Bischof Jesús Ruiz Molina ist spanischer Comboni-Missionar und arbeitet seit 37 Jahren in Afrika. Seit 2008 in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) , wo er seit 2021 Bischof der Diözese M’Baiki ist.
Dieses Jahr feiert die Diözese M’Baiki ein besonderes Jubiläum. Vor 100 Jahren kam der erste Missionar in die Region. Der Höhepunkt der diesjährigen Feiern wird Anfang Dezember mit der Weihe von vier einheimischen Priestern begangen: Damit sind es dann elf einheimische von insgesamt 27 Priestern in der Diözese. Außerdem werden zwei neue Pfarreien gegründet. Mithilfe deutscher Diözesen werden dafür zwei neue Pfarrhäuser gebaut.
Personalmangel
Es fehlt an Personal für die pastorale Arbeit. Von den 400000 Einwohnern der 26000 Quadratkilometer großen Diözese sind etwa ein Drittel Katholiken. Ihnen gegenüber stehen nur 23 Diözesanpriester, die zehn Pfarreien betreuen, die von der Größe her selbst jeweils eine Diözese sein könnten. Eine Hauptaufgabe des Bischofs ist deshalb die Katecheten-Ausbildung. Etwa 400 Katecheten übernehmen derzeit die Hauptarbeit in den vielen kleinen Gemeinden der Pfarreien. Zur Bevölkerung gehören auch etwa 25000 Aka-Pygmäen, die eigentlichen Ureinwohner der Region, die im und vom Regenwald leben. Ihre Existenz ist gefährdet, denn das an Bodenschätzen reiche Land wird ausgebeutet, Flüsse werden durch die Benutzung von Quecksilber zur Goldgewinnung vergiftet. So sesshaft gewordene Aka werden von der restlichen Bevölkerung als minderwertig betrachtet, ausgegrenzt und oft wie Sklaven behandelt. Es geht Bischof Molina darum, sie in ihrer Würde und Position in der Gesellschaft zu stärken.
Es geht nicht so sehr darum,
das Leben nach dem Tod zu thematisieren,
sondern es geht um das Leben vor dem Tod.
Jésus Ruiz Molina
Bürgerkrieg seit 2012
Durch den Bürgerkrieg, der 2012 begann, geht es vielen Menschen noch schlechter. Milizen und Rebellengruppen lieferten sich einen Kampf um die wirtschaftliche Vorherrschaft. Es ging um die Kontrolle des an Ressourcen wie Diamanten, Uran, Gold und Holz reichen Landes – weniger um interreligiöse Konflikte, wie die internationale Presse berichtete. So freute sich Bischof Molina auch besonders, als er 2021 zu seiner Einsetzung einen Brief von muslimischen Bewohnern bekam, in dem stand: „Der Papst hat Dich auch für uns Muslime zum Bischof ernannt.“
Traumaarbeit
Inzwischen ist die Situation ruhiger und es geht um den Wiederaufbau und das Schaffen von Vertrauen zwischen den Menschen. Die Botschaft, ein besseres Leben mithilfe des Glaubens zu erlangen, ist für die Menschen anziehend, so Bischof Molina. So wird in den zwei- bis dreistündigen Gottesdiensten der Gott der Liebe, der Versöhnung und Vergebung, der unter den Menschen ist, mit großer Freude von den Gläubigen gefeiert.
Mit Schulunterricht, über die Gesundheitsversorgung – in Form von mobilen Kliniken für die Landbevölkerung mit Dr. Cédric Ouanekponé – und über die Traumaarbeit, wie sie Maria Biedrawa regelmäßig in Workshops anbietet, werden die Menschen erreicht und erfahren Unterstützung.
Große Herausforderungen
Neben dem andauernden Bürgerkrieg gibt es viele strukturelle Probleme, die die pastorale Arbeit erschweren. 80 Prozent der Menschen in der Region haben noch nie einen Arzt gesehen. In der gesamten Diözese gibt es nur acht Ärzte. Die mobilen Kliniken sollen die Menschen auf dem Land erreichen und etwas Abhilfe schaffen.
60 bis 70 Prozent der Kinder gehen nicht zur Schule. Es gibt 15 kirchliche Schulen. Schulbücher, Hefte und Stifte sind Mangelware. Auch hier versucht der Bischof mit der Gründung weiterer Schulen und Institute für die Lehrerausbildung die Situation zu verbessern.
Eine große Herausforderung sind der Aber- und Hexenglaube, dessen Opfer vor allem Frauen und auch Kinder sind. Hier bedarf es noch großer Anstrengungen, um die Menschen davon zu überzeugen, dass Krankheiten, Unfälle oder einfach nur ein anderes Aussehen nichts mit Hexerei zu tun haben.
Anton Schneider/Ulrike Lindner