Liebe Freunde unserer Mission „im Herzen der Anden,

[…] Je älter man wird, desto mehr geht einem auf, wie Gottes Handeln so gar nicht unseren Gedanken und unserem Belieben entspricht. Kind in einer Krippe, noch ärmer dann am Kreuz, und nun für immer bis zum Ende Brot, so arm und hilflos im Tabernakel unserer Kirchen. Wer kann das schon so richtig glauben? Sonst müssten unserer Kirchen – mehr als alle Ärzte und Psychologen – überlaufen sein, wo Er, der Kranke geheilt, das Reich Gottes in Wort und Tat verkündet, mit Sündern kein Problem hatte, wohl aber mit den „Gerechten“.

Auch Peru und seien Kirche braucht eine grundlegende Erneuerung. Das Referendum am 9. Dezember 2018 mit großer Beteiligung war ein deutliches Zeichen, die Leute haben es satt mit den Korruptionsskandalen. 2021 zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit soll ein neues Peru entstanden sein, so dass wir wahrhaft die Nationalhymne anstimmen können: „somos libres…“, „wir sind frei und wollen es für immer sein…“ Darum bete ich täglich, ein neues Vaterland hier und auch dort „Einigkeit und Recht und Freiheit“ in Deutschland und Europa.

Am 1. Januar 2019 werden es schon acht Jahre, dass ich in Palca angekommen bin, nach zehn Jahren in der Höhe (4.380 m. ü. M.) von Cerro de Pasco (2000-2010). Auf große Erfolge kann ich hier nicht zurückblicken, wohl muss ich jeden Tag Gottes Barmherzigkeit preisen, dass ich noch am Leben bin und mit meinen 78 Jahren noch so gesund und immer im Einsatz in Palca und in unseren mehr als 30 Dörfern, die wir zu dritt betreuen. Auf große Erfolge in der Pfarrei können wir nicht zurückblicken. Aber ein Einkehrtag mit 33 Mädchen von 13-17 Jahren und dann mit 22 Jungen im gleichen Alter an je einem Wochenende waren ein kleines Zeichen für einen neuen Anfang der Bewegung „ Johannes XXIII.“, die in den letzten Jahren ziemliche eingeschlafen war. Hier in den Anden, ohne jede Industrie und somit kaum Aussicht auf eine bessere Zukunft, wandern die jungen Leute nach dem Abschluss der Mittelschule (mit 16-17 Jahren geht es dann schon auf die Universität) in die Städte ab, vor allem Lima, inzwischen mit mehr als zehn Millionen Einwohnern kaum mehr lebensfähig, und doch zieht es alle in die Hauptstadt. Wenn ich sage, dass ich die Hauptstadt Deutschlands nicht kenne und auch wenig Interesse habe, sie je kennenzulernen, dann kann das ein Peruaner kaum verstehen.

Gläubige aus unserer ehemaligen Pfarrei in Cerro de Pasco haben mich gebeten, eine Gruppe zu betreuen, sich wollen sich als Freunde der Comboni-Missionare weiterhin engagieren. Einmal im Monat bin ich nun dort am Sonntagnachmittag.

Der Ruf, den die Pfarrei hat, helfen zu können, ist ein richtiges Kreuz für mich, denn ich kann nicht auf die vielen Wohltäter zurückgreifen, die mein Vorgänger – aus demselben Weihejahrgang – hatte, nach 20 Jahren in unserem Internat in der Oberpfalz. Mich haben meine Oberen 1966, schon nach weniger als zwei Monaten, nach Spanien geschickt. In Deutschland habe ich nie gearbeitet. […]

Wir sind hier zu dritt, seit Februar 2018 mit einem jungen Mitbruder aus Äthiopien. Für uns, aber besonders für ihn eine Freude, den Generalobern aus Rom zum offiziellen Besuch zu haben. Er stammt auch aus demselben Land Afrikas. Comboni wird sich wohl riesig freuen, das seine Saat so großartig aufgegangen ist. Auch wir – am 21. September 2018 waren es 80 Jahre, dass die ersten in Pozuzo angekommen sind – wollen nichts anderes tun als säen und das Wachstum Gott überlassen. Aus einer rein deutschen Gruppe ist inzwischen eine internationale Provinz mit zehn Missionaren aus verschiedenen Nationen und vier Kontinenten geworden. Die einzige Gemeinschaft in Chile wurde aufgegeben, aber der General hat uns ermutigt, die Laien weiterhin zu betreuen, und da wäre ich gerne bereit, schließlich hat die Gründung 1984 dort begonnen, gerade mal zwei Monate war ich im Amt als Provinzoberer.

So schauen wir mit Mut und Zuversicht in die Zukunft und „Beten ohne Unterlass“, dass das Jahr 2019 ein Jahr des Heiles wird, denn „Die Barmherzigkeit wird siegen, auch wenn die ganze Welt uns will bekriegen…“

In dankbarer Verbundenheit
Pater Alois Weiß