Sr. Beatrice Mariotti bei einem Beratungsgespräch
Heimat ist für mich gelebte Liebe und daher immer in Bewegung. Als ich meine Heimat das erste Mal verlassen habe, wurde mir bewusst, dass die Liebe nicht eingegrenzt werden kann, und dass sie die Offenheit voraussetzt, sich überraschen zu lassen, das Leben zuzulassen, die inneren Resistenzen und Einschränkungen loszulassen. In den USA habe ich das erste Mal gespürt, dass Heimat auch mit vertrauten Räumen, Gesten und Geschichten zu tun hat, und dass sie den Sprung ins Neue benötigt, um nicht zum Gefängnis zu werden. In den Arabischen Emiraten und dann in Deutschland wurde mir klarer, dass erst die „innere Reise“ die äußere Bewegung, die Begegnungen sowie die kulturelle und örtliche Vielfalt in Heimat verwandelt. Heute ist für mich Heimat eine Nomadin, die sich in Zwischenräumen bewegt, die nirgendwo und überall hingehört. Heimat ist ein Widerspruch an sich: zu Hause sein in der Tiefe, wo Unterschiede zur Einheit finden.
Die Comboni-Missionsschwester Beatrice (Mabel) Mariotti aus Mailand studierte in den USA und in Großbritannien. In Dubai leitete sie eine Schule. Seit zehn Jahren arbeitet sie in Berlin in der Beratungsstelle für Opfer von Menschenhandel.