Der November startete verregnet, eher herbstlich, mit nur 16°. Zuhause fiel der erste Schnee, ich hörte das zweite Weihnachtslied im Radio, und überall wurde vom Wichteln und den Weihnachtsfreuden gesprochen.

Examen in einer eigenartig ruhigen Schule

Vier Wochen lang waren die SchülerInnen des dritten Jahres zu intensivem Unterricht in der Schule, sie übten praktische Tätigkeiten und lernten fleißig. Die Examen wurden am 5. und 6. geschrieben, am 7. und 9. wurden die praktischen Prüfungen in der Mehrzweckhalle durchgeführt. Dazu schickte die Regierung zehn externe Lehrer aus anderen Städten. In der Halle wurden zehn Stationen aufgebaut, und soweit ich beurteilen kann, lief alles ganz gut.

Ein paar Zahlen

Der Besuch im Dorf, um Einkäufe zu erledigen, hat mich positiv überrascht: freundliche Gesichte, jeder scheint mich zu kennen. Leider klappt es mit englisch nicht, da bin ich froh, wenn ein Krankenhausmitarbeiter übersetzt. Ein paar Socken und auch die kleine Tube Zahnpasta kostet fast 1€ (2000 UGS), der Regenschirm nur knapp 3 € (8000 UGS). Früchte sind wahnsinnig billig, für zehn Bananen zahlt man etwa 1 € (3000 UGS) und für zwölf Orangen 50 Cent (1500 UGS).

Technik, auch hier unumgänglich

Anfang des Monats wurden in der Bibliothek neue Computer installiert, leider nur für die Krankenhausmitarbeiter, die Schüler müssen weiterhin warten. An zehn Computern wird dreimal die Woche für eine Gruppe von Krankenhausmitarbeitern Unterricht gegeben, mit dem Ziel, irgendwann pro Station einen Computer mit einem (deutschen) Programm zur Datensicherung zu haben. Ich hoffe sehr, dass es bald auch mit dem Computerunterricht für die Schüler losgehen kann.

Lokuts Familie

In der zweiten Novemberwoche fragte Lokut (unser Gärtner), ob ein Flug nach Deutschland teuer sei. Ich war verwirrt, und langsam rückte er mit der Sprache heraus: ob ich denn seine Älteste Achia mitnehmen und dort zur Schule schicken kann. Was für ein schöner und schwerer Gedankengang für einen Vater. Leider musste ich ablehnen und ihm sagen, dass es vermutlich Ärger mit den Behörden geben würde. Dann habe ich eine andere Idee entwickelt: ich werde Achia hier unterstützen, ebenso Lomillo, ihre kleine Schwester, und das Baby Kodet, indem ich das Schulgeld an Peter schicke und auch sonstige Ausgaben zum Thema Schule übernehme. Für mich sind das Peanuts, für Lokut ist es ein Vermögen. Wäre doch schade, wenn seine Kinder auf eine gute Ausbildung verzichten müssten. Somit habe ich also ein kleines Patenkind, das im August in die Schule kommt. Lokut hat als einziger in der Familie Arbeit und lebt untypisch für einen Karimojong-Mann bei der Familie seiner Frau, da er von weiter her kommt und hier arbeitet.

Die Übergabe-Party von YCS

An einem schönen Sonntag war ich zur Party der YCS (Young Christian Students) eingeladen. YCS, eine Jugendorganisation, ist ähnlich strukturiert wie die KJG. In nahezu jeder Gemeinde gibt es eine Gruppe, hier an der Schule sind es mehr als fünfzig Mitglieder. Sie gestalten das Zusammenleben in der Schule, die Morgenmesse am Donnerstag und die englische Messe am Sonntag, das Abendgebet und einige Veranstaltungen im Jahreskreis. Bei der Party wurden die alten Leitungsmitglieder verabschiedet und die vor zwei Wochen gewählten willkommen geheißen. Als geladener Gast musste ich mit den anderen Gästen vorn an einer langen Tafel Platz nehmen, und wir bekamen zuerst Getränke und die Aufforderung zu essen. Neben ein paar bewegenden Reden gab es auch kleine Theaterstücke zu aktuellen Themen. Ich habe mich an diesem Nachmittag sehr wohl und angenommen gefühlt.

Sieben Tage Nachtwache

Ab Sonntag, 11.11., sollte ich für sieben Nächte meine ersten Erfahrungen in einer Zwölf-Stunden-Schicht machen.  Eigentlich sind es dreizehn Stunden, von jeweils 20:00 Uhr bis 08:00 Uhr, dann noch die Übergabe und die Runde im Hof bis etwa 09:00 Uhr. Die Nacht hat Richtlinien für den Ablauf und Regeln, was zu tun ist und wie man sich zu verhalten hat. Die ersten sechs Nächte verliefen, bis auf zwei Kinder mit hohem Fieber, ruhig. In der siebten Nacht kam gegen 20:30 ein betrunkener Ehemann, der seine Frau, die mit ihrem Kind auf der Station lag, verprügelt hatte. Die Schwestern traten ihm souverän entgegen, einer unserer Studenten schnappte sich den Mann, der weinte und jammerte, und brachte ihn aus der Station. Draußen führte ein Wachmann ihn vom Gelände. Das war eine Belustigung für alle, die neugierig zugesehen hatten.

Entspannte freie Tage

Die freien Tage nutzte ich vormittags zum Ausruhen, Schlafen, Lesen und Backen. Außerdem war ich im Dorf, um ein paar Dinge zu besorgen. Die Nachmittage habe ich den Schülern in der Bibliothek gewidmet. Weitere vier Päckchen kamen an mit Wurst, Käse, Schokolade und Keksen. Vielen Dank an alle Spender, die auch an unser leibliches Wohl denken.

Die vollständige Erkundung von St. Kizito

Das Gemeindezentrum besteht aus einer Küche, dem Schlafhaus der Katechisten und deren Toiletten. Im gleichen Hof befindet sich der Bereich von Sr. Rosaria, die dort vierzig Frauen betreut, die allesamt ohne Schulbildung sind und wundervollen Schmuck aus Perlen und Draht herstellen. Außerdem schneidern sie die Uniformen für die umliegenden Schulen und den Kindergarten. Momentan suchen sie einen Platz für ein kleines Geschäft, um die Blumen, Armreifen, Ohrringe, Perlentiere, Dekorationen, Halsketten, Haarreifen und den Weihnachtsbaumschmuck zu verkaufen. Das zweite Büro von Sr. Rosaria liegt hinter der Kirche, gegenüber dem Haus der Patres. Dort vergibt sie die Stipendien der Comboni-Schwestern. Sie fördern eine Menge junge Menschen in Matany / Kizito. Im Kindergarten fingen sie gleich an, für mich zu singen und zu tanzen. Die Kinder lernen dort in drei Klassen englisch und erstes Wissen für die Schule, in den Pausen spielen sie im Hof. Etwa dreihundert Kinder gehen dort von Montag bis Freitag in die Betreuung.

Unterernährung kurz vor Weihnachten 

Kurz vor Weihnachten finde ich mich im Therapeutic Feeding Center (TFC) wieder. Für mich als Europäerin ist das Thema Unterernährung neu. Zunächst gibt es das Nutritional Screening, das den Ernährungszustand aus Gewicht, Größe, Armumfang und Vorhandensein von Ödemen ermittelt. Anhand von Tabellen wird ermittelt, wie viel Mich, die es in Pulverform in Wasser gelöst gibt, ein Kind bekommt, Dazu gibt es ein Energiegetränk zur allgemeinen Stärkung und ein Rehydrationssalz für Kinder mit Durchfall. Alle drei Stunden, oftmals mehr als einen Monat lang, wird den Kindern (und auch einigen Erwachsenen) eine bestimmte Menge Milch verabreicht, dazu Reis, Bohnen und Porridge. Täglich wird das Gewicht ermittelt. Auch Bewegung spielt eine wichtige Rolle, man muss drauf achten, dass die Kinder laufen. In der Küche konnte ich zusehen, wie in großen Kesseln für fünfzig bis hundert Menschen gekocht wird. Die Patienten, die sich kein Essen leisten können, bekommen es vom Krankenhaus, ebenso die Unterernährten. Die Kinder, die nach Hause entlassen wurden, werden noch zwei Monate beobachtet und kommen jeden zweiten Samstag, um gewogen und gemessen zu werden und erhalten ihre Ration aus Plumpynuts (hochkalorische Erdnussbutter).

Honig aus Karamoja

Eines Abends stand Lokut vor der Tür mit einem Eimer voller Bienenwaben, aus denen wunderbar duftender Honig kam, süß, saftig und hellgelb. Allerdings musste  man die Waben kauen oder den Honig herausziehen. Das Wachs haben wir für einen Kerzenversuch aufgehaben. Die Natur hier lehrt uns immer wieder neue faszinierende Dinge.

Die Temperaturen liegen nun bei etwa 35-37°C im Schatten, nachts bei 25-30°C. Seit drei Wochen hat es nicht geregnet. Die Trockenzeit hat begonnen.

Maria Wolf