Liebe Freunde in der Heimat,
gute Grüße aus Nord-Uganda! – Seit drei Monaten bin ich wieder im Einsatz nach der Bandscheibenoperation in Friedrichshafen. Es geht wieder recht gut, wenngleich das rechte Bein noch nicht recht mitmachen will. Zwei Pfarreien mit großen Entfernungen, grausam schlechten Wegen, dazu jetzt mit tropischen Regengüssen – das packe ich nicht mehr recht mit 73 Jahren.
Der 20jährige Krieg ist zu Ende, doch die Nachwehen lasten schwer auf uns! Zurück aus den dreckigen Großlagern auf ihr Land! Ein schwerer Neubeginn. Die vielen neuen Gemeinden zu sammeln und zu aktivieren ist harte Knochenarbeit. Sie müssen ran, Leben und Land neu zu gestalten im Geiste Christi. Grober oberflächlicher Materialismus, der um sich greift, zerstört alle Werte. Die unerträgliche Korruption unserer politischen Führungsschicht macht die Reichen zu schnell reich und die Armen kommen total unter die Räder. Entwicklungshilfe von außen muss die Regierenden schärfer kontrollieren! Zerstörte Kirchen müssen wieder aufgebaut werden, so können wir die Gemeinden wieder sammeln und auf gegenseitige Solidarität pochen.
Zwei Beispiele:
Am 7.10.2008 – Einweihung der neuen Kirche einer Außenstation mit einer sehr aktiven Gemeinde! Eine phantastische Teilnahme! – Woanders, die neue Kirche – gerade fertig – abenteuerliche Fahrt durch schwere schlammige Erde. Zwei Lastwagen stecken rechts und links im Dreck. Wir schaffen es bis an unser Ziel. Dort eine große Zahl eifriger Christen, vor allem Jugendliche. Ein begeisterter Chor. Auf dem Rückweg bleiben auch wir stecken. Erst nach Stunden kommen wir wieder raus. Das passiert uns häufig. Doch die Erfahrung mit der jungen Gemeinde hat den Einsatz gelohnt. Hier sind viele Hilfsorganisationen am Werk. Generell machen sie gute Arbeit. Doch haben sie auch eine Empfängermentalität geschaffen, die fürs Volk verhängnisvoll sein kann. Viel Eigeninitiative ist verhindert. Das Volk ist jetzt frei und muss wieder lernen auf eigenen Füßen zu sehen. Ohne Zweifel – materielle Hilfe tut Not für Wiederaufbau und schulische Erziehung der vielen Kriegsopfer, ehemaliger Kindersoldaten und Waisen und AIDS-Opfern. Doch muss die Kirche spirituellen Halt geben und eine neue Solidarität ermöglichen. Christus ist der Weg auch für unser Acholiland.
Wir versuchten in den vergangenen Wochen vier Brunnenbohrungen, zwei waren erfolgreich, zwei blieben trocken – trotz gründlicher Messungen. Wir werden noch mehrere versuchen. Dank und Vergelt’s Gott für all die wertvolle Unterstützung.
Ein Symbol für unsere missionarische Arbeit
Es gilt die eigentlichen Quellen des Lebens zu erschließen. Dies gelingt nicht immer! Wir leben dennoch auf Hoffnung hin. Wir arbeiten noch immer an den Fundamenten. Spätere Zeiten zeigen, was daraus wird. Die vielen Kinder und Jugendlichen schaffen Hoffnung auf eine neue Zukunft hin. Der Einsatz vor allem für die junge Generation ist vorrangig. Auch jetzt bereiten sich wieder hunderte von Jugendlichen auf Taufe, Firmung und Eucharistie vor.
Ihnen/Euch eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit mit großen Segenswünschen fürs kommende Jahr.
Am Weltmissionssonntag 2008
Euer Pater Josef Gerner