Zuallererst möchte ich Euch allen herzlich Danke sagen für die Unterstützung die ihr mir in diesem Jahr in so vielfältiger Weise gezeigt habt. Mit manchen von Euch war ich immer mal wieder in Kontakt, vor allem durch Facebook und Whatsapp, während andere von mir leider gar nichts gehört haben. Das heißt aber nicht, dass ihr mir nichts bedeutet; leider ist es aber auch wahr, dass wenn man sich nicht tagtäglich sieht oder schreibt, viele Kontakte schwach werden oder gar verloren gehen. Nicht umsonst sagt man: „Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Umso mehr freue ich mich über jede Email, SMS oder Whatsapp-Nachricht, die mir Neuigkeiten aus Deutschland bringen, vor allem von Euren Familien.
Dieses Jahr darf ich schon das 12. Mal Weihnachten in Kenia feiern, was wirklich ein wunderbares Geschenk ist. Es wird wohl für etliche Jahre auch das letzte Mal sein, da ich 2017/18 neue Aufgaben übernehmen soll und nach einigen Monaten in Rom nach Deutschland zurückkehre. Ich weiß noch nicht, was mich dort erwartet oder was aus diesem Plan werden wird. Aber das passt gerade gut in diese vorweihnachtliche Zeit: Advent ist eine solche Zeit der Erwartung, und nicht nur auf Weihnachten hin, sondern für ein ganzes Leben. Vielleicht stellen sich ja auch die zwei jungen Männer, die auf dem Bild vor dem neugeborenen Christkind knien, die Frage, was aus diesem Kind werden wird? Es könnten zwei Pokot sein, die Milch in einer Kürbisflasche mitgebracht haben und sich mit der Familie über das Kind freuen. Ehrlich gesagt habe ich fast ein wenig Angst, in die „Konsumwelt“ zurückzukehren, wo das Wesentliche so leicht verloren geht. Wie ich schon oft geschrieben habe, leben die Pokot ein sehr einfaches Leben, wo der Luxus manchmal darin besteht, ein Bett mit Matratze zu haben und Tisch und Stühle. Natürlich hat sich vieles getan in unserer Gegend und Leute mit Ausbildung, die vielleicht eine Anstellung als Lehrer oder Krankenpfleger erhalten haben, richten sich auch anders ein. Aber für die meisten Pokot ist das Leben noch immer sehr existentiell und unkompliziert. Die große Erwartung der Kinder an Weihnachten hier in Amakuriat wie auch in Kacheliba ist die, dass sie als Familie eine Ziege schlachten und Reis essen. In der Kirche haben wir gewöhnlich Babytaufen in der Christmette und Jugendliche, die ein Krippenspiel aufführen.
Zur Zeit bin ich noch immer in Chelopoy, der Filiale der Pfarrei Amakuriat tätig. Inzwischen ist unser Pfarrer nach nur einem Jahr nach Nairobi versetzt worden, und da ich bald auch die Pfarrei verlassen werde, ist nun P. Maciej der Pfarrer in Verantwortung für die ganze Pfarrei. Wir organisieren unsere Pastoral weitgehend unabhängig voneinander, wenngleich wir monatliche Treffen haben, in denen wir unsere Arbeit abgleichen. Die drei kenianischen Mitbrüder, die Anfang des Jahres zu Diakonen geweiht wurden, sind seit letztem Monat nun alle Priester. P. Benjamin war die meiste Zeit mit mir in Chelopoy und wird ab Anfang des nächsten Jahres in Mosambik arbeiten, P. David war ursprünglich für unsere Pfarrei vorgesehen, wird nun aber doch in Turkana bleiben, wo er die letzten zwei Jahre mitgearbeitet hatte, und P. Abraham Sireu wird Anfang 2017 nach Österreich kommen, dort Deutsch lernen und dann in unserer Deutschsprachigen Provinz mitarbeiten. Ich freue mich sehr, dass so unsere Verbindung hier zu den Pokot in besonderer Weise weiterbesteht.
Nicht nur die Primizen, sondern auch die Priesterweihen fanden jeweils in den Pfarreien der Weihekandidaten statt. So war besonders die Weihe von Abraham Sireu ein unvergessliches Ereignis für unsere Christen in Amakuriat. Etwa 4000 Leute kamen von den umliegenden Pfarreien und natürlich von allen unserer Außenstationen hier zusammen um den ersten Pokot Comboni-Missionar und zweiten Pokot-Priester zu feiern. Es war eine Menge zu organisieren, da alle Leute wegen der Entfernung Übernachtung brauchten. Bis vier Uhr morgens kamen Busse an und mussten Leute zu den verschiedenen Schulen gebracht werden, wo sie dann zum Teil auf dem blanken Boden oder auf Bastmatten schliefen. Trotz der einfachen Unterbringung war die Feier sehr schön und beeindruckte nicht nur unsere Katholiken.
Ende August durfte ich auch an der Silbernen Ordensprofess einer unserer Schwestern von Chelopoy teilnehmen. Die Schwestern feiern ihre Professen jedes Jahr am selben Tag, deshalb kommen natürlich viele Jubilare zusammen. Zu dem Gottesdienst kamen dann auch mehr als 150 Priester und drei Bischöfe aus den Pfarreien und Diözesen Kenias, in denen die Schwestern arbeiten.
Im Juli kam der Regen glücklicherweise noch rechtzeitig zurück für viele unserer Bauern, so dass die Ernte nicht ganz so schlecht war. Aber natürlich sind die Gegenden auch innerhalb unserer Pfarrei ziemlich unterschiedlich. In den Bergen hatten sie gute Ernte, während in den tieferen Lagen der Regen trotzdem nicht genug war und der Mais sehr klein ausfiel dieses Jahr. Im Nordosten Kenias herrscht gerade auch eine verheerende Dürre, wo viele Menschen zu leiden haben. In Amakuriat war der Regen ziemlich gut, während Kacheliba sehr wenig ernten konnte.
Gott sei Dank bekommen unsere Schulen von der Welthungerhilfe Mittagessen. Leider geht hier sehr viel verloren wegen der Bestechlichkeit der Behörden etc. Andererseits gibt es in noch sehr vielen unserer Dörfer weder Kindergarten noch Schule. Wir arbeiten daran, solche Situationen zu identifizieren und den Kindern wenigstens einen Kindergartenplatz mit einer warmen Mahlzeit zu ermöglichen. Schulen und Kindergarten brauchen aber auch Wasser, wenn sie etwas kochen wollen. Manchmal bringen die Mütter oder die Kinder selber Wasser mit in die Schule. Aber oft kommt das Wasser von einem Damm oder Wasserloch, das gegen Ende der Trockenzeit immer schmutziger wird und irgendwann austrocknet. So sind auch Brunnen weiterer Schwerpunkt, an dem wir neben der Pastoral arbeiten. Im nächsten Jahr möchten wir, wenn möglich, fünf Brunnen bohren, von denen jeder etwa 15,000.- € kostet. Die Dörfer sollen 10% selber beitragen, der Rest soll dann von Organisationen, Freunden und anderen Quellen gedeckt werden. Um diese Vorhaben zu begleiten und sicherzustellen, dass die Lehrer an den Schulen auch wirklich unterrichten, ist es unumgänglich, die Dörfer regelmäßig zu besuchen.
Was die Pfarrarbeit angeht, so arbeiten wir daran, die Seelsorge in den Teilpfarreien weiter voranzubringen. Wir haben festgestellt, dass es uns in den Dörfern an Katholiken fehlt, die in irgendeiner Weise ausgebildet sind; oft können auch nicht einmal die Vorstände schreiben oder lesen. So möchten wir das kommende Jahr unsere Wortgottesdienstleiter und Katecheten verstärkt zu besonderen Fortbildungen schicken und auch die Vorsitzenden der Teil-Pfarrgemeinderäte und katholischen Vereinigungen über ihre Aufgaben mehr aufklären. Da ich ziemlich lange brauche meine 30 Aussenstationen in der Chelopoy-Filiale zu besuchen, haben die Freikirchen und Sekten leichtes Spiel und verunsichern unsere Leute sehr. Oftmals reden sie schlecht über die Katholische Kirche, sprechen ihr sogar den Status einer Kirche ab und werben mit ihren Keyboards und Lautsprechern auch immer wieder einige unserer Leute einfach ab. Es ist wichtig, präsent zu sein, gute Seelsorge zu machen und auch in humaner und sozialer Weise tätig zu sein. Die Priesterweihe von Abraham war sicher ein wichtiges Ereignis, das unseren Christen viel neue Kraft gegeben hat. So hoffen wir, dass es auch nächstes Jahr gut weitergehen wird und unsere Pfarrei langsam weiterwächst.
Ich werde nächstes Jahr wahrscheinlich im Juni nach Deutschland kommen und freue mich darauf Euch wiederzutreffen. Ich bin dann auch gerne bereit, in Schulen oder in Eurer Pfarrei von Kenia zu erzählen. Scheut Euch nicht, mir eine Mail oder Whatsapp-Nachricht zu schicken.
Nochmals möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die sich in diesem Jahr Sorge um unsere Arbeit gemacht haben und uns unterstützen. Möge es Euch Gott vergelten.
So wünsche ich Euch allen eine gesegnete Weihnachtszeit und Gottes Segen für das Neue Jahr 2017.
Euer Hubert Grabmann
PO Box 8, 30601 Kacheliba, Kenia
Handy / Whatsapp: +254 715 662 654
PS: Für alle, die unsere Mission oder eines unserer Projekte für Schule oder Pfarrei unterstützen wollen, gebe ich euch hier auch die aktuelle Bankverbindung bekannt:
Für Deutschland:
Comboni-Missionare DE66 6145 0050 0110 6170 15 Verwendungszweck „P. Hubert Grabmann“
Für Österreich:
Comboni-Missionare, KöR,
Tiroler Sparkasse Innsbruck – IBAN: AT262050 300100136753 Verwendungszweck „P. Hubert Grabmann“