Der 8. Februar ist der gemeinsame Gedenktag für den Seligen Jesuitenpater Philipp Jeningen und die Heilige Schwester Josephine Bakhita. Die einzige Heilige des Sudan gelangte aus der Sklaverei im Sudan nach Italien, wo sie Ordensschwester wurde, während Pater Philipp als Volksmissionar in und um Ellwangen tätig war. Beiden gemeinsam ist eine innere Freiheit, die sie im Leben trug und so zu Vorbildern machte, damals wie heute.
Am 16. Juli 2022 wurde in Ellwangen der Jesuitenpater Philipp Jeningen (1642-1704) seliggesprochen. Liturgisch wird seiner am 8. Februar, seinem Sterbetag, gedacht. Mit diesem Datum verbindet die Kirche eine andere wichtige Heiligenfigur: die ehemalige sudanesische Sklavin Josephine Bakhita (1869-1947); der 8. Februar ist auch ihr Gedenktag. Die Comboni-Missionare fühlen sich mit ihr besonders verbunden, da sie neben dem Ordensgründer Daniel Comboni die zentrale Heilige für die Christen im Sudan und im Südsudan darstellt. Was – außer dem gemeinsamen liturgischen Gedenktag – verbindet Philipp Jeningen und Josephine Bakhita? Welche Botschaft haben sie für uns heute?
Die Verehrung für den „guten Pater Philipp“ ist um Ellwangen bis heute stark in der Volksfrömmigkeit verankert. Jeningen kümmerte sich in den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) um die geistliche Not der einfachen Bevölkerung. Auch heutzutage legen Menschen an seinem Grab in der Basilika St. Vitus Blumen nieder oder zünden eine Kerze an. Jeningen wirkte sein ganzes Leben in der Region um Ellwangen zwischen Bayern und Baden-Württemberg. Er starb am 8. Februar 1704 mit 62 Jahren in Ellwangen.
Wer war Josephine Bakhita?
Josephina Bakhita ist die einzige Heilige aus dem Sudan. Sie wurde 1869 in der Region Darfur geboren. Als neunjähriges Mädchen fiel sie zusammen mit ihrer Freundin Sklavenjägern in die Hände, die ihr zynisch den Namen „Bakhita“ („die Glückliche“) gaben. Sie wurde mehrmals weiterverkauft, schwer misshandelt und landete schließlich in Italien. Über das Kloster der Canossianerinnen in Venedig lernte sie den christlichen Glauben kennen. 1889 wurde Bakhita offiziell für frei erklärt. Vier Wochen später wurde sie durch Taufe, Firmung und Erstkommunion vom Patriarchen von Venedig in die Kirche aufgenommen, trat später den Canossa-Schwestern bei und nahm den Ordensnamen Josephine an. 1902 wechselte sie in den Konvent von Schio bei Vicenza über, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieb.
Menschenfreunde
Im Kloster verrichtete Bakhita in der Küche, an der Pforte und in der Sakristei einfache Dienste. Die Menschen verehrten bald die immer freundliche und lächelnde Ordensschwester unter dem Namen „Santa Madre Moretta“ („heilige dunkelfarbene Mutter“). Das Schicksal des schwarzen Mädchens bewegte viele Menschen. In ganz Italien gab sie vom Weg ihrer Befreiung aus der Sklaverei Zeugnis. Sie starb am 8. Februar 1947 in Schio. Tausende Menschen zogen an ihrem Totenbett vorbei. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1992 selig und im Jahr 2000 heilig.
Auch Pater Philipp genoss bereits zu Lebzeiten den Ruf, ein Heiliger zu sein. Als Missionar war er in mehr als tausend Orten in der Umgebung von Ellwangen zu Besuch, wo er predigte, Sakramente spendete und auch die Kranken besuchte. „Der Heilige ist wieder da!“, hörte man die Leute sagen. Wo immer er war, begegnete er den Menschen mit großer Freundlichkeit und aufrichtiger Zuneigung, weshalb man ihn in der Bevölkerung bald den „guten Pater Philipp“ nannte. „Mit Demut und Liebe kann man alles erreichen“, so sein Lebensprogramm.
Mystik und Mission
Pater Philipp Jeningen zeichnete sich durch eine tiefe Beziehung zu Gott aus. Aus seinem Traum, in die Mission nach Indien zu gehen, wurde nichts. Sein „Missionsland“ wurde dann Ellwangen. So ist nicht die geographische Weite, sondern die Tiefe des Herzens für ihn der Ort der Begegnung mit Gott geworden. Sein persönliches Zeugnis hielten die Menschen für glaubwürdig. In diesem Sinne war Pater Philipp nicht nur Menschenfreund, sondern auch Mystiker und Missionar.
Die heilige Bakhita erkannte den Wert der Taufe in ihrem Leben. Wenn sie in Venedig in der Kirche war, wo sie getauft wurde, kniete sie neben dem Taufbecken nieder und küsste den Boden. Der Glaube an die Liebe Gottes ließ sie immer wieder neuen Mut schöpfen. Während des zweiten Weltkriegs hatten die Leute in Schio große Angst, von Bomben getroffen zu werden. Bakhita versicherte ihnen, dass die Häuser ihrer Familien verschont bleiben würden. Und so war es auch. Die Menschen fingen an, sie wegen dieser „Wunder“ zu verehren, doch das wollte sie nicht. Sie sagte: „Die Ehre muss an meinen guten Meister gehen“, wie sie Jesus nannte. Für den Jesuitenpater Jeningen lautete das Motto seines Wirkens „Alles zur größeren Ehre Gottes“, getreu dem Wahlspruch seines Ordensgründers Ignatius.
Einen Beitrag zu leisten, dass Wunden heilen und Menschen sich versöhnen, ist eine missionarische Herausforderung.
Markus Körber
Hoffnung und innere Freiheit
Der Mensch erwirbt seine innere Freiheit im gleichen Maß, wie Glaube, Hoffnung und Liebe in ihm erstarken. Eines Tages fragte ein Bischof Bakhita: „Schwester, was würden Sie tun, wenn der Herr käme, der Sie verkauft hat und so viel leiden hat lassen?“ Da antwortete sie: „Ich würde mich niederknien und ihm die Hände küssen. Nur durch diese Leute konnte ich ein Kind Gottes und eine Ordensschwester werden.“ In ihrem Herzen empfand sie keinen Groll. Innerlich war sie frei. Papst Benedikt XVI. veranschaulicht in seiner Enzyklika Spe salvi (n. 3) an ihrem Beispiel die Reichweite der christlichen Hoffnung: „Nun hatte sie ‚Hoffnung‘ – nicht mehr bloß die kleine Hoffnung, weniger grausame Herren zu finden, sondern die große Hoffnung: Ich bin definitiv geliebt… Durch diese Hoffnungserkenntnis war sie ‚erlöst‘, nun keine Sklavin mehr, sondern freies Kind Gottes.“
Die christliche Hoffnung gibt uns Kraft, schwierige Situationen durchzustehen. Sie sieht auch dort einen Sinn, wo alles sinnlos erscheint, weil sie auf Gottes Hilfe vertraut. Pater Jeningen konnte den Menschen diese Hoffnung vermitteln, weil er sie im eigenen Leben erfahren hat: „Auf ihn allein vertraue ich ganz; hat er mich doch von Kindheit an durch verschiedene Schickungen und Schwierigkeiten geprüft und belehrt und immer wundersam geleitet.“
Menschenhandel und Menschenwürde
Die Kirche begeht am 8. Februar den von Papst Franziskus 2015 eingeführten „Weltgebetstag gegen Menschenhandel“. Durch Krankheiten, Kriege und Krisen in jüngster Zeit haben sich die Formen des Menschenhandels wie Ausbeutung der Arbeitskraft, Zwangsverheiratung, erzwungene Betteltätigkeit oder sexuelle Ausbeutung verschärft. Etwa 80 Prozent der Betroffenen sind Mädchen und Frauen.
Die heilige Bakhita ist Schutzpatronin der Opfer von Ausbeutung und Sklaverei. Deswegen setzen sich auch das internationale Netzwerk von Ordensschwestern Talitha Kum oder die Hilfsorganisation SOLWODI („Solidarität mit Frauen in Not“) aktiv gegen Sklaverei und Menschenhandel ein.
Pater Jeningen versuchte in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg die geistliche Not der Menschen zu lindern. „Mehr vermag ich nicht zu tun, als mein Leben für meine Ellwanger hinzugeben“, so der Volksmissionar. Er wollte das Licht des Glaubens in den Herzen der Menschen wieder neu zum Leuchten bringen und so Trost und Hoffnung schenken.
Heil sein und heil werden geht sowohl Leib wie auch Seele und Geist an. Im Letzten erhoffen sich Christen das Heil der ganzen Schöpfung. Einen Beitrag dazu zu leisten, dass Wunden heilen, Menschen sich versöhnen und Leid sich in Freude verwandelt, ist eine missionarische Herausforderung – in der damaligen wie in der heutigen Zeit.
Markus Körber