Es sollte schon längst Trockenzeit sein, aber ob diese Wetterverschiebung am El Nino liegt oder am Klimawandel, weiss hier auch niemand. El Nino ist eine Klimaanomalie, die sich hauptsächlich im Pazifikraum zwischen der Westküste Südamerikas und Indonesien/Australien ereignet.
In normalen Jahren bläst der Südostpassat dort im Bereich des Äquators von Osten nach Westen. Das bewirkt einen Kreislauf: Der Wind bringt Oberflächenwasser, das sich dabei erwärmt, nach Südostasien, das dortige kalte Wasser weicht aus und strömt genau in die umgekehrte Richtung und zwar in den tieferen Schichten des Ozeans. Das kalte Wasser ist nährstoffreich und taucht vor der Westküste Südamerikas auf (Humboldtstrom).
Die Luft des Südostpassats steigt vor Südostasien auf, weil sie durch die Sonneneinstrahlung erwärmt wird. Im Osten vor der Westküste Südamerikas wird die Luft durch das kalte Oberflächenwasser abgekühlt, sinkt deshalb nach unten und zieht oben Luft aus dem warmen Westen nach. Es entsteht also auch ein Kreislauf.
In einem El Nino-Jahr kommt dieses genau aufeinander abgestimmte System der Luftzirkulation und der Wasserzirkulation durcheinander. Die Passatwinde schlafen ein oder bleiben aus. Dadurch dreht sich die Wasserzirkulation langsam um und die Warmwassermassen vor Südostasien wandern in 2 bis 3 Monaten bis vor die südamerikanische Küste und kommen dort etwa um die Weihnachtszeit (El Nino = der Junge, das Christkind) an. Weil in dem warmen Wasser wegen Nahrungsmangel keine Fische leben, sind die Fischer stark von der Klimaanomalie betroffen.
Für Australien und Südostasien bleiben die Monsunregen aus, es kommt zu Dürre und Waldbränden. An der westlichen Küste von Südamerika kommt es zu Überschwemmungen.
Auch Teile Afrikas sind von El Nino betroffen, obwohl die Gebiete doch sehr weit vom Pazifik entfernt sind. In Kenia gibt es momentan zu wenig Regen. Es ist viel zu trocken, während es bei uns in Arua zu viel geregnet hat. Was Afrika betrifft, sind sich die Wissenschaftler nicht einig, ob sich der El Nino in Afrika auswirkt, weil im Pazifik ungeheure Mengen an Energie freigesetzt werden, die auf die Wetterverhältnisse im Indischen Ozean und somit auf Afrika wirken, oder ob im Indischen Ozean ein ähnlicher Kreislauf besteht (Luft und Wasser) wie im Pazifik, der dann von El Nino beeinflusst wird.
El Nino ist ein Naturphänomen, das etwa alle 7 Jahre auftritt, seit der Entdeckung Amerikas bekannt ist, aber erst seit etwa 150 Jahren erforscht wird.
Ob es auch Auswirkungen auf Europa hat, weiss man noch nicht, da es einfach noch nicht lang genug erforscht ist und man auch die Ursachen nicht kennt. Einige sagen, dass es in Europa dann kalte Winter gibt. Stimmt das bis jetzt? Ist es bei Euch in Europa kalt?
Es ist nicht so eindeutig, ob die Ernte, besonders die Bohnenernte, wesentlich schlechter ist als sonst, aber die meisten sagen, dass es zu viel Regen war und nur manche Glück hatten, wenn sie eigentlich zu spät, aber nicht zu viel zu spät gepflanzt haben. Jetzt ist der Regen aber, glaube ich, erstmal vorbei, es ist auf jeden Fall sandiger und heißer und regnet nicht mehr oder lang nicht so stark.
Im Kindergarten kann ich nun wegen den Ferien ja nicht mehr arbeiten, aber ich gehe jetzt in den Health Center, der von den Comboni-Schwestern geleitet wird und dort gefällt es mir sehr und ich lerne viele neue Dinge kennen. Nicht nur medizinische Dinge, wie Tabletten gegen Würmer oder Vitamine geben oder Babys wiegen oder Malaria unter dem Mikroskop erkennen, sondern eben auch mehr von der Kultur durch den Kontakt und die Gespräche mit den Menschen dort.
Apropos Malaria: Ich kann es nicht nur unter dem Mikroskop erkennen. Ich hatte es jetzt auch schon. Es gibt aber verschiedene Stärken und meine war sehr schwach, nur ein plus, ich habe es früh erkannt und dann auch gleich behandelt, wodurch es nicht wirklich schlimm war.
Eine weitere Erfahrung, die ich Euch auf jeden Fall mitteilen muss, ist die Wallfahrt nach Lodonga. Lodonga ist ein Marienheiligtum etwa 70 km nördlich von Arua. Anfang Dezember bin ich mit etwa 220 Menschen, überwiegend Frauen, etwa 200, in 2 Tagen dorthin gepilgert. Das war eine einmalige Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin. Ich habe die beeindruckende Natur hautnah erfahren und wir kamen auch an etwas abgelegeneren Orten vorbei, wo die Kinder noch nie einen weißen Menschen, Mundu, gesehen hatten. Außerdem war ich die ganze Zeit mit den Menschen zusammen und das war meiner Meinung nach schon ein großes Stück Integration. Vorher hat mir niemand zugetraut, dass ich das schaffen würde. Afrikanerinnen gehen schon recht schnell und am ersten Tag sind wir komplett den ganzen Tag gelaufen, von Sonnenaufgang bis in die Nacht. Ich denke schon, dass es so 40 km waren. Es war aber einfach toll. Man hilft sich gegenseitig und es war auch faszinierend, wie alle ihr Gepäck auf dem Kopf getragen haben. Ich habe das jetzt auch gelernt und habe fast immer etwas auf dem Kopf. So etwa 10 Mangos oder 1½ Liter Wasser habe ich getragen. Die Menschen haben sich sehr gefreut, dass ich sie begleitet habe, und es hat mir schon auch sehr viel Respekt eingebracht. Ich konnte ihnen zeigen, dass ich nicht so viel anders bin und keine Sonderrolle will. Sie haben mir den Namen Letaru gegeben, was so viel bedeutet wie „mit Liebe“. Es war eine wunderbare Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.
Letzte Woche gingen in meiner Gemeinde, in Oli Parish, ein paar Mitglieder zu den Häusern der Leute oder eher in kleine kirchliche Gemeinschaften, um über die Weihnachtsbotschaft zu sprechen. Da war ich auch dabei. Dadurch habe ich viel gesehen und bin näher zu den Leuten gekommen. Ich konnte den Leitern zeigen, dass ich diese persönliche Kontaktpflege und Verbreitung der frohen Botschaft gut finde und auch den Menschen vor Ort, dass sie ein Teil des Ganzen sind und es gut ist, wenn sie auch ihren Teil dazu beitragen.
Sigrun Wagner