„Nach sechs guten Jahren in Ellwangen bin ich zurück in Carapira in Mosambik“, schreibt Bruder Manfred. Dort will er als Direktor mithelfen, die 1964 von den Comboni-Missionaren gegründete technische Schule auf den heutigen Stand zu bringen.

Liebe Freunde in der Heimat,

ohne die Hilfe des kürzlich verstorbenen Konsuls der Republik Mosambik, Siegfried Lingel, hätte ich bis heute noch kein Visum erhalten. Dank seiner persönlichen Hilfe konnte ich bereits am 24. September meine Reise antreten. Von München brachte mich ein Flugzeug über Lissabon nach Maputo, der Hauptstadt Mosambiks. Nach 15-tägiger Quarantäne in unserem Provinzhaus in Maputo flog ich dann weiter nach Carapira, im Norden des Landes. Am 10. Oktober, Festtag unseres Gründers, des Hl. Daniel Comboni, erreichte ich Carapira, meine Wirkungsstätte und meine Heimat der nächsten Jahre.

Haupt- und Verwaltungsgebäude des Technischen Instituts in Carapira, Mosambik.

Neustart nach Corona
Am selben Tag trafen auch die ersten Schüler unserer technischen Einrichtung ein. Sie waren daheim bei ihren Familien, da im Frühjahr das Institut geschlossen werden musste wegen der Corona-Epidemie.
Aus der Technischen Schule für die Basis-Lehrgänge wurde inzwischen ein Technisches Institut mit Hochschulniveau, für maximal 150 Schüler und Schülerinnen. Die Kurse im industriellen Metall-Handwerk sowie im Automechaniker-Handwerk sind hochgestuft worden. Die Produktionsabteilung aber wurde drastisch heruntergefahren wegen fehlender Aufträge, bedingt durch mangelnde Organisation. Obwohl sich die Schule nach der Verstaatlichung im Zuge des Bürgerkriegs (1976 -1992) zu einer der renommiertesten Technischen Schulen des Landes entwickelt hatte, kam es in den letzten Jahren zu diesem Einschnitt.
Seit 2019 ist die Schule, die 1964 mithilfe von Misereor von den Comboni-Missionaren gegründet und aufgebaut wurde, wieder Eigentum der Comboni-Missionare. Mein Leitungsteam setzt sich aus fünf mosambikanischen Mitarbeitern zusammen, den Leitern der fünf bestehenden Abteilungen: Direktion, Verwaltung, Ausbildung, Produktion sowie Internat und Erziehung. Diese gilt es zu begleiten und zu unterstützen.

Unterricht im Technischen Institut mit Maske.

Produktion ankurbeln
Eines meiner Ziele als Direktor wird es sein, die Produktion mithilfe intensiver Planung und besserer Ausstattung der Werkstätten wieder anzukurbeln. Wir alle wissen, wie wichtig gut ausgestattete Werkstätten sind, damit Schüler die gelernte Theorie in praktische Arbeiten umsetzen können.
Eine weitere wichtige Aufgabe für mich wird sein, eine gute Zusammenarbeit mit der Schulbehörde und den Ministerien des Staates zu pflegen; insbesondere, da die Gehälter der derzeit 24 Lehrer weiterhin durch den Staat bezahlt werden. Bei all dem werden wir versuchen, das Gedankengut Combonis, seine Spiritualität, den jungen Menschen nahe zu bringen und sie zu fördern, in Bildung, in Professionalität und in menschlichen Werten.
Bildlich gesprochen stehe ich am Fuße eines hohen, zerklüfteten Berges! Diesen gilt es zu besteigen, mit Voraussicht, Bedachtsamkeit und Klugheit, aber gleichzeitig mit Mut und Vertrauen. Wegweiser, neben der Beziehung zu Gott, sind die Schüler, die Lehrer, die Gesellen und das Leitungsteam.
Was ich jetzt brauche, um das Vertrauen in mich zu rechtfertigen, sind Menschen, Gruppen und Organisationen, die sich mit unserer Schule verbinden und Teil dieser „Mission“ werden!
Viele Gebäude und Werkstätten sind renovierungsbedürftig. Maschinen in den Abteilungen der Schreiner, Schlosser, Automechaniker und Metallarbeiter müssen renoviert und zum Teil sogar neu errichtet werden. Daneben muss ein Großteil der elektrischen Anlagen (mein Fachgebiet) erneuert werden, wie auch die Wasser- und Abwasserversorgung.

Praktischer Unterricht in der Metallbearbeitung.

Neue Ausbildungszweige…
Eine neue Abteilung für Elektrotechnik und Elektronik, mit eigenen Unterrichtsräumen, wäre eine notwendige und sinnvolle Ergänzung der Schule. Junge Menschen, die in diesem Beruf ausgebildet werden, würden umgehend Arbeit und Anstellungen finden, besonders in einem aufstrebenden Land wie Mosambik.
Junge Mädchen im Land müssten mehr Ausbildungsmöglichkeiten angeboten bekommen. Auch wir Combonis in Carapira könnten für unsere zukünftigen Schülerinnen mehr Ausbildungskurse schaffen und anbieten. Dies ist meine Vision der Schule bzw. des Instituts.
Junge Menschen, die voller Tatendrang ihr Land aufbauen möchten, das so lange gelitten hat, unterdrückt und ausgebeutet wurde, erheben mit Recht Anspruch auf Ausbildung, auf technische Ausbildung. Hier können wir Comboni-Missionare einen wichtigen Beitrag leisten.

…und Fußball!
Die Schüler und Schülerinnen, die bei uns im Internat wohnen, benötigen einen Ausgleich und eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Wir bieten ihnen deshalb neben Fußball auch Volleyball, Basketball und Leichtathletik an, dazu Brettspiele, Musik und Aufführungen, um ihre vielfältige Tradition und Kultur zu fördern.
Unsere Pfarrei hat etwa 90 kleinere Außenstationen. Diese liegen im Umkreis von bis zu 50 Kilometern von der Missionsstation Carapira, erreichbar oft nur über holprige und sandige Wege und Straßen. Obwohl oft abgelegen, hat doch jedes größere Dorf seine eigene Fußballmannschaft und sein eigenes Feld zum Spielen. Jedes Spiel ist ein Freundschaftsspiel. Die Spieler der Gastmannschaft kommen oft zu Fuß, mit Fahrrädern oder mit kleinen Mopeds.
In früheren Jahren half ich, die vielen Teams zu koordinieren und besuchte an freien Sonntagen eines dieser Dörfer. Vor dem Spiel feierten wir zuerst Gottesdienst.
Zu den Spielen brachten wir aus Carapira einen richtigen Fußball mit, etwas Besonderes in diesen abgelegenen Dörfern. Und wann immer unser Vorrat es erlaubte, schenkten wir beiden Teams nach dem Spiel je einen Fußball. Ein Geschenk, das die Jungs in ein regelrechtes „Triumphgeschrei“ ausbrechen lässt.

Bruder Manfred Bellinger

Spenden mit dem Stichwort „Bruder Manfred Carapira Mosambik“ bitte an:
Comboni-Missionare
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