Liebe Freunde, Bekannte und Mitarbeiter!

Diesen Brief habe ich in Limone am Gardasee begonnen. Jetzt schreibe ich in meinem Heimatort Taisten im Pustertal weiter. Heute hat es hier bei klarem Himmel glatte -6°, also nicht sehr österlich. Aber ich hoffe, die Ostergrüße gehen trotzdem weiter und ich wünsche damit außer schönen Frühlingstagen auch inneren Frieden und wertvolle Momente zum Auftanken für’s Weitergehen. An den Kartagen und Ostern fehlt es wohl nicht an Anregungen.

So geht es mir auch bei unserem Kurs in Rom. Wir sind 16 Mitbrüder, alle zwischen 60 und anfangs 70 Jahren. Insgesamt sind wir in 14 verschiedenen Ländern im Einsatz. Der Kurs soll helfen, das eigene Leben zu überdenken, sein Leben mit all den Projekten und Arbeiten im Gesamtkontext der Gemeinschaft einzuordnen und mit einer neuen Ausrichtung in den nächsten Lebensabschnitt einzusteigen. Der Kurs begann am 7. Januar in Rom, führte uns nach Limone und Verona und geht am 22. April in Palästina weiter…

Bis jetzt hat der Kurs genau das gebracht, was ich mir erwartet habe, eigentlich sogar mehr. Allein, dass wir aus so vielen verschiedenen Ländern kommen und dass jeder seine Geschichte mitbringt und auch tatsächlich einbringen kann, ist eine ungeheure Bereicherung. In den ersten Wochen sind wir sehr tief in die Geschichte unserer Gemeinschaft eingestiegen und haben uns auf die Spuren unseres Gründers, Daniel Comboni eingelassen. Dies führte uns in verschiedene Winkel Roms, bis hin zum Archiv der Propaganda Fide. Da auch Mitbrüder teilnehmen, die im Sudan arbeiten, wo die Wiege unserer Kongregation zu suchen ist, konnten wir uns sehr stark in die schwierigen Anfänge einarbeiten. Nach dem Tod Combonis 1881, wurde durch den moslemischen Mahdi-Aufstand praktisch alles zerstört. Die Christen und das gesamte Missionspersonal wurden gezwungen, dem katholischen Glauben abzuschwören und den Islam anzunehmen. Wer sich weigerte, wurde umgebracht. Selbst das Grab Combonis wurde geschändet, seine Überreste zerhackt. Aus diesen Trümmern ist zum guten Schluss die heutige Comboni-Familie mit ihren etwa 4.000 Mitgliedern, mit weit über einer Million Mitarbeitern entstanden. Am 22. April werden wir mit einem Bibelexperten für vier Wochen nach Ägypten und Palästina aufbrechen. Der Kurs endet am 22. Mai. Meinen Rückflug nach Brasilien habe ich für den 18. Juni gebucht.

In letzter Zeit beschäftigt mich immer mehr die Auseinandersetzung mit dem Islam, obwohl wir im Norden Brasiliens davon kaum betroffen sind. In den Großstädten ist es anders. Dass es Bestrebungen gibt, Europa nach und nach zu islamisieren, ist mir eigentlich schon lange aufgegangen. Wenn religiöser Fanatismus und Politik zusammen wirken, wird es immer gefährlich. Die Tatsache, dass wir Christen für die Moslem Ungläubige sind, und die brutalen Christenverfolgungen in mehreren islamischen Ländern, lassen aufhorchen. Die westliche Bevormundung über Jahrhunderte, dazu die ungebremste Arroganz des amerikanischen Präsidenten und seiner Anhänger, kann uns noch teuer werden. Über die Selbstverständlichkeit, mit der man in Europa Moscheen bauen lässt, und die Selbstverständlichkeit, mit der man auf der anderen Seite den Bau christlicher Kirchen verbietet, ist sicher kein gutes Zeichen. Auf diesen Karfreitag zu habe ich mir viele Gedanken gemacht über die Ernsthaftigkeit unseres Glaubens. Wenn es einen nicht so sehr oder direkt betrifft, ist es relativ einfach zu denken, dass wir im Grunde alle an den gleichen Gott glauben. Der Karfreitag sagt uns jedoch sehr klar, dass es eben nicht so ist. Jesus ist für den Islam im Höchstfall ein Prophet, nicht aber am Kreuz gestorben oder gar auferstanden. Der Koran kennt nur den einen Gott, nicht den Dreifaltigen. Es ist das größte Verbrechen, nicht an diesen einen Gott zu glauben. Eine Toleranzgrenze gibt es nicht.

Jedenfalls stimmen mich die Ereignisse unserer Zeit sehr nachdenklich. Es ist heute ja sehr einfach, über das Internet ausgiebig Nachhilfe zu bekommen. So wünsche ich allen friedvolle und gesegnete Ostern und sende liebe Grüße!

Br. Bruno Haspinger