Lieber Freundeskreis der Comboni-Missionare! Liebe Unterstützer der Mission in Old Fangak!

Herzliche Grüße und Gottes reichen Segen zum Advent!

In diesem Brief zähle ich einige Dinge auf, die neu in 2019 sind. Das ist eine ganze Menge:

  1. Im Juli wurde unser neuer Bischof Stephen Nyodho Ador geweiht – nach 10-jähriger Vakanz. Er ist erst der dritte Bischof der Diözese Malakal, die Anfang der 70er Jahre errichtet worden ist. So jung ist das Christentum in unserer Region. Die Fläche der Diözese entspricht zwei Drittel der Größe Deutschlands und hat nur 15 Pfarreien. Es ist die rückständigste Region des Südsudan, die die meiste Zerstörung im Bürgerkrieg erlitten hat. Die am meisten verfeindeten Volksgruppen gehören zu den „Schafen“ des Bischofs. Er ist nicht zu beneiden und hat die Aufgabe sicher nicht aus Prestige angenommen. In seiner ersten Predigt betonte er, dass die Kirche nur einen Schatz hat: Jesus Christus und sein Heilswerk (Evangeliums-Lesung Mt 13,44).
  2. Der Bischofsitz Malakal liegt im von der Regierung kontrollierten Gebiet. Der Weg dahin war uns vom Oppositionsgebiet fünf Jahre versperrt. Die Fahrt dauert von Old Fangak zwei Tage mit einem Boot auf dem Nil, um dort anzukommen. Anfang 2019 hatten sich beide Seiten darauf geeinigt, dass der Schiffweg wieder geöffnet ist. Das gibt den Menschen Zuversicht, weil es sich um eine sichtbare, positive Veränderung handelt. So konnten wir aus Fangak im Juli mit über 100 Personen zur Bischofsweihe anreisen.
  3. Nach sieben Jahren habe ich es in 2019 geschafft, die letzten Kapellen, die ich noch nicht in unserem ausgedehnten Pfarrgebiet kannte, zu besuchen. Meine Mitbrüder waren natürlich gelegentlich dort gewesen. Wir Priester teilen uns so auf, dass es in den etwa achtzig Kapellen pro Jahr wenigstens eine Messe gibt, oft auch zwei oder vielleicht sogar drei. Jetzt lasst uns über Priestermangel in Deutschland reden… Neu ist leider auch, dass wir seit 2019 von drei auf zwei Priester reduziert sind, aber die Kapellenbesuche natürlich nicht weniger werden. Dieses Jahr hat mir körperlich sehr zugesetzt.
  4. Wir haben offiziell sieben (monogame) Ehepaare, die sich auf die kirchliche Trauung vorbereiten. Seit meiner Ankunft Januar 2012 hatten wir ganze vier Hochzeiten in acht Jahren, weil die Christen in der Regel weiterhin polygam leben. Ich kann es kaum glauben, dass wir bald eine Massenhochzeit – fast wie die Moon-Sekte – haben. S-I-E-B-E-N auf einen Streich.
  5. Wir haben 2019 mit Caritas zwei landwirtschaftliche Projekte durchgeführt, die neue Techniken vorstellen: Zum einen den Ochsenpflug, der schon vor 5000 Jahren in Ägypten benutzt worden ist, und seit dem 20. Jh. auch in einigen Teilen des Südsudan, aber noch nie in der Fangak Region. Hier wird nur mit der Hacke in der Hand der Boden umgegraben. Rinder sind Währung für den Brautpreis. Das zweite Projekt ist eine Biogasanlage, die Kuhmist in Dünger und Gas zum Kochen verwandelt. Das findet großes Interesse (kein Brennholz mehr sammeln), während die Reaktion auf den Ochsenpflug eher verhalten ist.
  6. Die Schulschwestern von Notre Dame (SSND) haben sich entschlossen, bei uns eine Gemeinschaft zu gründen, um in der Pastoral und Schule mitzuarbeiten. Wir werden im März die Oberschule eröffnen; hier die 9. Klasse. Anstatt dem aktuellen zwei-jährigen Grundschul-Examenszentrum (7.-8. Klasse) wird es in einigen Jahren eine volle Schule von der 1. bis zur 12. Klasse geben.
  7. Ohne Elektrizität wird traditionell zum Singen nur getrommelt. Unsere Jugend in Old Fangak hat Geld gesammelt und sich ein solar-betriebenes Keyboard mit großen Lautsprechern in Uganda gekauft. Seit November gibt es jetzt vollen Sound in der Sonntagsmesse, nachdem Abel Kuding ein halbes Jahr jeden Tag geübt hat.
  8. Eine Neuigkeit, nicht erst seit 2019, sondern schon 2018, ist Satellitenfernsehen auf dem Markt. Es gibt Geschäftsleute, die in Karthum das Abo eines arabischen Anbieters bezahlen und dann die Anlage in Old Fangak aufgestellt haben. Der Eintritt (bis zu 1 Dollar) hängt vom Event ab. Es werden hauptsächlich Fußball und Action-Filme der B-Klasse gezeigt. Fußball mit arabischem Kommentator ist nette Unterhaltung. Ansonsten ist der TV-Einfluss negativ, weil die Filme suggerieren, dass Gewalt eine Lösung für Konflikte sei. Genau das, was wir im Südsudan nicht brauchen.

Das sind einige unserer Neuigkeiten. Pater Alfred und Bruder Jorge geht es gut, sie senden viele Grüße. Ich lade dazu ein, die Comboni-Webseite zu besuchen und dort meine Texte zu lesen: www.comboni.de/missionare/p-gregor-schmidt , z.B. meine Reflektion mit Bruder Hans Eigner über das Profil eines Comboni-Missionars (#19; wir suchen Nachwuchs!), meine Berufungsgeschichte zum Missionar (#24), und den Artikel über meinen Dienst in Korogocho, einem Slum in Nairobi (#23). Neuen Lesern rate ich folgende Texte zum Einstieg: #16a, #20, #21 und danach #15.

Möge der Herr in euer Leben eintreten und es mit seinem Glanz erfüllen, wie Er damals die Jungfrau Maria und Josef ausgewählt hat, um diese gefallene Welt zu erlösen.

Ich danke euch für alle Gebete!

Pater Gregor Schmidt