Dr. Paolo Rizzetto ist Brudermissionar und Direktor des Krankenhauses in Mapuordit. Dort werden neben den stationären noch bis zu 400 ambulante Patienten täglich behandelt. Bei einem Besuch in Ellwangen sprach er mit uns.

Bruder Paolo Rizzetto ist ein italienischer Comboni-Missionar aus der Gegend von Venedig. Seit 2012 arbeitet er als Arzt im Südsudan. Vor drei Jahren wurde ihm die Verwaltung und Leitung des Missionskrankenhauses Mapuordit übertragen. Mit seinen 113 Betten ist es immer voll ausgelastet. Da es im kriegsgebeutelten Südsudan kaum Ausbildungsstätten für klinisches Personal gibt, kommen qualifizierte Leute wie Krankenschwestern und Ärzte meist aus Uganda, viele aus dem Krankenhaus von Matany, wo Bruder Günther Nährich arbeitet. Andere Angestellte und einfaches Pflegepersonal kommen aus der lokalen Bevölkerung.
Die Missionsstation von Mapuordit wurde 1993 gegründet, als sich immer mehr Bürgerkriegsflüchtlinge vom Volk der Dinka in diesem unzugänglichen Gebiet niedergelassen hatten. Aus einer anfänglich kleinen Krankenstation ist mit der Zeit ein für diese Gegend sehr wichtiges Krankenhaus entstanden. Es steht inzwischen unter der Trägerschaft der Diözese und steht dem Distrikt-Krankenhaus an Ausstattung und Belegung in nichts nach.

Kochstelle für Angehörige und Besucher der Kranken.

Neben den stationären Kranken, die jeden Tag auch eine warme Mahlzeit aus der Krankenhausküche bekommen, hat das Krankenhaus täglich zwischen 200 und 400 ambulante Patienten zu versorgen. Angehörige und Besucher können auf dem Krankenhausgelände eine eigene Kochstelle benutzen und sich so versorgen.
Der Transport von Medikamenten, Lebensmitteln und anderem Nötigen war anfangs sehr aufwendig und wurde erst durch den Neubau einer befestigten Straße etwas leichter. Die meisten Einkäufe werden im drei Stunden entfernten Rumbek erledigt. Was dort nicht zu haben ist, muss man im noch weiter entfernten Juba besorgen. Das ist aber nur in der Trockenzeit möglich.

Auf Spenden angewiesen
Bis 2016 wurde das Krankenhaus von der Weltgesundheitsorganisation WHO unterstützt. Diese zog sich aber zurück mit der Begründung, sie würde von nun an das Gesundheitswesen auf nationaler Ebene unterstützen. Von dort kommt aber nur wenig an. So müssen 97 Prozent der laufenden Kosten für das Krankenhaus von verschiedenen Organisationen und von Spendern aufgebracht werden. Der Staat übernimmt nur etwa zwei Prozent der Gehälter. Das, was die Patienten und ihre Angehörigen geben, deckt nur einen minimalen Teil des Aufwands.

AIDS und andere Krankheiten
Jährlich werden im Krankenhaus etwa 7000 Patienten stationär behandelt. Der Bau der neuen Straße hat nicht nur die Einkäufe erleichtert, sondern auch die Zahl der Patienten um etwa tausend erhöht. Viele kommen aus weiten Entfernungen und werden mit Motorrädern oder auch mit dem Fahrrad gebracht. In der Gynäkologie kommen zwar relativ viele Frauen zu einer pränatalen Vorsorgeuntersuchung, doch ihre Kinder bringen die meisten lieber zuhause auf die Welt, so dass im Krankenhaus nur etwa 500 Geburten im Jahr verzeichnet werden.
Übers Jahr hinweg begleitet das Krankenhaus etwa 1200 AIDS-Patienten, aber leider nehmen nur 600 regelmäßig ihre Medizin. Hier ist viel Aufklärung und Begleitung notwendig.
Sobald die Regenzeit beginnt, häufen sich die Fälle von Malaria-Erkrankungen. Vor allem bei Kindern unter fünf Jahren ist dies hier noch immer die Todesursache Nummer Eins!

Ablenkung und Erholung auf dem Krankenhausgelände.

Viehzucht contra Ackerbau
Die Leute um Mapuordit herum bauen für den Eigenbedarf vor allem Hirse und Erdnüsse an. Wenn der Vorrat aufgebraucht ist, verkaufen sie Tiere und kaufen sich das Nötige auf dem Markt. Händler bringen die Waren meist aus Uganda. In der Regenzeit sind die Straßen aber oft unpassierbar und die Lebensmittel werden teuer und knapp.
Früher, bis in die 1950er-Jahre, galt die Region um Mapuordit als eine „Kornkammer“ des Sudan. Dann investierte der Staat aber in die Ölförderung anstatt in die Landwirtschaft und das Land lag lange Zeit brach, bis dann die Dinka kamen, ein Nomadenvolk, und sich mit ihren Rinderherden gegen andere, sesshafte Gruppen, durchsetzten. Sie vernachlässigen den Ackerbau und nutzen das fruchtbare Land vor allem als Weideland.

Hoffen auf den Frieden
Jetzt hofft der Südsudan sehr auf die Ergebnisse des Friedensabkommens. Dann könnte endlich eine umfassende Bildungsarbeit beginnen, um zu erreichen, dass mehr Lebensmittel angebaut werden und so der akuten Hungersnot in großen Teilen des Landes entgegengewirkt wird.
Der Präsident des Landes, Salva Kiir, ist selber ein Dinka. Doch selbst wenn er die nötige Einsicht hätte, er hat seine Leute nicht ganz unter Kontrolle, da er das System des Ältestenrates der Dörfer auf das ganze Land ausgedehnt und diesem Rat praktisch die Entscheidungen im Land in die Hand gegeben hat. Die alten Männer seines Volkes, die zum großen Teil fest in der Tradition der Rinderhirten verhaftet sind, bestimmen in weitem Maße über den Präsidenten.

Br. Hans Eigner und P. Hubert Grabmann