Eigentlich bin ich ein sehr ungeduldiger Mensch. Wenn ich weiß, was ich möchte, dann soll das auch ziemlich schnell umgesetzt werden. Man merkt es mir normalerweise nicht an, aber es regt mich auf, wenn Bedenkenträger immer wieder versuchen, alles noch einmal genauer zu betrachten und auf ein gemäßigtes Tempo bei der Umsetzung von Vorhaben pochen. „Wartest Du noch? Wie lange noch?“ Es sind Fragen, die manchmal das Unerträgliche ausdrückt.

Die Zeit des Advent ist ja nun die Zeit des Wartens und des Erwartens. Manche fragen sich – ähnlich ungeduldig, wie mir das auch nicht fremd ist: Was soll ich noch erwarten? Was bietet sich denn noch? Und manche sagen sogar: Das Beste liegt ja schon hinter uns!

Wartest du noch? Manchmal lässt mich mein Leben ja gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Worauf soll ich denn warten? Wenn man die Dinge nicht anpackt, dann wird wohl auch nichts geschehen. Die Adventszeit ist ja eine Zeit, in der wir auf Geschenke warten: Geschenke, die wir uns nicht selber verdienen müssen. Und ich meine damit nicht die Geschenke die wir am Heiligen Abend austauschen. Ich meine das Geschenk Gottes an uns Menschen. Das bedeutet natürlich ein Erwarten. Und schon stelle ich mir wieder die Frage: Erwartest Du noch, dass Gott in deiner Welt Mensch werden will? Dass sich in dieser Welt durch Dein Zutun etwas verändern kann? Dass einer zu Dir sagt: Richte Dich auf und erhebe Dein Haupt?

Advent, die Zeit der Erwartung, ist eine Herausforderung für ungeduldige Menschen. Der Advent lädt in der Dunkelheit der Jahreszeit ein, Ausschau zu halten nach dem Licht, das mit Jesus Christus in die Welt kommen will. Wie es bei ungeduldigen Menschen häufig der Fall ist, fallen mir plötzlich ganz viele Zitate ein, die auf die eigentliche Bedeutung des Advent hinweisen:

„Wächter, wie lange dauert noch die Nacht?“ fragt der Verzagte und so mache/r Kranke in schlaflosen Nächten. „O Heiland, reiß die Himmel auf“, schreit der Dichter des Adventliedes mitten im Elend seiner Zeit. Was ist mein Advent? Worauf warte ich eigentlich? „Maranatha, Komm, Herr Jesus!“ ist das Sehnsuchtswort im Advent.

Für die Patienten hier im Krankenhaus ist das Warten auf Genesung freilich die erste Sehnsucht. Wie groß wird die Zuversicht, wenn Fieber und Schmerzen zurück gehen, wenn nach einem Kaiserschnitt das Neugeborene zum Schreien beginnt, wenn nach einer erhaltenen Blutkonserve das Kind wieder zu lachen und zu spielen beginnt?

Dieses Jahr mussten viele in den Dörfern vergeblich auf das Ambulanzfahrzeug waren, denn durch heftige Regenfälle wurden die Straßen oftmals unpassierbar. Der Lastwagen vom Krankenhaus war mehrmals festgesessen. Einmal musste Josef, unser Fahrer, drei Nächte lang draußen verbringen, bis endlich die vielen Fahrzeuge, die nicht mehr weiterkamen, aus dem Schlamm befreit wurden. Ein andermal dauerte es eine Nacht und einen Tag, bis er mit der erwarteten Nahrungsmittelhilfe zurückkam.

Doch mittlerweile scheint die Sonne wieder und der Beginn der Trockenzeit ist spürbar. Man hat begonnen, die unbefestigten Straßen zu reparieren und so langsam normalisiert sich die Lage. Allerdings sind die letzen 5 km von der Abzweigung der Hauptstraße zum Krankenhaus noch mit Schlaglöchern übersät. Wie lange müssen wir noch warten, bis dieses Teilstück endlich hergerichtet ist?

Anfang November absolvierten unsere Krankenpflege- und Hebammenschülerinnen ihre staatlichen Examen. Jetzt heißt es Abwarten und hoffen, dass alle bestanden haben.

Kürzlich habe ich an eine Organisation geschrieben, die uns öfters schon mit Nahrungsmitteln geholfen hat, dass unser Lager ziemlich leer wäre. Am nächsten Tag stand bereits der LKW mit 5 Tonnen Bohnen vor dem Hauptlagergebäude des Krankenhauses. Ja, manchmal brauchen wir nicht lange auf Hilfe warten. Gottes Hand ist im Spiel und hilft auf die „Vorsehung“ zu vertrauen. Wir wissen, dass wir bei unserer Aufgabe in dieser entlegenen und schwer zugänglichen Gegend Ugandas nicht alleine gelassen werden.

Bruder Günther Nährich