Liebe Freunde und Verwandte,

seit meinem letzten Rundbrief hat sich so manches getan. Anfang des Jahres war ich es gewesen, der die Kacheliba-Gemeinschaft mit den Erfahrungen der letzten Jahre versorgte, da ich der einzige war, der schon mehrere Jahre in Kacheliba verbracht hatte. Nun bin ich derjenige, der auf die anderen hinhören muss, da ich einen Neuanfang in der Nachbarpfarrei vor mir habe. Ich bin überzeugt, dass der Wechsel sehr gut ist, da man auf die Jahre hin doch etwas verstaubt und vielleicht auch blind geworden ist hinsichtlich notwendiger Veränderungen. Andererseits lasse ich auch viele Freunde und Bekannte zurück, die mit mir einen langen Weg gegangen sind.

So bin ich nun auf dem Weg in eine neue Pfarrei, nachdem ich seit Anfang Juli zur Hausgemeinschaft unserer Nachbarpfarrei gehöre, die 120km von Kacheliba entfernt liegt. Die Pfarrei ist 1984 gegründet worden und ging damals aus Kacheliba hervor. Das heißt sie ist 10 Jahre jünger und so ist das Leben der Pokot in Amakuriat um einiges traditioneller und ursprünglicher als in Kacheliba. Kiswahili als Umgangssprache ist viel weniger in Gebrauch und noch viel mehr Kinder bleiben zuhause, anstatt in die Schule zu gehen. Auch Konflikte mit den Nachbarvölkern sind häufiger. Umso mehr ist es wichtig, als Christen von neuen Werten zu sprechen, die das Zusammenleben der Menschen besser machen.

Das Spannende für mich wird es sein, dass die Art der Arbeit einerseits sehr ähnlich bleiben wird. Andererseits aber werden wir die Arbeit und die Herausforderungen anders angehen, da wir andere Leute haben: Das Hauptanliegen ist nach wie vor die Verkündigung der Frohen Botschaft bei den Pokot. Genauso wie in Kacheliba haben wir auch Verantwortung für viele Grundschulen, die auf dem Gebiet existieren und bestärken die Frauen in ihrem Bemühen um mehr Gleichberechtigung und gegen die Beschneidung.

Dieses letzte Jahr hatten wir in Kacheliba noch extra-Mithilfe aus Deutschland: Johanna Weis und Jonas Franz, zwei Missionare auf Zeit (MaZ) investieren ein Jahr ihres Lebens in dieser Pfarrei. Für diese beiden, aber auch für Euch alle, die ihr mich im letzten Jahr und in all den 10 Jahren, die ich in Kacheliba sein durfte, mit Gebet und finanziell unterstützt habt, möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Gemeinsam konnten wir viel Gutes möglich machen und ich denke, dass Kacheliba auf einem guten Weg ist. Ende Juli hatten wir in der Pfarrei noch eine Großveranstaltung, zu der viele lokale Politiker kamen und wo wir viel Geld gesammelt haben für die Unterstützung der Katechisten. Die Pfarrei mit den Schulen und „kleinen“ Politikern haben 6.000€ zusammen gebracht und die „Großen“ haben etwa 4.000€ dazu gegeben. Diese 10.000€ werden für einen nachhaltigen Unterhalt der Pfarrei investiert: Wir werden das Pastoralzentrum ausbauen und Übernachtungsmöglichkeiten schaffen für Kurse und Gruppen, aber auch für andere Gäste, die damit Einnahmen für den Unterhalt der Katecheten möglich machen, der im Pfarrhaushalt hier in Pokot eines der besonders großen Ausgaben ist. In Kacheliba haben wir 25 Katechisten und etwa 45 „Prayerleader“.

In meiner neuen Pfarrei, Amakuriat, haben wir natürlich auch sehr viel Pastoralarbeit in den Dörfern. Da die Entfernungen aber um einiges größer sind als in Kacheliba, kommen noch stark die Ausgaben für den Diesel hinzu, wofür unsere Christen noch lange nicht aufkommen können. Um die Fahrerei etwas zu mindern, wurde die Pfarrei in drei „Unter-Pfarreien“ aufgeteilt, für die jeweils ein Priester zuständig ist und der dann auch längere Zeit vor Ort bleiben kann.

In Amakuriat habe ich drei Mitbrüder: P. Junior Billo, der schon ein Jahr mit mir in Kacheliba war und nun der neue Pfarrer in Amakuriat geworden ist; P. Maciej Mikolaj aus Polen und Br. Cesar Chacón aus Peru, der die Verwaltung dort übernommen hat. Wie meine zukünftige pastorale Arbeit ausschauen wird, müssen wir als Gemeinschaft erst noch planen. Ich bin sehr froh, dass ich noch im Pokot-Gebiet arbeiten darf und freue mich auf diese neue Herausforderung.

Euch möchte ich als meine Freunde bitten, auch weiterhin an meiner Seite zu stehen und mich zu unterstützen. Vieles können Leute hier selbst tun und wir möchten die Pokot auf keinen Fall entmündigen, ganz im Gegenteil. Wir ermutigen die kleinen christlichen Gruppierungen und Kapellen immer wieder, mit ihren eigenen Mitteln zu arbeiten und die Stationen weiterzubringen. Aber vor allem die finanzielle Unterstützung der Katecheten ist mit lokalen Mitteln allein bei weitem noch nicht machbar. P. Tomas hat bisher die Pfarrei gut geleitet und mit seinen Freunden aus Spanien viel bewegen können. Er ist seit Anfang August nun nach Peru versetzt worden um dort die Ausbildung unserer Priesterstudenten formativ mitzubegleiten. Jeder Mitbruder ist für den Unterhalt der Pfarrei mitverantwortlich und somit möchte ich Euch mit in die Verantwortung hineinnehmen.

Ich kann Euch nicht genug danken für das viele Gute, das ihr für unsere Mission hier in Pokot getan habt. Möge Gott es Euch 1000fach vergelten. Manchen armen, alleinstehenden Menschen konnten wir ein Dach über dem Kopf geben, wir konnten eine neue Kapelle bauen, Hungernde mit Mais versorgen und Einzelnen, die eine besondere ärztliche Behandlung benötigten, diese ermöglichen. Das sollen nur ein paar Beispiele sein, wie Eure Spende hier eingesetzt wurde.

Ich komme gerade von 8tägigen Exerzitien (hat nichts zu tun mit Exorzismus, wie mich mal einer gefragt hat), eine Woche Gebet und Reflexion. Es war eine gute Zeit und es hat mir sehr gut getan. Ich kann es Euch nur empfehlen, von Zeit zu Zeit mal abzuschalten und sich Zeit auch für unsere spirituellen Bedürfnisse zu nehmen. Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute und Gottes Segen für Euren Alltag.

Hubert Grabmann

PS: Für alle, die mich in meiner neuen Pfarrstelle oder in Bezug auf eines unserer Projekte für Schule oder Pfarrei unterstützen wollen, gebe ich Euch hier auch die neue Bankverbindung bekannt:

Für Deutschland:

Comboni-Missionare DE66 6145 00500110 6170 15, Verwendungszweck „P. Hubert Grabmann“

Für Österreich:

Comboni-Missionare, KöR,

Tiroler Sparkasse Innsbruck – IBAN: AT 262050 300100136753, Verwendungszweck „P. Hubert Grabmann“