Liebe Freunde daheim,
herzlich grüße ich Euch aus Neapel in Süditalien. Nach dem Abschluss des Kurses für Ausbilder in Priesterseminaren in Rom bin ich seit September in der Stadt am Vesuv. Der Vulkan erhebt sich unweit von unserem Haus, wo ich zusammen mit 17 weiteren Mitbrüdern lebe. Der Hausobere stammt aus Eritrea. Ich unterstütze ihn in der Ausbildung unserer 15 Studenten, die sich auf ihr späteres Leben als Priester und Comboni-Missionare vorbereiten.
Ein älterer italienischer Mitbruder hilft uns in den verschiedenen pastoralen Aktivitäten, denn neben der Aushilfe in einigen Pfarreien findet täglich eine Messe in der Kapelle unseres Hauses statt. Somit sind wir insgesamt 18 Personen in der Gemeinschaft und stammen aus 13 verschiedenen Ländern, die Mehrheit aus Afrika.
Anfang November war ich zu einem Kurzbesuch auf Sizilien. Heftige Regenfälle hatten damals in ganz Italien für katastrophale Zustände gesorgt. Von Palermo aus ging es in die Stadt Marsala im Westen der Insel, wo die Priesterweihe und Primiz des jungen Mitbruders Mario Pellegrino stattfand. Da er im Südsudan arbeitet, durfte ich mit einem weiteren Comboni-Missionar die südsudanesische Provinz vertreten. Der Neupriester hat uns beide gebeten, ihm während der Weihe beim Anlegen der Gewänder zu helfen, was für mich eine große Ehre war.
Im Südsudan selber haben Regierung und Rebellen im Sommer ein Friedensabkommen unterzeichnet. Es ist das dritte Mal. Insgesamt scheint es im Land ruhiger geworden zu sein. Vor allem zwei Nachrichten haben hingegen international für Aufsehen gesorgt. So wurde Mitte November ein Priester von einer Gruppe bewaffneter Männer in Cueibet ermordet. Er war 62 Jahre alt und der erste Jesuit aus Kenia überhaupt. Im Jahr 2006 verbrachte ich Weihnachten in dem Ort des Verbrechens. Zudem sorgt eine kulturelle Praxis bei den Viehhirten des Südsudans für Aufruhr: Das Verheiraten junger Mädchen. Die Brautpreise werden normalerweise über Vieh bezahlt. Das Neue ist nun, dass ein Vater seine 16-jährige, große und schlanke Tochter über das Internet (Facebook) versteigern ließ. Kinderehen und Sklaverei sind zwar per Gesetz verboten, dies wird aber vor allem in ländlichen Gebieten oft missachtet. Ein Geschäftsmann aus der Hauptstadt Juba bot dafür 500 Kühe, 10.000 US-Dollar und drei Luxusautos. Das Mädchen ist mittlerweile mit dem Mann „verheiratet“. In Talì ist diese Praxis auch an der Tagesordnung, jedoch ohne Internet und in überschaubareren Zahlen.
Auf der Missionsstation arbeiten neben den drei Ordensschwestern zwei Priester (Südsudanese, Peruaner) und ein Bruder (Kongolese). Sie begleiten die Arbeit in Pfarrei, Schule und Krankenstation. Was mich besonders freut, ist die Tatsache, dass die Renovierung der Kirche in der „Alten Mission“ von Talì wieder aufgenommen wurde. Nach meinem plötzlichen Weggang aus der Station Ende 2015 wurde das Projekt auf Eis gelegt. Mittlerweile sind bereits große Teile des Fundaments und der Mauern erneuert. All diese Arbeiten sind möglich, weil Eure Spendenbereitschaft weiterhin sehr hoch ist. Ein herzliches Vergelt’s Gott dafür! Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes neues Jahr 2019.
Pater Markus Körber