Nimm dir Zeit zu denken.
Nimm dir Zeit zu beten.
Nimm dir Zeit zu lachen.
Das ist die Quelle der Kraft.
Das ist die größte Macht auf Erden.
Das ist die Musik der Seele.
Mutter Teresa

Ein herzlicher Frühlingsgruß aus Graz. Anfang März bin ich aus Südafrika zurückgekehrt. Mit Herrn Ernst Zerche vom Welthaus Graz machte ich eine zweiwöchige Reise mit der Absicht, den sogenannten „Außerordentlichen Weltmissionsmonat“ Oktober, den unser Papst ausgerufen hat, vorzubereiten. Wir trafen uns mit den noch drei Steirer Missionarinnen der Eggenberger Schulschwestern und P. Stefan Mandl, einem Mariannhiller Missionar aus der Südoststeiermark. Die Schulschwestern waren ja gute Mitarbeiterinnen unserer Comboni-Missionare. Die erste Woche galt Besuchen in unserer ehemaligen Diözese Lydenburg, jetzt Witbank. Viele Namen unserer Missionen, die ich seit meiner Schulzeit im Josefinum in Ellwangen gehört habe, konnte ich jetzt besuchen. Die zweite Woche flogen wir nach Mthatha, von wo aus wir die Missionen der Mariannhiller besuchten. Entlang der Drakensberge liegen diese Pfarreien. Eine wunderschöne Gegend, die sich an dieser Bergkette entlang zieht mit Bergen mit bis über 2000m. Zum Abschluss der Reise landeten wir in der Abtei Mariannhill unweit der riesigen Stadt Durban.

Es war eine Reise, die uns in der ersten Woche mit unserer Comboni-Geschichte und der Grazer Schulschwestern in Südafrika konfrontierte und in der zweiten mit der Geschichte des Mariannhiller Ordens. Wir trafen lebendige Pfarreien an, wir wurden mit der Geschichte des Landes konfrontiert, mit der schrecklichen Zeit der „Apartheid“, die heute noch schlimme Nachwirkungen hat. Wir besuchten das sehr professionell hergerichtete Museum der Geschichte der Befreiung in Mthatha, und begegneten an wichtigen Orten seiner Geburt und seines Kampfes der großen Gestalt Nelson Mandelas und seiner Mitstreiter. Wir erlebten ein hochentwickeltes Land wie wohl kein anderes in ganz Afrika, aber auch ein Land mit riesigen Problemen: mit großer Arbeitslosigkeit (40%) und schrecklicher Kriminalität. Wir haben kaum eine Mission angetroffen, die nicht überfallen worden wäre.

Noch ist mein Herz voll von vielen Eindrücken und ich brauche Zeit, all das Erlebte zu verdauen. Ein paar Bilder gehen nicht aus meinem Kopf und Herzen. Am letzten Sonntag waren wir in Durban in einem Elendsviertel bei den Schwestern von Mutter Theresa. Welches Gottvertrauen, welchen Mut diese Schwestern haben. Sie lesen die Letzten, die Verlorensten auf und pflegen sie. Über 80 Personen haben sie in ihrem Heim. Wir trafen Mütter, die verzweifelt weinten in ihren Sorgen um ihre Kinder. Die Männer sind unzuverlässig, treulos, abwesend, viele junge Burschen dem Rauschgift verfallen und in kriminellen Banden organisiert, sodass den Müttern und Omas Scharen von Kindern zur Sorge anvertraut sind. Politisch ist das Land noch in einem Suchprozess, sich selbst zu finden nach den langen Jahren der Rassentrennung.

Aber auch schöne Bilder sind in meinem Herzen: Der wunderbare Gesang in den Gottesdiensten. Da singt und tanzt die Gemeinde stundenlang vierstimmig. Die Mission hat sich total verändert. Die weißen Missionare sind jetzt alt. Junge Priester und junge Schwestern haben übernommen. Das Gesicht der Kirche ist schwarz. Das war ja auch einmal der Traum von Daniel Comboni und anderen Ordensgründern. Missionarische Arbeit bereichert, hinterfragt aber auch schlimme Situationen und Strukturen, um so den Menschen zu helfen, näher zu einer Vision von Gesellschaft zu kommen, wie sie Jesus uns geschenkt hat. Das braucht alles Zeit und Geduld.

„Die Herrlichkeit Gottes ist der lebendige Mensch, das Leben des Menschen die Gottesschau“ (Hl. Irenäus).

Ich wünsche Euch eine gesegnete österliche Bußzeit, eine Zeit der Besinnung, auch der Ruhe. Auf Ostern zugehen, das ist auch ein Lern- und Übungsprogramm. Es will uns fit machen für ein Leben im Geiste Jesu.

Von Herzen Euch allen viel Segen

Euer Pater Josef Altenburger