Liebe Freunde,

und Gott wurde Mensch; einer von uns. Das kleine Kind wird als junger erwachsener Mann am Kreuz sterben, sterben für uns um unserer Sünden willen, damit wir einmal in der Liebesgemeinschaft mit Gott unsere ewige Heimat finden. Danke Jesus!! Eine gesegnete Weihnacht, ein gesundes, gutes Neues Jahr, mit vielen frohen Stunden und dass das Christuskind uns täglich begleiten möge.

Wann wird es einmal richtig Weihnachten im Südsudan?? Es ist jetzt mehr als acht Jahre her, und aus dem kleinen süßen Fratz auf dem Bild ist mittlerweile ein munterer Teenager geworden. Es war am 9. Juli 2011, als Millionen Menschen im Südsudan an der Freude dieses kleinen Mädchens teilnahmen und voll Hoffnung und Erwartung in die neue Zukunft blickten. Nach vierzig Jahren Blutvergießen in zwei Bürgerkriegen und mit mehr als drei Millionen Toten nebst all dem anderen Elen, wurde der Südsudan nun offiziell unabhängig und als jüngster Staat auf dem Erdenrund international anerkannt. Und danach? Wir alle wissen es! Anstatt Frieden und Aufschwung war knapp zwei Jahre später im Dezember 2013 erneut der tödliche Krach von Feuerwaffen zu hören. Doch dieses Mal war es ein regelrechter Bruderkrieg der Südsudanesen untereinander. Bis jetzt hat dieser blutige Wahnsinn mehr als 400.000 Opfer gekostet.

Offensichtlich haben jene, welche damals die Verantwortung für das Land übernahmen, um es in eine bessere Zukunft zu führen, versagt. Das ist zweifelsohne eine vielschichtige und komplexe Angelegenheit, und man ist gut beraten, nicht voreilig alles zu kritisieren und zu verurteilen. Da gibt es sicherlich auch solche Frauen und Männer in politischer Verantwortung, die sich redlich mühen; aber jene sind leider in der Minderheit. Fest dagegen steht, dass die Hauptdrahtzieher ihre Hausaufgaben schlecht gemacht haben! Die UN spricht von einer Staatsruine. Man stelle sich z.B. vor, dass der offizielle Wechselkurs für das südsudanesische Pfund zum US-Dollar bei der Einführung 2005/2006 noch 2:1 betrug. Heute wird das südsudanesische Pfund auf dem Schwarzmarkt dagegen mit mehr als 320 zum Dollar gehandelt, und dies mit steigender Tendenz. Oder greifbarer ausgedrückt: Was ich heute wöchentlich für Obst und Gemüse ausgebe, davon hätte man sich noch vor rund vierzehn Jahren einen guten Gebrauchtwagen kaufen können!!

Dabei ist das Land mit vielen natürlichen Reichtümern gesegnet, die bei weitem noch ungenutzt sind. Da ist zum Beispiel das weite und fruchtbare Land. Anstatt ein gezieltes Landwirtschaftsprogramm zu fördern, laufen viele Menschen hier mit leerem Magen herum. Der Südsudan könnte ein Brotkorb für die angrenzenden Länder sein; stattdessen herrscht hier Hunger. Weniger als fünf Prozent der Agrarfläche wird genutzt. Gleiches gilt für den Fischreichtum. Der Einzelhandel ist fest in den Händen von Ausländern: Uganda, Kenia, Eritrea, Äthiopien, Somalia, Nord-Sudan, nur um die wichtigsten zu nennen. Dafür sind wir sogar dankbar; denn sonst könnte man in Juba kaum Lebensmittel einkaufen, ganz zu schweigen von all dem übrigen Rest.

Schlimm dabei ist jedoch, dass das Geld nicht in der südsudanesischen Wirtschaft zirkuliert, sondern auf Bankkonten in die ausländische Heimat transferiert wird. Der Südsudan ist jetzt seit 2005 quasi politisch souverän, und seither hat sich alles rückläufig entwickelt. Alles dreht sich ums Erdöl, wobei dies mehr als neunzig Prozent des Staatseinkommens ausmacht. Und was davon in irgendwelchen Taschen oder Konten verschwindet, darf mit Sicherheit sehr großzügig angesetzt werden.

Landesweite Ungerechtigkeit und Armut gehören zum Alltag. Würde die Regierung beispielsweise so viel Interesse an den vielen Straßenkindern zeigen wie an der Rekrutierung von Kindersoldaten, dann ginge es diesen armen Gestalten bedeutend besser.

Ein anderes beklagenswertes Thema ist die Zwangsverheiratung von minderjährigen Mädchen. Das würde in unseren Breitengraden als Pädophilie eingestuft werden. Internationale Gemeinschaften, vor allem UNICEF, wettern unentwegt gegen diesen Kindesmissbrauch. Nebst Zwangsverheiratung von minderjährigen Mädchen und der Zwangsrekrutierung von Jungen wäre da noch die weitverbreitete Kinderarbeit zu erwähnen.

Ungeachtet dieser beklagenswerten Missstände, angereichert durch Korruption, Vetternwirtschaft, Inkompetenz usw. ist das schlimmste Übel von allem der anhaltende Konflikt der Stämme untereinander, und hier besonders zwischen den beiden größten Ethnien der Dinka und Nuer. Das verhindert Geschlossenheit und Solidarität. Wenn Menschen zusammenstehen, können Dinge geändert werden. Das hat sich jüngst in Khartum im Nord-Sudan gezeigt.

Die beiden Hauptpfeiler für eine bessere Zukunft sind: Zuallererst die tägliche Umsetzung christlicher Werte im Umgang miteinander und zum zweiten eine deutliche Anhebung des Bildungsniveaus. Mehr als siebzig Prozent der Südsudanesen sind Analphabeten und damit leichter manipulierbar. Aber wenn wir über Allgemeinbildung und darüber hinaus über weiterführende Bildung sprechen, dann konzentrieren wir uns bitte nicht nur auf Management, Betriebswirtschaft, Medizin, Rechtswissenschaft, Computer High Tech usw. usw., sondern für den Aufbau dieses Landes brauchen wir ebenso gut gestandene Landwirte und gute Handwerker aller Art. Es fällt auf, dass viele junge Menschen hier eine Vorliebe fürs Studieren haben. Aber wir benötigen ebenfalls und dringend Leute, die anzupacken wissen!

Über all dem natürlich eine demokratisch gewählte kompetente und halbwegs ehrliche Zivilregierung. Nun soll zunächst einmal im Februar über eine neue Übergangsregierung geredet werden. Wichtig ist, dass der Haupt-Oppositionsführer Riek Machar an diesen Gesprächen teilnimmt. Am 12. November 2019 war eine Zusammenkunft zwischen dem Präsidenten Salva Kiir und Riek Machar gescheitert. Hauptstreitpunkte sind dabei die balancierte Anzahl der Sicherheitskräfte (Militär) von Dinka und Nuer in der Hauptstadt Juba sowie die Einigung über die Anzahl der Länder-Regionen und deren Grenzen (hier geht es auch ums Erdöl). Warten wir mal ab.

Ich bedanke mich nochmals für Ihre freundliche Unterstützung meiner Arbeit. […] Begleiten wir mit unserem Gebet die vielen Menschen hier im Südsudan bei ihren Gebeten um eine menschenwürdige, aber vor allem gottgefällige Zukunft, in deren Mitte Jesus Christus unser Herr steht. Glauben wir gemeinsam an die Zukunft dieses Landes!! Die kommt auch bestimmt und daran glaube ich fest!! Frage ist, ob ich das noch erleben darf?

Liebe Grüße, Gesundheit und Gottes Segen.

Ihr/Dein

Br. Hans Dieter Ritterbecks