Als mein Provinzial mich letztes Jahr fragte, ob ich die Seelsorge in der kleinen Gemeinde Mahube Valley in der Township von Pretoria übernehmen könne, bat ich ihn um zwei Tage Bedenkzeit. Ich bin 82 Jahre alt, aber bei guter Gesundheit. So stimmte ich zu.
In der Gemeinde war sechs Monate vor meinem Kommen ein guter Freund der Pfarrei bewußtlos geschlagen worden und gestorben. Viele in der Gemeinde haben seither Angst, abends zu einer Versammlung oder zur Kirchenchorprobe zu kommen.
Kurze Zeit später wurde Geld aus meinem Schrank gestohlen. Es war für ein anstehendes Projekt bereitgelegt. Noch verärgert sagte ich den Leuten, dass ich vom Verkauf des Honigs einiger Bienenvölker 10 000 Rand beisteuern könne, und forderte die verschiedenen Gruppen in der Gemeinde auf, es mir gleichzutun. Wir bekamen 36 000 Rand (ca. 3200 Euro) zusammen. Viele sagten zu mir, es sei nicht leicht, was ich fordere, aber es sei gut und richtig. Seitdem ist die finanzielle Verantwortung in der Gemeinde sehr gewachsen.
Die großen Ferien sind hier an Weihnachten. Viele, die in der Township leben und arbeiten, gehen in den Ferien in ihre Heimatdörfer. Viele sagten mir, in dieser Zeit könne man nicht viel tun, denn die meisten Leute seien nicht hier. Überhaupt vermisste ich schon länger die Jugend. Mit einem Seminaristen aus der Gemeinde besuchte ich Jugendliche, die in den letzten Jahren gefirmt worden waren. Zwei Wochen später kam ein junger Mann zu mir und fragte, ob der Jugendchor am kommenden Sonntag singen dürfe. Ich staunte, denn ich hatte im ganzen Jahr, seit ich hier bin, noch nie von einem solchen Chor gehört. Er sagte mir, sie seien von meinem Vorgänger vertrieben worden. Natürlich stimmte ich zu. Am nächsten Sonntag waren 35 Jugendliche in der Kirche und sangen. Ich freute mich und auch die Eltern sind dankbar und froh, ihre Kinder in der Kirche zu sehen.
Ganz wichtig ist mir die Familienseelsorge. Ich bin zurzeit dabei, Eheseminare einzuführen. So ein Wochenende besteht eigentlich nur aus sich mitteilen und aufeinander hören. Aber es bereitet immer große Freude. Es ist eine sehr wichtige Arbeit, weil eine gute Familie eine gute Grundlage bildet.
Vor zwei Wochen wurde ich von einer Polizistin aus der Gemeinde zu einer Gerichtsverhandlung gebeten. Es ging um einen 19-Jährigen, der aus sehr zerrütteten Verhältnissen kommt, aber immer noch Ministrant sein wollte. Als er letztes Mal am Aschermittwoch wieder ministrieren wollte, habe ich es ihm nicht erlaubt, denn er hatte versprochen über sein Leben mit mir zu reden und ist nicht gekommen. Viele vermuten, dass er auch mein Geld gestohlen hat. Jetzt hatte er seinem Chef den Laptop gestohlen, war im Besitz einer Polizeiuniform, hatte eine Waffe und hatte in dieser Uniform von jemand 5000 Rand erpresst. Daraufhin kamen einige Jugendliche zu mir und sagten, jetzt wüssten sie, wer auch unsere Lautsprecher in der Kirche gestohlen habe.
Vor einiger Zeit kamen zwei Männer und fragten mich, ob sie die Gläubigen besuchen dürften. Sie seien schon lange auf der Suche nach einem Platz für eine kleine Kirche. Der Stadtrat habe ihnen einen Platz für eine Notkirche gezeigt. Wenn viele Leute kämen, dann würden sie einen richtigen Platz erhalten, sei ihnen von den Behörden versprochen worden. Doch nach wenigen Tagen wurde die gebaute Notkirche von anderen Leuten abgebrochen. Auch sie haben diesen Platz beansprucht. – Also, wirklich nicht langweilig.
Pater Benno Singer