Liebe Freunde,

Das Jahr geht dem Ende zu und so schicke ich Euch einen herzlichen Gruss in die Heimat. Hier sind wir schon mitten im Hochsommer, in den letzten Wochen hatten wir die ersten guten Regen, das graue Land wird langsam grün. Die älteren Leute sagen, in den letzten drei Jahren hat es weniger geregnet als früher. Man merkt es auch den Dämmen, die sind nicht mehr so voll. Hier ist ein kurzer Rückblick über das vergangene Jahr.

Wie ich Euch schon geschrieben habe, sind wir hier in Maria Trost zu dritt: Br. Paul und ich kamen am gleichen Tag (14. Januar) hier an. Br. Paul stammt aus Portugal. Er hat viele Jahre in Sambia gearbeitet. Er ist hier der Leiter des Pastoralen Zentrums, wo Kurse und Versammlungen für die Diözese stattfinden. Charlemagne aus Togo kam im März dazu: er hat in Pietermaritzburg Theologie studiert und machte hier in der Pfarrei sein pastorales Jahr in der Seelsorge. Am 2. November wurde er zum Diakon geweiht. Nächstes Jahr wird die Priesterweihe in seiner Heimat in Togo sein. Wir hoffen darauf, dass er dann nachher nach Südafrika zurückkommt und hier weiter arbeiten wird. So sind wir alle drei Neulinge hier und haben uns doch gut eingelebt.

Gott sei Dank, der Einstieg war nicht zu schwer.

Die Situation im Land ist nicht übersichtlich. In der Vergangenheit unter dem früheren Präsidenten Jakob Zuma gab es viel Bestechlichkeit, und diese Korruption hat ihre Nachwirkungen bis heute, vor allem in der Infrastruktur (z.B. Straßen und Elektrizität). Das Wirtschaftswachstum hat nachgelassen, die Zahl der Arbeitslosen ist gestiegen. Genaue Zahlen kennt niemand. Es sind vor allem Männer, die auf sich aufmerksam machen; teils mit einem Plakat um die Schultern, dann aber auch welche, die die Schlaglöcher auf den Teerstraßen mit Sand und Erde auffüllen und nebenbei eine Sammelbüchse hochhalten und auf Spenden der Autofahrer hoffen. Für ein oder zwei Wochen ist das Loch gestopft, dann bricht es wieder auf. Es beginnt von neuem, dass Männer darauf hoffen, etwas für ihre Mühe zu bekommen. – Andere suchen ihr Glück auf den Parkplätzen der Geschäfte, indem sie sich behilflich machen beim Einladen der gekauften Sachen und auch beim Ein- und Ausparken. Es ist für viele ein harter Kampf ums Überleben, das wird sehr deutlich, und viel bleibt nicht übrig von den Groschen, die einer bekommt.

Wir hatten im November die Feier der Erstkommunion. Besonders in der Zulu sprechenden Pfarrei sind viele Ehrenamtliche, die mithelfen bei der Katechese. Ein besonderes Anliegen sind die Besuche bei den Armen und Kranken. Unser neu geweihter Diakon Charlemagne, er stammt aus dem Togo, hilft da viel mit.

Am 1. und 2. November hatten wir hier ein großes Fest. Unser Scholastiker Charlemagne hat seine ewigen Gelübde an Allerheiligen abgelegt, und am darauf folgenden Tag wurde er von dem Johannesburger Weihbischof Duncan Tsoke er in unserer Pfarrei zum Diakon geweiht. Ja, Christus bleibt lebendig in unseren Gottesdiensten, in unserem Dienst an den Armen und im Leben der Gemeinde.

Ich selber merke, dass ich älter geworden bin. Ich fühle mich gesund, doch die Vergesslichkeit hat zugenommen, und manche in der Gemeinde begrüßen mich mit „Khehla“. Das war und ist immer noch ein Ehrentitel auf Zulu und heißt übersetzt ganz einfach „alter Mann“ – und bei dem wird nicht alles auf die Goldwaage gelegt.

Ich will diese Gelegenheit benutzen und Euch Frohe Weihnachten und ein Gesegnetes Neues Jahr wünschen. Gehen wir mit Vertrauen in diese Zeit, der Herr hat uns sein Wort gegeben und ist in unsere Welt gekommen, um bei uns zu bleiben, egal wo wir uns befinden.

Herzliche Grüße aus dem warmen Südafrika.

Pater Bernhard Riegel