Liebe Freunde zu Hause!
Hier ist der erste Rundbrief und die Zeit, die ich bereits in Kenia verbracht habe, war sehr intensiv und voller neuer Eindrücke. Ich bin gut angekommen und wurde von allen Leuten im Chesire Home herzlich begrüßt. Da Barbara Breunig (sie war als Missionarin auf Zeit 2006-2007 hier) gerade auf Urlaub in Nairobi ist, zeigte sie mir die ersten drei Tage die Stadt und alle Dinge, die wichtig und zu beachten sind.
Alle Straßen sind voller Menschen und die Luft ist gewöhnungsbedürftig, denn es liegt viel Staub und Müll herum. Der Abfall wird einfach auf den Straßen oder sonst wo verbrannt. Mit dem Verkehr muss man sehr achtsam sein, denn mitten auf den Straßen steigen die Menschen in bzw. aus den Matatus (Matatus sind kleine Busse, wo meist laute Hip-Hop-Musik gespielt wird). Die Ampeln werden kaum beachtet und die Matatu-Fahrer eifern um die Wette, wer mehr Mitfahrer für sich gewinnen kann. In den Slums ist am Straßenrand Business angesagt. Das bedeutet, dass sie voller kleine Geschäfte und Stände sind, wo man Essen, Kleidung oder andere Sachen kaufen kann. Dies betreiben meist Menschen, die keine richtige Arbeit bekommen.
Als Weiße fällt man in den Straßen natürlich auf und man wird häufig (besonders von Kindern) mit „How are you?“ angeredet. Ein Kind hat meine Hand genommen und geschaut, ob meine weiße Farbe abgeht.
Ich probiere mein Bestes, etwas Kiswahili zu lernen und das kann man sehr gut, wenn man mit den Arbeiterinnen Gemüse schneidet oder beim Basketball bzw. Volleyball vor der Kirche zuschaut, denn da kommen die Kinder automatisch her.
In Kenia ist es üblich, dass man sich bei der Begrüßung die Hand gibt und unmittelbar nach dem Befinden fragt. So heißt die Begrüßung HABARI YAKO (wie geht es dir) und man antwortet mit NZURI (gut).
Das Wetter ist zurzeit wie Sommer in Österreich bzw. sogar noch heißer. Trotz Hitze ist es in Kenia üblich, dass man Schulter und Knie bedeckt hat.
Im Gegensatz zu den Straßen ist das Chesire Home schön und gepflegt, worauf Schwester Ivanna, die Leiterin des Hauses, sehr schaut. Es wird gerade umgebaut, doch trotzdem herrscht eine ruhige Atmosphäre und auch die Luft ist besser, weil viele Pflanzen und Blumen gesetzt sind. Meine Unterkunft ist auch gut, aber gerade haben wir Wassermangel. Aus dem Wasserhahn in meinem Zimmer kommt kein Wasser mehr und so muss ich von Innenhof von den Tanks, die mit Regenwasser gefüllt sind, Wasser holen. Es ist eigenartig, sich mit einer Schüssel voll Wasser und mit einem Joghurtbecher zu duschen, doch man kann sich an alles gewöhnen.
Die WAZEE (alten Leute) sitzen meist im Innenhof – manche sind im Rollstuhl und andere sind noch mobil. Einige von ihnen sind noch handwerklich aktiv: etwa eine Frau, die bunte Körbe flechtet und ein Mann, der Schuhe herrichtet.
Mein erster Sonntagsgottesdienst in Kariobangi war sehr schön. Die Kirche ist voller Menschen – jung und alt – es wurde geklatscht, gesungen, getrommelt, getanzt und die Frauen haben getrillert. Der Gottesdienst dauert 1 1/2 Stunden oder noch länger und es ist für mich beeindruckend, wie die Menschen in der Messe präsent sind.
Nach dem Gottesdienst war ich überrascht, wie ca. 40 Frauen in gesetztem Alter mit bunten Kleidern im Chesire Home gesungen und getanzt haben. Sie kommen alle aus dem Slum und erhalten bei uns ein Mittagessen. Es ist für mich erstaunlich, wie diese Menschen – ob jung oder alt – beweglich sind und ein ausgezeichnetes Rhythmusgefühl haben. Eine Arbeitskollegin hat mich gleich zum Tanzen eingeladen und die Frauen freuten sich sichtlich über meine Tanzversuche und so verbrachten wir eine lustige Zeit zusammen.
Über die Arbeit erzähle ich bei der nächsten Rundmail, denn dann habe ich sicherlich schon mehr Einblick. Auf jeden Fall ist mein erster Eindruck von Kenia bunt und lebendig und trotz sichtbarer Armut stecken mich diese Menschen mit ihrer Lebensfreude an.
So, nun wünsche ich euch das Allerbeste und ich freue mich sehr über diese und jene Mail! Ich bitte aber um Rücksicht, dass die Antwort lange dauern kann bzw. keine kommt, da ich nur sehr beschränkt Internetzugang habe. Auf jeden Fall bin in Gedanken mit euch verbunden und DANKE fuer eure guten Wünsche und Gedanken.
Barbara