Langsam bin ich angekommen und nach einiger Verspätung ist jetzt vor etwa 3 Wochen meine Mitbewohnerin Henrike auch angekommen. Die Verschiebung ihrer Ankunft kam durch die Unruhen und Krawalle in Kampala zustande. Wahrscheinlich habt ihr nichts davon gehört, aber es kamen etwa 25 Menschen dabei um. Ausgelöst wurden diese Kämpfe durch den Konflikt zwischen dem Präsidenten Museveni und dem Koenig Mutebi, der Vertreter von Buganda ist, einer Region Ugandas. Im Nachrichtenraum des Radio Pacis habe ich sehr viel darüber erfahren. Ich habe auch festgestellt, dass die Ausbildung hier, zumindest im Bezug auf Geschichte, wesentlich globaler ist, als in Deutschland. Bei uns werden Afrika und andere Länder einfach ausgeklammert.

Jetzt sind diese Schießereien aber zum Glück vorbei und ich war auch schon in Kampala. Dort ist es sehr anders als in Arua. Arua ist einfach doch Land und Kampala eine Großstadt. Es war eine gute Erfahrung, da es auch nicht wie in einer westlichen Großstadt zugeht. Aber am beeindruckendsten fand ich doch den Besuch des Hochsicherheitsgefängnisses zum Sonntagsgottesdienst. Die Freundlichkeit, mit der mich die Frauen dort begrüßt und empfangen haben, und die Lebensfreude, die die meisten doch trotz allem ausgestrahlt haben, haben mich sehr bewegt.

Ich gehe jetzt 2 Vormittage die Woche in den Kindergarten in Oli. Dort sind Kinder von 2 bis 6 Jahren, aber es ist nicht wie in einem deutschen Kindergarten, sondern wie in einer Schule. Dorthin komme ich mit dem Fahrrad oder zu Fuß und zwar hauptsächlich über Trampelpfade, die auch zwischen Häusern durchführen und, da nichts eingezäunt ist, geht man quasi ueber den Hinterhof der Leute. Der Weg mit dem Fahrrad ist anders, als der Fußweg und den ersteren kenne ich mittlerweile sehr gut. Beide wurden mir am Anfang gezeigt, aber dann habe ich sie selber gesucht. Ich habe gelernt, dass es keinen falschen Weg gibt.

So war ich einmal zu Fuß auf dem Nachhauseweg vom Kindergarten und bin wohl zu früh links abgebogen. Bald habe ich gemerkt, dass es nicht richtig war, aber da ich bereits erfahren habe, dass hier alle Wege nach Rom führen, bin ich einfach weiter gegangen. Als ich am Fluss war, bin ich an ihm entlang gegangen, auf der Suche nach einer Brücke. Dabei bin ich dann auch zwischen Häusern durchgekommen und bald war die Aufmerksamkeit aller auf mich gerichtet. Weiße kommen dort nicht oft vorbei und eine Schar Kinder lief mir hinterher. Dann tauchte eine junge Frau auf, vielleicht nur etwas älter als ich, die mich dann fragte, wo ich hin will. Nun ja, ich war wohl ziemlich falsch und so meinte sie, ich solle ihr folgen. Dort wo sie mir eigentlich den Weg über den Fluss zeigen wollte, war ein Überqueren durch den vielen Regen nicht möglich und so ist sie mir weiterhin voran gelaufen. Nach etwa 20 Minuten waren wir dann an einer Straße, die direkt nach Ediofe, meinen Stadtteil, führt.

Wenn sie nun an diesem Tag einen Termin hatte, kam sie zu spät. Aber das wäre nicht so wichtig gewesen. Sie ließ alles stehen und liegen, da es für sie wichtiger war, einer Fremden zu helfen, als Pünktlichkeit oder sonst etwas, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Ich bin sehr beeindruckt von dieser Selbstlosigkeit, mit der sie mir den Weg zeigte und sich vergewisserte, dass ich wirklich ankomme.

Sigrun