Am 1. Januar 2022 feierten die Comboni-Schwestern ihr 150-jähriges Bestehen. Mit einem festlichen Gottesdienst im Mutterhaus in Verona gedachten die Schwestern der Gründung durch Daniel Comboni am 1. Januar 1872. Schwester Gertrud Höggerl gibt Einblicke in die Geschichte der Comboni-Schwestern:

Eine Vertretung der Schwestern bei der Danksagung in der Kapelle mit den Reliquien Combonis in Verona.

Beginn in Verona
Nachdem die Comboni-Missionare 2017 ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert haben, sind es 2022 die Comboni-Missionsschwestern, die dieses Jubiläum begehen. Der Gründer Daniel Comboni hatte von Anfang an vor, sowohl einen Männer- als auch einen Frauenorden für seine Afrika-Mission zu gründen. Als Leiterin konnte Comboni eine junge Frau namens Maria Bollezzoli gewinnen, Lehrerin und Mitglied eines Säkularinstituts der Ursulinen in Verona. Durch die Vermittlung des Bischofs von Verona, Monsignore Luigi di Canossa, war sie bereit, diese große Aufgabe mit viel Verantwortungsgefühl zu übernehmen und als erste Generaloberin auszufüllen, obwohl sie als Manko verspürte, nie selbst afrikanischen Boden betreten zu haben. Am 1. Januar 1872 trat die erste Postulantin in den Orden ein, was als Gründungsdatum der Schwestern gilt. Ihr folgten bald weitere junge Frauen.

Auf und Ab
Schon in den ersten Jahrzehnten stieg die Mitgliederzahl schnell an. Ab 1879 traten innerhalb von wenigen Jahren neben Italienerinnen auch junge Frauen aus anderen Ländern ein: aus Österreich, Deutschland, Preußen, Malta, Ägypten, Libanon und Sudan. Von anfangs 34 Schwestern im Jahr 1890 stieg die Zahl der Schwestern auf 61 im Jahr 1900 und auf 121 im Jahr 1910. Ähnlich steil ging es in den folgenden Jahren weiter. Es gab bald drei Noviziate für die Ausbildung: in Verona, Kairo (ab 1880) und El Obeid im Sudan (ab 1879).
1881 starb Daniel Comboni im Sudan an einer Tropenkrankheit. Ein weiterer Schicksalsschlag für die Schwestern in diesen frühen Jahren war die lange Gefangenschaft von acht Comboni-Schwestern und einigen Comboni-Missionaren unter der Mahdi-Gewaltherrschaft im Sudan (1882–1892), die einige von ihnen nicht überlebten.

Sr. Gertrud Höggerl wuchs in der Obersteiermark in einer Pfarrei auf, aus der auch der Comboni-Missionar Pater Karl Peinhopf stammt. Er war damals in Brasilien im Einsatz und steckte viele junge Leute, darunter Gertrud Höggerl, mit seiner Begeisterung für die Mission an, wenn er auf Heimaturlaub war. Als Studentin in Graz traf sie bei einem Besinnungswochenende 1981 Sr. Margit Forster und Sr. Josefine Scrinzi. Die Normalität und Aufgeschlossenheit der Schwestern, aber auch ihre Nähe zu den Menschen sprachen sie an.
Nach ihrem Lehramtsstudium trat sie 1987 bei den Comboni-Schwestern ein. Nach der Ausbildung in Rom, Brescia und Verona ging sie 1993 nach Eritrea, das ihr zur zweiten Heimat wurde. Weitere Einsätze in Nürnberg (neun Jahre) und Äthiopien (sechs Jahre) folgten, bis sie von der Generalleitung gebeten wurde, im Generalsekretariat in Rom mitzuarbeiten. Neben viel Büroarbeit geht es hier vor allem um die Begegnung mit und Begleitung von Mitschwestern aus aller Welt. Die Schwestern stehen mit etwa 650 aktiven Mitgliedern in 33 Ländern vor neuen Herausforderungen und setzen sich neue Schwerpunkte.

Sr. Gertrud Höggerl

Deutschsprachige Schwestern
Aus dem deutschen Sprachraum traten bis 1930 zehn junge Frauen ein. Die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs machte den Eintritt weiterer Schwestern aus Ländern nördlich von Italien fast unmöglich. Es war die Zeit, als 1923 die Comboni-Missionare in einen italienischen und einen deutschsprachigen Zweig geteilt wurden. Erst nach deren Wiedervereinigung im Jahr 1979 traten wieder einige junge Frauen aus Deutschland, Österreich und Südtirol in die Gemeinschaft ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dehnte sich das Tätigkeitsgebiet weiter aus, so nach Ostafrika, in den Nahen Osten, in die Arabischen Emirate und nach Sri Lanka. Nach der Ausweisung von 100 Schwestern aus dem Kongo 1964 folgten Gründungen in Amerika.
In Folge der Wiedervereinigung des deutschen und italienischen Zweigs der Missionare – in einer Zeit, als die Mitgliederzahl am höchsten war (1973: 2218 Schwestern) – wurden die Schwestern eingeladen, erstmals weiter nördlich Niederlassungen zu gründen. Es folgten die Öffnungen von Hausgemeinschaften in Graz (1977-2000), in Nürnberg (1998-2009) und von 2006 bis 2020 in Berlin. Aktuell ist wegen der schwindenden Mitgliederzahl kein neuer Standort in Deutschland oder Österreich angedacht.

Fröhliche Feier: Auch P. Tesfaye Tadesse (li.), der Generalobere der Comboni-Missionare, war am 1. Januar in Verona.

Jubiläumsfeier
Das Jubiläumsjahr begann am 1. Januar 2022 mit einer besonderen Feier in Verona, im Mutterhaus der Kongregation, wo die wechselvolle Geschichte begonnen hat. Im Beisein des Generaloberen der Comboni-Missionare, P. Tesfaye Tadesse, wurde der Eingang des Mutterhauses feierlich gesegnet. Am 6. Januar wurde eine Gedenktafel auf der Piazza Isolo enthüllt, wo eine große Statue des Heiligen Daniel Comboni steht. Über eine Streaming-Übertragung konnten viele Mitschwestern, Freunde und Wohltäter zum Mitfeiern in aller Welt dabei sein.
Schwester Luigia Coccia, die Generaloberin, sprach in ihrer Rede von der „miracolosa debolezza“ – der wundersamen Schwäche. Im Laufe der 150 Jahre habe man diese immer wieder erfahren können, auch wenn nach großen Schwierigkeiten wieder Neues entstand und zur Stärkung der Weltkirche beigetragen werden konnte. „Das Jubiläumsjahr ist eine Gelegenheit, unsere Verantwortung für die Zukunft der Kongregation und ihres Charismas zu übernehmen.“
Trotz großer Herausforderungen, wie der Altersstruktur und weniger Neueintritten, werden neue Akzente gesetzt und man wagt, einzelne neue Gemeinschaften in den Peripherien der Großstädte und in sozialen Brennpunkten zu gründen.
Der krönende Abschluss der Feierlichkeiten des Jubiläums wird das traditionelle Patronatsfest des Ordens am Marien-Feiertag am 8. Dezember 2022 sein.

Entwicklung
Die Comboni-Schwestern bereiten sich in diesem Jahr auch auf ihr Generalkapitel im Oktober vor, bei dem sie wichtige Entscheidungen für ihr Institut treffen müssen. Es geht um wohl überlegte Prioriäten bei weniger werdenden Mitgliederzahlen, um Begegnung mit Menschen vor Ort und auf Augenhöhe und darum, als Sauerteig der kleinen Minderheit Begegnungsräume zwischen Kulturen und Religionen zu ermöglichen. Vor allem geht es um den Einsatz für Frauen weltweit, nach dem Motto Daniel Combonis: „Afrika durch Afrika retten“ – oder anders gesagt: Hilfe zur Selbsthilfe.

Sr. Gertrud Höggerl
Fotos: Inma Cuesta, Gertrud Höggerl, Comboni-Schwestern

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Schwestern https://www.comboniane.org und unter https://www.combonifem.it.