… Nach meiner Ankunft in Nairobi am 4. September habe ich erstmal für zwei Wochen im Brüderhaus der Comboni-Missionare gelebt. Dies war ein guter Einstieg um sich langsam an das afrikanische Großstadtleben zu gewöhnen.

Wie einige von euch vielleicht schon vor meiner Ausreise erfahren haben, arbeite ich nun nicht in dem ursprünglich vorgesehenen Projekt (dieses Projekt hatte ich auch im Aussendegottesdienst erwähnt). Aufgrund größerer Probleme im Projekt, die sich erst kurzfristig ergeben haben war dies nicht mehr möglich. Stattdessen bin ich nun genau am anderen Rand von Nairobi, im Nordosten der Stadt, untergebracht. Der Bezirk der Stadt nennt sich Kariobangi.

Ich teile mir hier eine Wohnung mit meinem Projektkollegen, der zufällig auch Christoph heißt. Seit zwei Wochen wohnen wir in unserer endgültigen Wohnung.

Das Wasser wird in Nairobi seit einigen Wochen rationiert, da die lang anhaltene Trockenheit die Wasservorräte schrumpfen lässt. Zur Zeit bekommen wir in unserer Gegend/Wohnung einmal pro Woche Wasser, welches wir in großen Fässern sammeln. Eines der Fässer fasst 210, das andere 100 Liter. Der Wasserdruck in der Leitung ist jedoch nur sehr gering und da das Wasser nur ca. 45 Minuten läuft, müssen wir zusätzliches Wasser mit 20 Liter Kanistern von einer nahe gelegenen Wasserstelle holen.

Zudem wird auch der Strom rationiert, sodass es an 4 Tagen tagsüber keinen Strom gibt. Kenia erzeugt nämlich einen Großteil seiner Energie aus Wasserkraft, die im Moment nicht vorhanden ist. Schon an diesem kleinen Beispiel kann man sehen, welche Abhängigkeiten bestehen.

In unserem Wohnumfeld wurde die Natur zugunsten von Wellblechhütten und einfachen, meist fünfstöckigen Wohnhäusern zurückgedrängt. An den Straßen- und Wegesrändern säumen sich kleine Geschäfte und Verkaufsstände, an denen die Menschen alle möglichen Dinge des täglichen Bedarfs zum Verkauf anbieten. Die Straßengräben sind mit Müll übersät und verhindern das Ablaufen des Wassers nach einem, bisher nur kurzem, Regenschauer. Um das Müllproblem lösen zu können, wird der Müll verbrannt, sodass am Straßenrand oft kleine Müllhaufen vor sich hin schwelen oder man von weitem dunkle Rauchsäulen aufsteigen sieht. Allerdings wird ein Teil des Mülls auch auf der Straße gesammelt und einmal wöchentlich abgeholt.

Wenige Minuten von unserer Wohnung entfernt befindet sich die Kariobangi Catholic Church. Auf dem Gelände befinden sich ebenfalls das Pfarrhaus der drei Comboni Fathers, sowie ein Haus der Comboni-Schwestern, Büros und Räume für Aktivitäten, eine Näh- und Kochschule für Mütter, die keine abgeschlossene Schulausbildung haben, eine Krankenstation und ein gepflasterter Platz mit Toren und Basketballkörben.

Sonntags finden drei Messen hintereinander statt, die jedes Mal bis auf den letzten Platz gefüllt sind. Die Messen werden auf Kiswahili gehalten, doch man kann dem Messablauf gut folgen, da die Messen denselben Ablauf wie bei uns haben. Jedoch sind die Messen viel lebendiger gestaltet. Zu Beginn der Messe gibt es einen feierlichen Einzug und die Gesänge werden von einem Chor begleitet. Der Chor von Kariobangi ist übrigens in Kenia sehr bekannt, da er immer wieder nationale Wettbewerbe gewinnt. Die Messbesucher klatschen zum Gesang und strecken die Hände in die Höhe.

Die zwei kleinen Büros meines jetzigen Projekts befinden sich ebenfalls auf dem Kirchengelände. Ich arbeite hier mit der Organisation EDUCATION FOR LIFE (EFL) zusammen. EFL wurde vor 10 Jahren gegründet als festgestellt wurde, dass die Zahl von HIV/AIDS infizierten Personen in diesem Gebiet drastisch zugenommen hat. Ziel der Organisation ist es, die Kinder und Jugendlichen in den Schulen frühzeitig aufzuklären, um so eine Ausbreitung von Aids (vor allem durch Sex) vorzubeugen. Daher hat EFL an ca. 25 Schulen in der Umgebung einen Youth Alive Club gegründet. In diesen Clubs werden die Schüler dann, von den speziell ausgebildeten Lehrern, über Aids aufgeklärt. Neben diesem wichtigen Thema wird auch über Probleme des alltäglichen Lebens und das Erwachsen werden gesprochen. Dazu gehören zum Beispiel Persönlichkeitsbildung, Drogen, Missbrauch, Pubertät, Beziehungen oder Umweltbewusstsein. Einige Mitarbeiter von EFL besuchen die Clubs und geben auch eigene Unterrichtseinheiten. Dieses ist bisher auch meine Aufgabe bei EFL.

Die Kinder freuen sich riesig, wenn man die Schule betritt, da weiße Menschen für sie noch eine Besonderheit sind. Sofort hört man die Kinder „Mzungu“ rufen, welches die Bezeichnung für einen weißen Menschen auf Kiswahili ist (Genau genommen ist die Übersetzung aber „Europäer“. Schon die kleinsten Kinder sind mit diesem Begriff vertraut. Wird er allerdings von Erwachsenen angewendet, so ist es eher abwertend gemeint). Die nächsten Worte der Kinder sind dann „How are you?“, obwohl viele kleine Kinder noch gar nicht wissen, was es bedeutet und es nur von anderen Kindern aufgeschnappt haben. Schnell hat man mehr als fünf Kinder an jeder Hand hängen. Viele Kinder streicheln die Haut und schauen sich die Hände ganz genau an. Sie empfinden die Haut als besonders weich und wundern sich über die Haare auf den Armen, die Afrikaner fast nicht haben. Zur Begrüßung in den Klassen bekommt man oft ein Lied vorgesungen. Die Klassenräume reichen bei einfachen Schulen von einfachen Räumen aus Wellblech, wo sich die Kinder eine Schulbank teilen müssen, bis hin zu guten gemauerten Schulgebäuden mit ähnlichen Klassengrößen, wie man sie aus Deutschland kennt. Die Schüler tragen Schuluniform.

Der Unterricht geht bis in den Nachmittag, sodass die Kinder auch meistens ein einfaches Mittagessen an der Schule angeboten bekommen, welches gewöhlich aus Ugali (ein fester Brei aus Maismehl) und Bohnen besteht. Als ich jedoch letzte Woche ein Kind gefragt habe, ob es schon gegessen hätte, sagte es zu mir, dass es kein Mittagessen bekommen wird, da ihre Eltern das Geld für das Essen (20 KSh (kenianische Schilling), ca. 20 Cent) nicht aufbringen können. Daher stand es am Rand und konnte sich nicht wie fast alle anderen Kinder mit einem Teller in der Schlange anstellen.

Christoph