Liebe Leserinnen und Leser!
Aus vielen Missionsgebieten der Welt findet Ihr in der Website Nachrichten von Mitbrüdern, Mitschwestern und Missionaren auf Zeit. Mit diesem modernen Kommunikationsmittel können wir uns leicht und schnell an die Öffentlichkeit wenden und Euch an unserem Leben und Arbeiten teilnehmen lassen. Diese Gelegenheit möchte auch ich benützen, um Euch etwas von meiner Aufgabe in Rom zu erzählen.
Ich habe einen langen und erlebnisreichen Lebensweg hinter mir, der mich in eine Reihe von Ländern in vier Kontinenten geführt hat. Im Januar 2008 wurde ich gebeten, nochmals meinen Arbeitsplatz und meine Aufgabe zu wechseln. Nach zehn Jahren „Zurückgezogenheit“ in unserem Missionshaus Milland bei Brixen, wurde mir eine neue Aufgabe in unserem Generalat in Rom (Hauptsitz der Comboni-Missionare) angeboten, die ich ohne viel Zögern annahm. Nachdem ich schon von 1979 – 1992 in diesem Haus gearbeitet hatte, ist mir der Umzug und die Umstellung nicht schwer gefallen.
Da wohl viele Benutzer dieser Website mit den Comboni-Missionaren verbunden sind und ihre Arbeit mitverfolgen oder auch mit ihnen zusammenarbeiten, so ist es vielleicht gar nicht uninteressant, wenn Ihr auch über unser Haus in Rom, über die hier arbeitenden Mitbrüder, sowie über ihre Aufgaben einmal einige Informationen bekommt.
Unsere Missionsgemeinschaft ist in Provinzen eingeteilt. Jede Provinz hat ihr Provinzialat (Sitz des Provinzobern). Die Deutschsprachige Provinz der Comboni-Missionare hat ihren Sitz in Bamberg, die spanische in Madrid, die von Uganda in Kampala, die peruanische in Lima, usw. Jede Provinz hat eine Provinzleitung, bestehend aus dem Provinzobern und seinen vier Räten. Der Gesamtheit der Provinzen steht die Generalleitung mit Sitz in Rom vor, bestehend aus dem Generalobern und seinen vier Räten. Dieser obliegt die Gesamtleitung und Koordination aller 30 Provinzen und Delegationen, aus denen sich die Comboni-Familie zusammensetzt. Unser Haus in Rom ist deshalb auch entsprechend groß und entsprechend hoch ist die Zahl der Mitbrüder: 19 Patres und 8 Brüder arbeiten hier. Die Gruppe setzt sich folgendermaßen zusammen: 21 Italiener (davon 1 Südtiroler), 2 Portugiesen, 1 Spanier, 1 Mexikaner, 1 Brasilianer, 1 Eritreer.
Der Generalleitung stehen fünf Generalsekretäre zur Seite für wichtige Bereiche wie Ausbildung, Finanzen, Medienarbeit, usw. Zudem gibt es mehrere Büros: für die Beziehungen zu den vatikanischen Behörden; für das Studium und die Erforschung unseres Gründers Daniel Comboni und unserer Missionsgeschichte; für Belange von „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“. Eine wichtige Sektion ist unser Archiv. Hier werden Briefe und Dokumente Combonis und vieler unserer Mitbrüder aufbewahrt, sowie eine Fülle von Dokumenten, die unsere Missionsgeschichte betreffen. Für einen geregelten Tagesablauf, für die Wartung des Hauses und für eine Reihe von Diensten sind die Brüder und eine Anzahl von Laienmitarbeitern verantwortlich. Die einzelnen Provinzen sind ähnlich durchstrukturiert.
Im Haus finden viele Treffen und Versammlungen auf Kongregationsebene statt. Das wichtigste Ereignis ist das Generalkapitel, das alle sechs Jahre stattfindet. Das nächste trifft es 2009. Dazu schicken alle Provinzen ihre Vertreter. Die Teilnehmerzahl wird 70 betragen, dazu kommen noch einige Beobachter. Bei einem Generalkapitel geben die Generalleitung, die Provinzleitungen, die Generalsekretäre und Leiter von Büros Rechenschaft über ihre Tätigkeit und über die Umsetzung der Beschlüsse des letzten Generalkapitels. Sie berichten über Erfolge und Misserfolge, über nicht erreichte Ziele und benennen Probleme und Handlungsbedürfnisse. Auf diese Weise gelingt es zu einem hohen Maß, dass sich die Teilnehmer ein doch recht klares Bild über den Stand der Missionsgemeinschaft machen können. Denn anschließend gilt es für die nächsten sechs Jahre und für die neue Generalleitung ein Aktionsprogramm zu erstellen und wichtige Schwerpunkte oder Prioritäten zu setzen. Da ein Generalkapitel die höchste Autorität der Gemeinschaft ist, hat es auch gesetzgebende Vollmacht und kann Änderungen an der Konstitution (Grundgesetz der Comboni-Missionare) vornehmen, die aber zur Approbation dem Heiligen Stuhl vorgelegt werden müssen.
Die wichtigste Handlung eines Generalkapitels ist aber die Wahl des Generalobern und der Generalräte, also der Generalleitung. Dieser Augenblick wird von allen Mitgliedern der Missionsgemeinschaft mit viel Spannung erwartet und aufmerksam mitverfolgt. Meistens wird der Großteil der Mitglieder der bisherigen Generalleitung mit neuen ersetzt. Ein Generalkapitel wird immer frühzeitig und gut vorbereitet durch verschiedene Kommissionen, die bestimmte ihnen von der Generalleitung vorgelegte Sachbereiche bearbeiten. Solche sind z. B. die Leitung, die Ausbildung, der Missionsauftrag und seine Ausführung in der Praxis, usw. Aufgabe der Kommissionen ist es auch, so weit wie möglich alle Mitbrüder in die Vorbereitungsarbeiten einzubeziehen und sie zum aktiven Mittun anzueifern. Die Generalleitung ihrerseits hat bereits alle Mitglieder aufgerufen und eingeladen, bei den Vorbereitungsarbeiten mitzuwirken und täglich zum Heiligen Geist zu beten, damit das Generalkapitel 2009 für die Gemeinschaft und ihre Aufgaben in der Kirche ein neues Pfingstereignis wird und uns in diesen auch für die Missionsarbeit und das Ordensleben schwierigen Zeiten mit neuer Hoffnung und Zuversicht erfüllt.
Auch die Provinzobern versammeln sich öfters hier im Haus, um gemeinsam mit der Generalleitung wichtige Angelegenheiten zu besprechen. Jedes Generalsekretariat hat in den Provinzen seine Vertreter, die sich ebenfalls gelegentlich in Rom treffen. So kommen im Verlauf eines Jahres viele Mitbrüder ins Haus. Das macht das Leben hier sehr abwechslungsreich und interessant. Alles was in den einzelnen Provinzen vor sich geht, findet hier seinen Widerhall, wird hier besprochen und die Mitbrüder in der weiten Welt erwarten von der Generalleitung und den Generalsekretariaten Hilfe, Unterstützung, Ratschläge und womöglich auch immer wieder Lösungen.
Im Verlauf dieses Jahres konnten wir 10 von unseren 16 Comboni-Bischöfen im Haus begrüßen. Ihre Diözesen befinden sich in Amerika und Afrika. Wenn möglich, feiern sie eine heilige Messe mit uns und erzählen uns dabei von ihren Erfolgen, Freuden und Leiden, von den Problemen und Schwierigkeiten im Land und in den ihnen anvertrauten Missionsdiözesen. Von den 16 Comboni-Bischöfen sind drei Afrikaner, drei Spanier, ein Mexikaner, die übrigen sind Italiener. Der Mitbruder Camillo Ballin ist Bischof von Kuwait, einem kleinen aber sehr reichen Erdölstaat Arabiens, in einer ganz muslimischen Umwelt. Auch Missionare kommen gerne vor ihrer Ausreise oder nach ihrer Rückkehr von der Mission hier in Rom vorbei. Jeder möchte dabei auch kurz mit dem Generalobern sprechen.
Während des Schuljahres wohnt auch eine Gruppe von jungen Mitbrüdern im Haus, von denen die meisten bereits einen Missionseinsatz gemacht haben, und jetzt an kirchlichen Universitäten Roms ein Spezialstudium machen. Die Studenten der heurigen Gruppe kommen aus Peru (1), Italien (1), Polen (1), Uganda (1) Sambia (1), Malawi (1), Togo (1), Kongo (2), Äthiopien (1). Die Zusammensetzung der Gruppe zeigt deutlich die Entwicklung unserer Gemeinschaft.
Nach den Weihnachtsferien kommt jedes Jahr eine weitere Gruppe von Mitbrüdern dazu, um an einem Erneuerungskurs von sechs Monaten teilzunehmen. Fünf Monate verbringen sie hier im Haus, den sechsten Monat in Ägypten und im Heiligen Land, wo sich Vorträge und Besichtigungen abwechseln. Ägypten ist für uns Comboni-Missionare interessant und wichtig, weil unser Gründer Daniel Comboni mit seinem Missionswerk dort begonnen hat.
Vor einigen Jahren hat eine Gruppe von Freunden aus unserer Nachbarschaft einen „eingetragenen Verein“ (i.V. – ONLUS) gegründet, der sich „Economia Alternativa“ nennt. Mit ihren Einnahmen unterstützen sie Missionsprojekte der Comboni-Missionare. Ihr Büro haben sie in unserem Haus. Verschiedene Gebetsgruppen treffen sich gelegentlich, aber regelmäßig in unserem Haus, sowie eine Gruppe von Jugendlichen, die sich für die Mission und die Comboni-Missionare interessieren. Ein Mitbruder und eine Comboni-Schwester begleiten sie.
Noch kurz etwas zu meiner Aufgabe als Privatsekretär unseres Generalobern. Es geht bei meiner Arbeit hauptsächlich um Korrespondenz, nicht um den Inhalt von Briefen und Schreiben, als vielmehr um alle Handgriffe bis ein Brief zum Verschicken fertig ist, per Post oder per E-Mail. Dazu benutzen wir natürlich auch die modernen technischen Hilfsmittel. Ein anderer Teil meiner Aufgabe sind Übersetzungsarbeiten. Jeder Mitbruder sollte persönliche Briefe des Generalobern in seiner Muttersprache erhalten, oder wünscht es wenigstens. Natürlich komme ich nicht mit allen Sprachen zurecht. Je vielsprachiger unsere Gemeinschaft wird, desto zeitlich und personell aufwändiger wird das Übersetzen. Soweit ich Zeit erübrige, helfe ich im Archiv mit. Dort geht die Arbeit nie aus, denn ein Archiv wächst ja ständig.
Unser Haus liegt an der Strasse nach Ostia, dem ehemaligen römischen Hafen und jetzigen Badestrand (Lido di Ostia), in der Nähe von „Tre Fontane“. Dort starb der hl. Paulus den Märtyrertod. Etwas weiter weg befindet sich die St. Pauls Basilika.
Die Generalleitung hat auch eine eigene Website: http://www.comboni.org. Sie bringt viele Informationen über die Comboni-Missionare und ihre Missionsarbeit, zum Teil auch in deutscher Sprache. Herzlich willkommen!
Einen herzlichen Gruß an alle, die diese Zeilen lesen!
P. Alois Eder