Margit Hutter war die erste Frau, die 1992 als Freiwillige bzw. Missionarin auf Zeit mit den Comboni-Missionaren nach Uganda ging. Anschließend arbeitete sie in der Missionsprokura in Ellwangen, wo sie nun – mit Unterbrechungen durch Familienzeit – seit 30 Jahren tätig ist. Wir haben sie interviewt:

30 Jahre mit den Comboni-Missionaren unterwegs, wie fühlt sich das für Dich an?
30 Jahre bei den Comboni-Missionaren zu arbeiten, fühlt sich sehr vertraut an. Ich fühle mich in vielen Bereichen bei den Comboni-Missionaren daheim.
Das heißt nicht, dass alles Routine oder Gewohnheit geworden ist, sondern manches fühlt sich auch immer wieder neu und spannend an.

Wie war Dein erster Kontakt mit den Combonis?
Schon als ich noch Kleinkind war, gingen meine Eltern mit uns hin und wieder zum Gottesdienst in Josefstal, fünf Kilometer von meinem Heimatdorf entfernt. Als dann später in meiner Heimatgemeinde ein neuer Pfarrer kam, der mir als Jugendliche damals nicht so behagte, verlegte ich den Besuch der Sonntagsgottesdienste nach Josefstal und habe so zu den Comboni-Missionaren einen engeren Bezug bekommen. Mit 19 begann ich, bei den Comboni-Singers mitzusingen und war noch mehr in der Gottesdienstgemeinde engagiert. Durch die Begegnungen mit den Missionaren entstand dann bei mir der Wunsch, als Missionarin auf Zeit (MaZ) Afrika und die Menschen dort näher kennenzulernen.
Von 1992 bis 1993 lebte und arbeitete ich ein Jahr im Lacor-Hospital in Gulu in Uganda und lernte in dieser Zeit auch die Missionare in ihren internationalen Hausgemeinschaften kennen und deren Arbeit, die ich als faszinierend und auch herausfordernd empfunden habe. Am Ende dieser Zeit bekam ich von Pater Josef Gerner, dem damaligen Provinzial in Deutschland, das Angebot, ab Juli 1993 in Ellwangen in der Missionsprokura mitzuarbeiten. Das war für mich eine einmalige Gelegenheit, weil ich nun mein persönliches Interesse an der Missionsarbeit beruflich ausüben und meine in Uganda gesammelten Erfahrungen dabei einfließen lassen konnte.

Diese Verbundenheit, die weit über das Arbeitsverhältnis hinausgeht, macht die Arbeit im Orden wertvoll und auch einmalig.

Margit Hutter (2.v.re) und Mann Christof (1.v.li) besuchten 2017 ihre Tochter Katharina bei ihrem Freiwilligenjahr in Alenga, Uganda. Auch Bruder Konrad Tremmel war dabei. Foto: privat

Angestellt bei einem Orden – gibt es Unterschiede zu „normalen“ Arbeitgebern?
Natürlich befinde ich mich in einem ganz normalen Arbeitsverhältnis mit den üblichen Rechten und Pflichten. Jedoch habe ich hier immer ein großes Entgegenkommen erlebt. Das gegenseitige Vertrauen hat in der Regel zu einem gegenseitigen Geben und Nehmen geführt. Über die Jahre hat sich mit vielen Mitgliedern der Comboni-Familie ein guter bis freundschaftlicher Kontakt entwickelt, so dass auch ich Teil der großen Comboni-Familie geworden bin. Diese Verbundenheit, die weit über das Arbeitsverhältnis hinausgeht, macht die Arbeit im Orden wertvoll und auch einmalig.

Pater Josef Pfanner traute 1995 Margit und Christof Hutter in Josefstal bei Ellwangen und feierte 2020 mit beiden die Silberhochzeit in der Hauskapelle in Ellwangen. Foto: privat

Meinen christlichen Glauben kann ich bei meiner Arbeit offen leben, was sicher bei einem „normalen“ Arbeitgeber nicht ohne weiteres möglich wäre. Manch gute und tiefe Gespräche über Spiritualität und Kirche, über Menschsein und Glaube, über Gott und die Welt haben meine Arbeit in all den Jahren bereichert. Mein Mann und ich wurde 1995 in der Kirche zu Josefstal von Pater Josef Pfanner getraut und durften 25 Jahre später mit ihm unsere Silberhochzeit feiern.

Ein normaler Arbeitstag – wie sieht der bei Dir aus?
Die Missionsprokura ist das Bindeglied zwischen den Spendern – in Deutschland und darüber hinaus – und den Missionaren und Projekten in Übersee. Morgens ist zunächst die Aufgabe, meine Mails zu sichten. Die Anliegen von Spendern und auch die der Mitbrüder und Projektpartner in aller Welt gilt es zu klären und zu beantworten. Für aufkommende Fragen und Probleme suchen wir gemeinsam nach Lösungen.
Seit einigen Jahren kümmern sich vor allem meine beiden Kolleginnen um das Alltagsgeschäft, so kann ich mich mehr den organisatorischen oder auch kreativen Aufgaben widmen. So müssen zum Beispiel Drucksachen wie Projektflyer, Spendenaufrufe, Glückwunschkarten für den Druck gesetzt, Spendenaktionen organisiert, Jahresabschlüsse und Frachtpapiere für die Ausfuhr von Waren erstellt oder die Spendenverwaltung auf ein neues Spendenprogramm umgestellt werden.
Zwischendurch kommen immer wieder Mitbrüder und Besucher in mein Büro mit verschiedenen dienstlichen und auch persönlichen Anliegen.
So habe ich meistens einen sehr abwechslungsreichen und interessanten Arbeitstag und gehe abends zufrieden nach Hause, wenn ich wieder einiges vorangebracht habe. Langweilig wird es hier nie. Die Comboni-Missionare sind immer in Bewegung, d.h. die Kontakte in Übersee ändern sich, und auch hier im Haus kommen und gehen die Mitbrüder. So ist es wichtig, dass die Arbeit und der Service in der Missionsprokura konstant und verlässlich sind.

Interview: Ulrike Lindner