es ist leicht ersichtlich, dass dort das Leben hart ist und ich bewundere diese Menschen, die trotzdem so eine Fröhlichkeit, Zufriedenheit und Lebensfreude ausstrahlen. Wir haben ihre herzliche Gastfreundschaft genossen und einige Hausbesuche gemacht, wo wir mit afrikanischer Sauermilch bewirtet wurden. Der erste Schluck hat mir gar nicht geschmeckt, doch je mehr ich trank, desto besser wurde sie. Beim Abschied habe ich sogar ein lebendiges Huhn geschenkt bekommen, welches wir am nächsten Tag geschlachtet und gegessen haben.
Ich bin dankbar und erfüllt von der einzigartigen Erfahrung in Kacheliba und man spürt deutlich den Unterschied zu dem Leben in Nairobi, das hektisch und westlich geprägt ist. Bei diesen Menschen spürt man noch, dass sie in Einklang mit der Natur leben und sie schauen normalerweise nicht zuerst auf die Uhr, sondern auf den Stand der Sonne.
Eure Barbara