Liebe Verwandte, Freunde und Wohltäter,

Wenn ein Geschenk übergeben wird, fragt nicht selten der Beschenkte: „Was ist denn drin?“ Meistens kommt dann die Antwort: „Lass Dich überraschen!“ Solche Überraschungen mögen wir, weil wir wissen: Da gibt es einen lieben Menschen, der sich meinetwegen Gedanken gemacht hat.

Aber auch mitten im Alltag gibt es Überraschungen. Ich mache einen Spaziergang. Und ganz überraschend begegne ich jemandem, den ich schon lange nicht mehr getroffen habe. Oder beim Beten spüre ich plötzlich: „Das tut gut – mir strömt neue Kraft zu.“

Am 24. Dezember ist Weihnachten. Da feiern wir, dass Gott zu uns kommt. Doch Gott möchte uns mit seiner Gegenwart nicht nur an diesem Tag überraschen, sondern immer wieder – mitten im Alltag, ganz unvorhergesehen und unerwartet.

Ich wünsche uns um Advent und zu Weihnachten viele solcher Überraschungsmomente und deshalb offene Herzen, Augen und Ohren dafür.

Gerne berichte ich Euch über einige Ereignisse im Laufe diesen Jahres hier in Matany.

Zum Jahresanfang konnte ich in mein neues Büro umziehen, da der Anbau zu unserem kleinen Verwaltungsgebäude fertig war. Somit sind jetzt die Büros vom Chefarzt, Verwaltungsleiter, Pflegedienstleitung, Personalverwaltung und medizinischer Datenverwaltung unter einem Dach. Auch wurde ein neuer großer Raum für den Aufsichtsrat, der sich viermal im Jahr trifft, geschaffen. Dieser Raum wird auch täglich vom medizinischen Team zur Morgenbesprechung verwendet.

Im Februar fand in der Mehrzweckhalle der Krankenpflegeschule die diözesane Gesundheitsversammlung statt. Wir stellten der Öffentlichkeit die Vielfalt des kirchlichen Gesundheitsdienstes in unserer Diözese vor. Ein Reporter hat meinen Bericht bei der Versammlung falsch verstanden und berichtete, das unser Krankenhaus kurz vor der Schließung steht, da es finanziell nicht mehr tragbar sei! Es stimmt, dass wir finanziell gerade so durchkommen und unser schmaler Notfallfonds immer kleiner wird – 42% des Gesundheitsdienstes in Uganda wird von kirchlichen Einrichtungen geleistet. Mit den Dachverbänden aller kirchlichen Krankenhäuser müssen wir mehr staatliche Unterstützung einfordern.

Im März hatten wir lieben Besuch aus der Heimat. Es ist wunderbar Freunde zu haben, die unsere Situation kennen und uns weiterhin mit viel Engagement unterstützen.

Nach Ostern war ich dann für drei Monate auf Heimaturlaub und hoffte, dass ich einen Rundbrief verfasse und Euch zusende. Denn Eure Hilfe ist sehr wertvoll und bedarf der Anerkennung und des Dankes! Leider habe ich das zeitlich nicht geschafft. Dankbar bin ich für all die Begegnungen mit vielen von Euch während dieser Zeit.

Am 11. Juli war ich dann wieder zurück in Uganda und sofort mussten einige Berichte fertiggestellt und die Aufsichtsratssitzung des Krankenhauses einberufen werden. Viermal im Jahr trifft sich dieses Gremium.

Der Erweiterungsbau unseres Labors war dieses Jahr die Hauptbaumaßnahme. Allerdings mussten wir auch mit der Renovierung des Sanitätsbereiches der Krankenpflegeschule beginnen. 108 Schülerinnen haben wir derzeit im Schülerwohnheim. Froh sind wir auch über den sehr gut erhaltenen LKW mit Allradantrieb, den wir Ende August in Empfang nehmen durften. Ein wertvolles Geschenk zusammen mit zwei gut erhaltenen gebrauchten Generatoren aus dem Schwäbischen.

Anfang Oktober trafen sich alle Vertreter der kirchlichen Krankenhäuser in Kampala und stellten sich einer Leistungsbewertung. Unsere gute Arbeit wurde uns erneut bestätigt. In Matany gab es zwar im letzten Berichtsjahr weniger ambulante Behandlungen, dafür aber mehr stationäre Aufnahmen, mehr Geburten und es wurden mehr Vorsorgeimpfungen durchgeführt.

Überraschend kam Mitte Oktober die First Lady und Ministerin für Karamoja, Janet Museveni, zu uns auf Besuch. Bei ihrem Abstecher in der Krankenpflege- und Hebammenschule haben ihr einige Schülerinnen von ihrem Wissen vorgetragen. Es war selbst für mich sehr beeindruckend, mit wie viel Selbstsicherheit und Fachkenntnis sie ihre Gesundheitsvorsorgethemen vortrugen.

Nach einem Besuch auf der Entbindungsstation stand dann der Bericht über unsere Arbeit an. Ich habe anhand von Statistiken über unseren Gesundheitsdienst informiert, was uns das alles kostet, wie wir mit der Nachhaltigkeit kämpfen und wir uns finanziell gerade so durchschlagen. Trotz dieser finanziellen Engpässe haben wir viele Pläne verwirklicht, was sich rückblickend anhand der abgeschlossenen Projekte der letzten zwei Jahre zeigte. Für die nahe Zukunft steht die Einfuhr einer Sauerstoffproduktionsanlage, eines Sterilisators für den OP, sowie OP-Lampen mit Zubehör an. Bei dieser Gelegenheit bat ich sie, uns bei der Zollabfertigung des Containers aus Deutschland zu helfen.

In ihren anschließenden Worten war sie voller Dank und Lob und fragte, warum andere Krankenhäuser nicht ähnlich gut organisiert seien. Es sei ihr Bedürfnis, uns in unserem Dienst nicht allein zu lassen. Tatsächlich haben wir mittlerweile die Zusage, dass sie uns Mittel zur Renovierung der Krankenpflegeschule zur Verfügung stellen und Ausbildungsgebühren für mittellose Schülerinnen übernehmen wird.

Dieses Jahr war die Regenzeit viel zu trocken und folglich gab es keine Ernte in unserer Gegend. Wir müssen Nahrungsmittel kaufen, die durch die Knappheit überteuert sind. Doch seit ca. drei Wochen hat unerwartet wieder Regen eingesetzt. Für manche Teile des Landes wird dieser sogar bis Februar 2016 anhalten und so hoffen wir, dass in manchen Landesteilen eine außerordentlich gute Ernte erwartet werden kann.

Weihnachten, Gott hat die Hirten, ja uns alle mit der Geburt seines Sohnes überrascht. Das zu Ende gehende Jahr hielt für uns viele Überraschungen bereit, Ereignisse, mit denen wir nicht gerechnet haben. Das neue Jahr ist das Jahr der Dankbarkeit und das heilige Jahr der Barmherzigkeit. Ja, dankbar bin ich Euch allen für Eure wunderbare Unterstützung das Jahr über.

Thomas von Aquin sagte einmal: „Die Bitte an einen Menschen verlangt zuvor einen bestimmten Grad von Vertrautheit, durch die man zu dem Zugang hat, an den sich unsere Bitte richtet.“ So darf ich Euch als meine Vertrauten auch weiterhin um Euer Gebet und Eure Gaben bitten und gerne will ich Eure Anliegen mit meinem Fürbittgebet begleiten.

Euch allen segensreiche Weihnachten und für das neue Jahr viele angenehmen Überrschungen.

Euer Bruder Günther

Br. Günther Nährich, Matany Hospital, P.O. Box 46, Moroto, Uganda
gn@comboni.de