Straßensszene in Pozuzo (Peru)
Als ich 1968 der Pfarrei San José-Pozuzo zugeteilt wurde, lag diese deutsch-österreichische Kolonie, 1859 gegründet, gleichsam in einem Dornröschenschlaf. Große Opfer und Strapazen wurden von den Auswanderern abverlangt. Über Jahrzehnte waren sie vergessen und abgeschottet von der Außenwelt: sie rodeten den Urwald, bestellten ihre Felder, bauten ihre Wohnungen. Es waren fleißige Männer und Frauen, die der Glaube zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengeschmolzen hat. Sie holten Kraft und Mut vom Wort Gottes und der Eucharistie. 1975 führte die Straße bis ins Dorf, es kam der Fortschritt, das Erwachen: Motorräder und Autos beherrschen den Alltag, Schulen und eine Ärztestation werden errichtet, ein Elektrizitätswerk liefert Strom für die entlegensten Ortschaften. Der Tourismus entwickelte sich zu einer guten Einnahmequelle. So kann wirtschaftlich die Bevölkerung getrost in die Zukunft blicken, doch der Fortschritt fördert den Abschied religiöser Bindungen, die Kirchen werden immer leerer, man genügt sich selbst. Nur wenige Familien wissen sich vor Gott verantwortlich und zeigen Dankbarkeit.
Pater Walter Michaeler aus Südtirol war in Pozuzo (Peru), Saldaña (Spanien), Milland (Südtirol) und Huánuco (Peru) im missionarischen Einsatz. Seit 2018 lebt er in der Deutschsprachigen Provinz und ist derzeit als Seelsorger in Graz tätig.