„Mission at any cost“, so der Titel der vom 2019 verstorbenen Pater Konrad Nefzger verfassten Geschichte der Comboni-Missionare in Südafrika, die auch fast 100 Jahre alt ist. 1924 kamen die ersten aus dem Sudan ausgewiesenen Missionare an.

Schon der Titel drückt aus, dass es viel Einsatz und Mühe gekostet hat. Bei den ersten Missionaren, die aus dem Sudan vertrieben worden waren, kam auch noch eine gewisse Verbitterung dazu. Sie hatten sich dort unter widrigsten Umständen abgemüht, hatten schwierige Sprachen gelernt, begannen erste Erfolge zu sehen, und jetzt wurden sie auf teilweise demütigende Weise des Landes verwiesen.
Anfangs fehlte es nicht an Missverständnissen. Der erste Missionsobere, Pater Daniel Kauczor, gab nach zwei Jahren auf, seinem Nachfolger, Mons. Alois Mohn, sprachen viele Mitbrüder offen das Misstrauen aus. Erst nach etwa zehn Jahren, unter dem späteren Bischof Johannes Riegler, wurde eine klare Linie gefunden.

Es gab unter den ersten Brüdern solche, die mit etwas über 20 Jahren ausreisten und, ohne einmal heimzukehren, mit 80 Jahren in Südafrika gestorben sind. Südafrika wurde ihre Heimat. Maria Trost ist das letzte Zuhause für viele Comboni-Missionare. Mehr als 50 von ihnen sind hier begraben.

Die Brudermissionare
Eine sehr positive und wichtige Rolle spielten die Brudermissionare. Bruder Erich Stöferle erzählt: „In der Vergangenheit waren die Brüder hauptsächlich Bauern und Handwerker. In den alten Missionen gab es normalerweise Werkstätten und es gab Bauernhöfe. Fast jede Mission hatte eine Farm, daher brauchte man natürlich jemand zum Bewirtschaften. Die Brüder Hermann Engelhardt und Adolf Sailer, zum Beispiel, suchten nach Bächen in der Nähe für die Bewässerung. Andere Brüder arbeiteten mehr in der Verwaltung.“
Es gab unter den ersten Brüdern solche, die mit etwas über 20 Jahren ausreisten und, ohne einmal heimzukehren, mit 80 Jahren in Südafrika gestorben sind. Südafrika wurde ihre Heimat.

Friedhof in Maria Trost

Der Friedhof in Maria Trost, der ersten Missionsstation der Comboni-Missionare in Südafrika. Viele Missionare haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Auf dem Missionsfriedhof
Pater Konrad Nefzger, der bis zu seinem Tod 2019 den Friedhof auf der ersten und noch bestehenden Missionsfarm von Maria Trost liebevoll betreut hat, schreibt: „Maria Trost ist auch das letzte Zuhause für viele Comboni-Missionare. Mehr als 50 von ihnen sind hier begraben. Der erste war 1931 Bruder Heinrich Sendker aus Westfalen. Am ältesten wurde Bruder Alexander Cygan, ein Schmied aus Oberschlesien. Er starb 1963 mit 98 Jahren.
Diese Männer sind Teil der Geschichte der Comboni-Missionare in Südafrika. Insgesamt gab es mehr als 100 Missionare, die sich hier in Südafrika auf das Projekt Gottes einließen.“

P. Bernhard Riegel vor der Kirche in Maria Trost, Südafrika.

P. Bernhard Riegel vor der Kirche in Maria Trost, Südafrika.

Pater Bernhard Riegel war seit 1970 schon mehrfach in Südafrika im Einsatz, nun wieder
seit 2019. Er stellt fest: „Die Menschen sind jetzt
bestrebt, Verantwortung zu übernehmen. Sie wollen aktiv mitgestalten.“

Bilanz und Ausblick
In Südafrika hat sich natürlich viel verändert, erst recht seit dem Ende der Apartheid und der ersten freien Wahl 1994. Gerade, was das Zusammenleben von Schwarz und Weiß betrifft, hat die katholische Kirche durch ihren Einsatz gegen die Apatheid in den letzten Jahren an Ansehen und Profil vor allem unter der schwarzen Bevölkerung gewonnen.

P. Konrad Nefzger+ beim Gottesdienst

P. Konrad Nefzger+ feiert Gottesdienst.

Trotzdem: Pater Nefzger gibt sich bescheiden. In einem Interview von 2013 resümiert er realistisch: „Die katholische Kirche ist in Südafrika eine Minderheit. Am Anfang waren wir nur geduldet. Dann standen wir im Verdacht, Kommunisten zu sein, und auch jetzt sind wir eine Minderheit. Die Bischofskonferenz versucht zwar, ihre Stimme auch zu erheben, aber im öffentlichen Leben hat die katholische Kirche nicht viel Einfluss. Auf der anderen Seite glaube ich, dass trotz allem das Reich Gottes wächst.“

P. Benno Singer vor Denkmal Combonis in Pretoria.

P. Benno Singer neben einem Denkmal Combonis in Mahube Valley, Pretoria, Südafrika.

Die Südafrikanerin Christel Koger aus der Christkönigs-Gemeinde in Witbank sagt: „Die Comboni-Missionare waren nicht nur Priester, sie waren Freunde und Teil meiner Familie, sie gehörten einfach immer hierher. Ich bete für Berufungen, weil diese Männer ihr Leben Südafrika widmen, und ich glaube, das, was sie für uns getan haben, ist nicht von vielen geschätzt worden.“

 

 

Auf Umwegen nach Südafrika

Für den Gründer der Comboni-Missionare, Daniel Comboni, war Südafrika nicht das Missionsland seiner Träume, auch nicht für die deutschen und österrei­chischen Missionare der ersten Generation. Doch im Ersten Weltkrieg wurden diese aus der damaligen engli­schen Kolonie Sudan und Uganda ausgewiesen. Ihnen wurde ein anderes Arbeitsfeld zugewiesen: in der ehemaligen Burenrepublik Transvaal in Südafrika.

Die Situation dort war ganz anders. „Herren” waren die Buren, Nachkommen von Einwanderern, die sich im Gebiet von Kapstadt niedergelassen hatten. Es waren vor allem holländische calvinistische Christen. Als Anfang des 19. Jahrhunderts Engländer und Iren kamen und sie verdrängten, zogen sie weiter ins Innere des Landes. Berühmt wurde der „Große Treck” (1835-1841). Dort gründeten sie Burenrepubliken, unter anderem Transvaal, die 1910 in der südafrikanischen Union aufgingen. Wie schon in Kapstadt, verdrängten sie die einheimische schwarzafrikanische Bevölkerung oder stellten sie in ihren Dienst. Als gleichberechtigte Mitbürger betrachteten sie sie nicht. Sie verstanden sich als von Gott „Auserwähltes Volk” und verglichen den Großen Treck mit dem Auszug Israels aus Ägypten. Ihre Sprache und damit die Landessprache war ein holländischer Dialekt, das Afrikaans, Staatsreligion die holländisch-reformierte Kirche. Sie hatten kaum den Versuch gemacht, den Schwarzafrikanern den christlichen Glauben näherzubringen, denn als Christen wären sie ihnen ja gleichberechtigt geworden.

Die vor fast hundert Jahren (1924) aus dem Sudan gekommenen Missionare Combonis waren unter den Buren nicht willkommen. Bis in die jüngste Vergangen­heit war es sehr schwierig, für einen Priestermissionar ein Visum zu bekommen. Bei Brudermissionaren war es leichter; sie beantragten das Einreisevisum als Bauern oder Handwerker. In den Siedlungen der Buren war es kaum möglich, eine Kirche zu bauen, nur dort, wo schon vorher eine größere Zahl von katholischen Einwande­rern wohnte. Darum erwarben die Missionare meist eine Farm in der Nähe größerer schwarzafrikanischer Siedlungen. Auf ihnen gründeten sie Missionsstationen mit Schulen für die Kinder der Schwarzen und auch Handwerksbetriebe. Für die Farmen brauchte man Brudermissionare als Landwirte und Handwerker.

Das waren die Anfänge, etwas summarisch zusam­mengefasst. In den letzten hundert Jahren ist seither natürlich vieles anders geworden. Die Herausforderun­gen sind heute andere als damals.

P. Reinhold Baumann
Ulrike Lindner