Noch am 14. Oktober feierte er als letzter deutschsprachiger Comboni-Missionar mit seinen Mitbrüdern in Südafrika die 100-Jahrfeier der südafrikanischen Provinz. Am 30. November 2023 starb Bruder Erich in Pretoria in Südafrika.
Bruder Erich Stöferle ist am 3. August 1947 in Ringingen bei Ulm in einer von Landwirtschaft und Handwerk geprägten Familie geboren und aufgewachsen. Mit 20 Jahren trat er 1967 als ausgebildeter Elektriker ins damals noch alte Missionshaus Josefstal ein. Kurz darauf begann er am 1. Mai 1968 in Mellatz das Noviziat. Nach der ersten Profess zwei Jahre später absolvierte er in Saarbrücken die Meisterschule und war dann aufgrund seiner Fachkenntnisse von 1971 bis 1973 beim Neubau des Missionshauses in Josefstal tätig. Außerdem war er Ansprechpartner der meist noch sehr jungen Brüderkandidaten. Es war nach dem Konzil, eine Zeit großer Umbrüche. Das traditionelle Bild des Brudermissionars als wenig ausgebildetem Helfer der Patres kam auf den Prüfstand.
Bruder Erich war geradlinig im Umgang mit anderen, ein sorgfältiger Arbeiter, kompetent, diszipliniert, niemals untätig, kreativ und vorausschauend.
Jeremias dos Santos Martins
Aus dieser Zeit stammt eine Bemerkung seines Mitbruders Pater Anton Baumgart, der in seiner Empfehlung für die Zulassung zu den Ewigen Gelübden über Bruder Erich schreibt: „In seinem Ausbildungsjahr auf der Meisterschule in Saarbrücken hat er deutlich erkennen lassen, dass er weiß, wohin er gehört und was sein Berufsziel ist. Er muss sich schon vor seinem Eintritt klar überlegt haben, was er will. Bei seiner Begabung hätte er zweifellos das Zeug dazu gehabt, in einem weltlichen Beruf Karriere zu machen.“
Die Ewigen Gelübde legte Bruder Erich 1977 in Kenia ab, wo er seit 1976 an der Polytechnischen Schule in Gilgil als Leiter der Elektrotechnik und dann als Direktor arbeitete. 1982 wurde er als erster Bruder zum Hausoberen der Gemeinschaft in Gilgil ernannt.
1986 machte er in Rom und in Israel den Erneuerungskurs von mehreren Monaten, der jedem Comboni-Missionar um die Mitte seiner aktiven Zeit zusteht. Anschließend kam er nach Deutschland und wurde Hausverwalter in Josefstal und Mitarbeiter in der beruflichen Ausbildung der Brüderpostulanten. Nebenher war er auch verantwortlich für das „Werk des Erlösers“ von Josefstal.
1993 kehrte er wieder für fünf Jahre nach Kenia zurück, um die Leitung der Schule in Gilgil wieder zu übernehmen. Die damals schwierige personelle und finanzielle Situation der Schule, aber auch das Thema Aids und politische und soziale Unruhen prägten diese Jahre. Erschöpft von alldem kam er 1998 auf Heimaturlaub, wo im Sommer die Diagnose Lungenkrebs gestellt wurde. Die Hälfte seiner Lunge musste entfernt werden.
Nach einer Erholungsphase ging er anschließend nach Südafrika. Die folgenden fast 25 Jahre glichen einer gesundheitlichen Achterbahn mit verschiedenen Chemotherapien. Er war Haus- und Provinzverwalter, kümmerte sich um die technischen Einrichtungen in den Häusern, um die Verbreitung der südafrikanischen Comboni-Zeitschrift Worldwide usw. Wer nicht von seiner Krankheit wusste, merkte sie ihm nicht an. Ein portugiesischer Mitbruder und früherer Provinzoberer in Südafrika charakterisierte ihn in seinem Nachruf als „einen Menschen, der immer entschlossen und überzeugend war in seiner Art, die Dinge zu erledigen, geradlinig im Umgang mit anderen, ein sorgfältiger Arbeiter, kompetent, diszipliniert, niemals untätig, kreativ und vorausschauend, ein typischer Deutscher: direkt, organisiert, pünktlich, ein harter Arbeiter und streng mit sich selbst“. Sein Tod kam nicht unerwartet, aber doch ganz plötzlich durch eine Lungenembolie am 30. November 2023 in Silverton bei Pretoria. Am 5. Dezember wurde er auf dem Friedhof in Maria Trost beigesetzt.
Reinhold Baumann