Hallo Ihr Lieben zu Hause,
so, nun melde ich das letzte Mal per Mail bei Euch aus Uganda, denn in 3 Wochen werd ich schon wieder bei Euch sein.
Da frage ich, wo denn die Zeit geblieben ist?
Arua ist nun meine zweite Heimat geworden und jetzt heißt es Abschied nehmen. Abschied nehmen von den Menschen hier, die mir ans Herz gewachsen sind, Abschied nehmen von meiner Arbeit im Health-Center, von meiner Arbeit in den Kindergärten und von meiner Arbeit mit den Jugendlichen.
Abschied nehmen – von all dem, was mir vertraut geworden ist.
Das fällt mir sicherlich nicht leicht, aber ich freu mich auch auf Euch zu Hause. Vor allem auf meine Familie und auf die kleine Helena.
Die letzten Wochen vergingen mal wieder wie im Fluge.
Nach meinem Workshop mit den Jugendlichen fuhr ich nach Kampala, um Barbara, ebenso Missionarin auf Zeit, abzuholen. Wir verbrachten die ersten Tage in der Hauptstadt und fuhren danach mit dem Schiff auf eine Insel des Viktoria-Sees. Hier „ticken die Uhren noch langsamer“, die Leute sind sehr freundlich, kaum ein Auto ist zu sehen – kein Lärm, nur die Geräusche der Tiere sind zu hören. Zwei Tage konnten wir uns ausspannen, bevor wir nach Arua fuhren.
Ich konnte ihr so mein neues Leben zeigen – meine Arbeit, meine Freunde, … und anschließend fuhren wir ein paar Tage nach Gulu, um dort die Gemeinschaft der Combonis kennenzulernen.
Wir waren fünf Stunden mit dem Bus unterwegs.
Gulu ist die größte Stadt Nordugandas und gilt als Zentrum der Acholis. Aufgrund der vielen Flüchtlinge zählt die Stadt nun rund 350.000 Einwohner. Seit Ende des Krieges hat sich die Sicherheitslage verbessert, viele Hilfsorganisationen haben sich hier angesiedelt.
Gemeinsam mit zwei deutschen Comboni-Missionaren haben wir uns die Stadt angeschaut. Das große Krankenhaus, die beiden Priesterseminare, die Handwerkerschule und Schreinerei, … und wir erfuhren viel über die Kriegszeit.
Nach den gemeinsamen drei Wochen musste Barbara aber wieder nach Nairobi zurück.
Für uns beide war es eine schöne gemeinsame Zeit. Wir genossen es, deutsch zu sprechen, gemeinsam zu kochen, stundenlang zu quatschen und unsere Erfahrungen auszutauschen.
VIELEN DANK, liebe Barbara.
Workshop mit den Erzieherinnen:
Vergangenen Samstag hatte ich einen Workshop mit den Erzieherinnen der beiden Kindergärten.
Ich fertigte ein Handbuch mit Liedern, Spielen, Reimen, Fingerspielen, praktischen Tips im religiösen und gestalterischen Bereich fuer jede Erzieherin an.
Wir sangen und tanzten, malten mit Wasserfarben und Kreiden, bastelten Blumen und kochten gemeinsam deutsches Essen.
Es war für uns alle ein wunderbarer Tag, der uns allen in guter Erinnerung bleibt.
Im Health-Center gibt es genügend Arbeit.
Der Regen bleibt dieses Jahr in Uganda aus und so gibt es kein Essen. Das hat zur Folge, dass die Krankheiten immer mehr zunehmen. Während in Deutschland alle über die Wirtschaftskrise klagen, leiden die Menschen und insbesondere die Kinder an Hunger. Die Trockenzeit hat große Auswirkungen auf die nächsten Jahre.
Trotz großer Not strahlen diese Menschen so eine Zufriedenheit und Ruhe aus. Stundenlang warten sie in der Krankenstation auf Medikamente und Nahrung und sind dankbar um jede Kleinigkeit.
Diese Menschen hier in Arua haben mein Leben zum positiven verändert. Ich bin viel dankbarer und glücklicher, auch wenn man auf vieles verzichten muss.
Auch über den Tod meines Papis hinwegzukommen haben sie mir stets geholfen. „Du sollst nicht traurig sein, denn dein Vater ist nun im Himmel. Er hat uns eines voraus, denn er hat sein Ziel schon erreicht. Und er ist jetzt so stolz auf dich!“ – so tröstete mich meine Arbeitskollegin.
Alles im Leben hat seinen Sinn und für mich kommt jetzt wieder ein neuer Lebensabschnitt.
In jedem Ende ist auch ein Anfang, ja ein Neuanfang.Deshalb freue ich mich, Euch alle bald zu sehen.
Ich möchte Euch diese Offenheit, Warmherzigkeit, Liebe, Freude, Dankbarkeit UND ZEIT mit nach Hause mitbringen.
Hier nehmen sich die Menschen mehr Zeit fuer die wesentlichen Dinge: SIE HABEN MEHR ZEIT FÜREINANDER UND ZEIT ZUZUHÖREN.
Zum Schluss möchte ich mich ganz herzlich bei meiner Familie, bei allen Combonis, bei meinen Freunden und Bekannten für Euer stetiges Gebet und fuer Eure Unterstützung bedanken. Ohne Eure Hilfe wäre das alles nicht möglich gewesen. Viele Menschen, und vor allem viele Kinder habt Ihr damit glücklich gemacht. Vergelt’s Gott dafür.
So bleibt alle gesund bis wir uns in drei Wochen wiedersehen.
Eure Steffi aus Arua