Ein Haus mit einer langen und reichen Geschichte versucht Antwort zu geben auf die Herausforderungen unserer Zeit. Eine Zeitreise und eine Einladung.

Fast 125 Jahre nach seiner Gründung 1895 präsentiert sich das Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen gewissermaßen „runderneuert“, sowohl äußerlich in seiner Bausubstanz wie auch in seiner Zielsetzung, und offen für Gäste.

Ein Blick in die Geschichte
1895 suchte die damals junge in Verona gegründete Kongregation nach einem Ort für ihre erste Niederlassung im deutschen Sprachraum. Die Wahl fiel auf Brixen. Dort kaufte sie die Ruine des alten Ansitzes Platsch und den dazugehörigen Vintlerhof. Die heruntergekommenen Gebäude wurden hergerichtet. Unglaublich schnell wuchs in den kommenden 20 Jahren eine Gemeinschaft heran aus Brüdern und Patres, zahlreichen Novizen und Theologiestudenten sowie einem Bubenseminar, dem Xaverianum. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde für das Xaverianum noch ein stattlicher Neubau errichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Südtirol italienisch und der Neubau vom Staat konfisziert. Das Seminar musste geschlossen werden.
Zwischen den beiden Weltkriegen lebte die Gemeinschaft wieder auf, zählte bis zu 68 Mitbrüder, jedoch in einer schwierigen Situation als deutschsprachige Niederlassung in Italien.
Ein Neubeginn kam nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein neues Xaverianum wurde gebaut für über hundert Seminaristen. Noviziat und Scholastikat füllten sich mit jungen Leuten. Wirtschaftliche Grundlage war neben den vielen Spendern der Bevölkerung die Landwirtschaft, die von den Brudermissionaren betrieben wurde. Doch auch diese Zeit ist inzwischen Geschichte. Das Seminar wurde 1989 geschlossen, Novizen und Theologiestudenten waren schon seit den 60er-Jahren keine mehr in Brixen. Nach dem Brand der landwirtschaftlichen Gebäude wurden die Felder verpachtet.

Blick vom Missionshaus hinunter nach Brixen. Im Vordergrund das neue Domizil des Haus der Solidarität.

Herausforderung heute
Die Frage war nun: Wie geht es weiter? Alles verkaufen und für eine kleine Gemeinschaft ein Haus in der Stadt suchen? Auch das wurde überlegt. Doch dann fragte man sich: Wie kann man die vorhandenen Strukturen für die heutigen Herausforderungen nutzen? Dies wurde von der Hausgemeinschaft in den letzten Jahren schrittweise umgesetzt und jetzt zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Im Einzelnen:
Da war das ehemalige Bubenseminar „Xaverianum“. Es stand leer. Dabei gibt es viele Menschen, Einheimische und Zuwanderer, die kein Zuhause haben. Es wurde zu einem „Haus der Solidarität“ (HdS). Jetzt war wieder Leben im Haus, chaotisch für manche, für andere wurde es Heimat und Startplatz in ein neues Leben. Weil es so gut funktionierte, das Gebäude aber den Ansprüchen nicht mehr gewachsen war, zog die HdS-Gemeinschaft vor zwei Jahren in ein größeres Haus, in das nach dem Ersten Weltkrieg konfiszierte ehemalige Xaverianum, später „Jakob-Steiner-Haus“ genannt, in unmittelbarer Nähe.
Auf einem Teil der landwirtschaftlichen Felder entstand eine Wohnsiedlung, aus dem anderen wurde ein Biohof, ein Modell für alternatives Wirtschaften. Nach dem Umzug des HdS wurde das alte Seminargebäude abgerissen. Ein unter Denkmalschutz stehender Teil wurde hergerichtet und dient als Wohnung für die Bauernfamilie sowie Platz für Urlaub auf dem Bauernhof und einen Bio-Hofladen.

Eselsgeduld mit Kindern: Tiere auf dem Biohof.

Das eigentliche Missionshaus ist schon vor Jahren grundlegend saniert worden. Jetzt ist es ein Schmuckstück. Es beherbergt eine Hausgemeinschaft, die Kontakt hält zu den zahlreichen Freunden und Unterstützern der Comboni-Missionare in Südtirol und zugleich zu den Gästen aus aller Welt im „Haus der Solidarität“ HdS. Alte Südtiroler Mitbrüder können im Haus ihren Lebensabend verbringen.

Die neue Kapelle im Missionshaus.

Eine Einladung
Seit diesem Jahr bietet das Haus auch Platz für weitere Gäste und Urlauber. Ein von der Hausgemeinschaft herausgegebener Prospekt lädt ein: „Es ist ein schönes, ruhiges, behindertengerechtes Haus, ideal für Ferien und kleinere Tagungen. Soweit Platz ist, dürfen unsere Freunde, kirchliche und andere Mitarbeiter, Priester und Ordensleute bei uns Ferien verbringen. Auch Familien sind willkommen. Wir sind kein Gewerbebetrieb, haben aber alle Voraussetzungen, Feriengäste aufzunehmen. Wir bieten Übernachtung mit Frühstück. Nach Vereinbarung können Gäste auch an unseren Abendessen teilnehmen, ausgehend vom einfachen Essen der Gemeinschaft. Unkosten nach Vereinbarung auf Spendenbasis.“
Näheres unter www.comboni.de